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„Das hier kommt zum Boss und das sollst du zur Außengrenze liefern", meinte ihr Kollege. „Alles klar", sprach Morgan und begutachtete die Wahre sorgfältig bevor sie verladen wurde. Etwa Hundert verschiedene Waffen und Kiloweise Munition waren fein säuberlich in Kisten übereinander gestapelt. Jeden Tag wurde mehr geliefert. Ihre Aufgabe war es, die Wahre unversehrt ans Ziel zu bringen. Sie nickte noch kurz dem großen Mann zu und schwang sich dann in den Fahrersitz und steckte den Zündschlüssel ins Schloss. Der Motor sprang mit einem ächzen an und setzte sich ratternd in Bewegung. Morgan fuhr durch das Tor und die holprige Schotterstraße entlang. Wasserrillen hatten sich gebildet und das braune Nass spritzte zu allen Seiten. Konzentriert blickte sie auf die Straße. Schon öfter hatten ein paar schwarz maskierte Männer versucht die Waren zu stehlen. Einmal gelang es ihnen sogar. Ein Schauer rann ihr über den Rücken und sie konnte noch immer die Schläge spüren, die man ihr als Strafe erteilt hatte. Heute verlief aber alles nach Plan und keine Menschenseele war zu sehen. Von der Ferne konnte sie schon das Basislager der Anti Elpa sehen. Von außen sah es im Vergleich zu den riesigen Bunkern die es im Untergrund gab, nur mickrig aus. Als Morgan sich dem Tor näherte zog sich ihr Bauch zusammen und ihre Hände begannen zu zittern. Jeden Tag fürchtete sie als Mitglied der Elpa erkannt zu werden doch sie musste stark sein.

Beim Tor ließ sie das Fenster herunter und wendete sich an den Wachposten. Etwa ein Duzend Soldaten umstellten das meterhohe Stahltor und blickten sie mit kaltem Blick an. So relaxed wie möglich lehnte sich Morgan aus dem Fenster und gab dem muskulösen Kontroller ihren Ausweis. „Alles klar, lasst sie durch", befahl dieser ohne den Blick von ihr zu wenden. Dankend senkte Morgan den Kopf und startete den Motor. Im Schritttempo passierte sie das Tor. Vor einer weiteren Mauer war sie gezwungen stehen zu bleiben. Die Basis war doppelt abgesichert und so umgaben das Headquarter zwei Mauern. Immerhin hält doppelt besser. Endlich war sie im Inneren und fuhr die Unterführung hinab in den Untergrund. Morgan wusste, wer hier eingesperrt war, kam so schnell nicht mehr hinaus. Vor ihr lag ein Labyrinth aus Straßen und engen Fußwegen. Alle Teile der Stadt liefen hier im Basislager zusammen und man konnte alle erdenkliche Stellen von hier aus erreichen. Im Schritttempo ließ Morgan den Wagen zur Abladestelle rollen. Angekommen stellte sie den Motos ab und schwang sich aus dem Sitz. Lächelnd warf sie dem dunkelhaarigen Mann, der bereits auf sie wartete, den Autoschlüssel zu. „Der Boss will diese Kisten hier gleich persönlich entgegen nehmen. Den Rest kann ich übernehmen. Könntest du es Sir Terunax bringen. Nachdem ich hier fertig bin kannst du mit nach Hause fahren wenn du willst. Durch diese Tunnel zu laufen ist schließlich nicht sehr angenehm. Ich hätte schwören können, dass mir gestern eine Ratte unter die Füße gelaufen ist", scherzte der fast zwei Meter hohe Mann. Der Mann namens Samulo war ein guter Kollege und Freund von Morgan. Sie beide arbeiten verdeckt hier im Basislager für die Elpa. Er war noch immer dabei mehr Vertrauen der Anti Elpa zu gewinnen und die Waren die geliefert werden zu überwachen und zu dokumentieren. Manchmal entwendete er auch einen Teil der Lieferung und verwischte alle Spuren. Dies war der Einzige Weg der Elpa an gute Waffen zu gelangen. Es war ein gefährlicher Job, aber alle Mitglieder der Elpa war dies bewusst.

Schwer schluckend schleppte Morgan die Kiste den langen Flur entlang. Sie kannte den Weg schon ganz gut. Sie hatte schon öfter Lieferungen direkt zum Boss gebracht. Er war angsteinflößend und schon beim Gedanken an ihn fiel sie fast in Ohnmacht. Liefern musste sie ihm meist irgendwelche speziellen Waffen oder Dokumente. Das war zumindest was sie glaubte. Wissen konnte sie es schließlich nicht, da die Kisten fest mit mehreren fünfstelligen Zahlenschlössern verschlossen waren. Schon lange versuchte die Elpa herauszufinden wie man den Code knacken konnte. Was in den Kisten war, schien wichtig zu sein. Aber herauszufinden was sich in den Kisten befand, war nicht Morgans Job, also machte sie sich darüber keine großen Gedanken. Sie hatte wichtigeres zu tun. Sie musste heute wieder die kleinen Wanzen und Kameras einsammeln, die sie vor einer Woche hier versteckt hatte. Vorerst aber musste sie die Lieferung zum Boss bringen. Über eine Verspätung wäre er sicherlich nicht erfreut. Morgan war jetzt schon spät genug und sie wollte schließlich keine Kugel in den Kopf so wie der eine Nahrungsmittellieferant letzte Woche. Zufälligerweise konnte sie sehen wie sein Leichnam entfernt wurde und dies machte bei den Lieferanten natürlich schnell die Runde.

Bevor um die Ecke bog atmete sie noch einmal tief ein und machte sich dann so selbstbewusst wie möglich auf den Weg zur schwer gesicherten Tür vor der mehrere Wachen mit Schlagstocken standen und sie mit kaltem Blick musterten. Anscheinend wurde sie schon erwartet denn die Türsteher öffneten mir zugleich die schwere Stahltüre und ließen mich in den Raum eintreten. Zu sehen waren riesige Bildschirmen mit hunderten von unterschiedlichen Kamerbilder. Jeder Winkel der Basis konnte man hier sehen und auch Teile der Kampfgebiete waren überwacht. Der Boss stand mit dem Rücken zu ihr und zitternd aber mit fester Stimme und erhabenen Kopf machte Morgan sich bemerkbar: „Ich bin hier mit ihrer Lieferung, Sir." „Stell sie hier ab", entgegnete er und wies auf den Tisch neben ihm. Nachdem sie tat was er wollte, kehrte sie um und als sie schon fast aus der Tür hinaus war, rief er sie zurück: „Wo willst du denn so schnell hin? Musst du deinen Freunden berichten, dass ich schon wieder eine spezielle Lieferung erhalten habe, oder willst du eher nach den Kameras schauen die du versteckt hast?" fragte er noch immer mit dem Rücken zu ihr gedreht.

Atmen? Was ist Atmen? Morgan hielt die Luft an und ihr Herz begann wie wild zu klopfen. Sie war schon so gut wie tot. Gedanken schossen ihr durch den Kopf. Wie hatte er es überhaupt herausgefunden? Woher wusste er es? Hat er die Kameras gefunden oder mich beim installieren gesehen? Gibt es einen verdeckten Verräter bei der Elpa? Was auch immer der Grund sein mag, jetzt war die Zeit zu handeln, sonst mussten die armen Reinigungskräfte ihre Eingeweide von den Wänden schaben. Ohne noch weiter nachzudenken rannte sie auch schon aus dem Raum und verpasste den erstbesten Wachen der sie allarmiert ansah einen Schlag mit ihrem Ellbogen. Den schien ihre Attacke aber keineswegs aus der Fassung zu bringen. Er packte daraufhin ihre Arme und hielt sie eng an ihren Körper. Morgan aber hatte andere Pläne. Sie holte Schwung und schlug mit ihrem Fuß in das Tal in das die Sonne nie scheint. Daraufhin lockerte er seinen Griff und mit einem Ruck war sie frei. Leider hatten sich die anderen Wachen bereits um sie herum gestellt und versperrten ihr den Fluchtweg. Nur gut das Morgan einiges an Kampftraining hinter sich hatte. Eigentlich wollte sie nicht das es je so weit kommt aber das Universum hatte andere Pläne. Mal wieder. Blitzschnell hatte sie das Messer aus ihrer Tasche gezogen und attackierte schon den nächsten Soldat. Morgans Gesicht war zusammen gezogen und angespannt als sie Angriffe von allen Seiten blockierte und gleichzeitig gute Treffer landete. Gerade als sich einer der Männern sie mit voller Wucht auf sie warf, duckte sie sich und sah zu wie er in den Soldat hinter ihm krachte und beide zu Boden riss. Sie musste sich ein Lachen verkneifen als die zwei vor Schmerz stöhnend auf den Boden lagen. Lange konnte sie sich aber nicht freuen da sie in der Ferne viele Schritte hörte die definitiv in ihre Richtung kamen. Der Boss der bis jetzt nur in der Tür gelehnt zuschaute musterte Morgan amüsiert: „Du kannst nicht entkommen und das weißt du." Für einen kurzen Moment war Morgan ganz still. „Zuerst wird es aber schmerzhaft für dich", entgegnete Morgan entschlossen. Bevor Sir Terunax überhaupt reagieren konnte trat sie den Mann so fest in den Schritt wie sie nur konnte und schloss die Eisentür vor seiner Nase bevor dieser überhaupt realisieren konnte was gerade passiert war. Blitzschnell ohne noch weiter darüber nachzudenken was sie gerade getan hatte, nahm sie einen der Schlagstöcke der Wachen und versiegelte so die Tür. Die anderen Soldaten waren schon fast bei ihr aber bevor sie ankamen zog Morgan eine der Uniformjacken an und legte sich bewusstlos auf den Boden. „Sie muss weggerannt sein. Schnell wir können sie nicht verlieren", rief einer von ihnen und führte die anderen an ihr vorbei. Sie wagte es erst auszuatmen als sie niemanden mehr hörte. Nur den Boss der an die Tür hämmerte aber von den Soldaten ignoriert worden war. Bevor noch mehr Soldaten kommen konnten, raffte Morgan sich auf und rannte den Gang entlang. 

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