Morgan war niemand der Befehle folgte. Zumindest nicht wenn sie ihnen nicht zustimmt. Weniger überraschend war es also, dass sich Morgan noch am frühen morgen aus dem Bunker schlich. Es war noch ziemlich dunkel draußen, was zu Morgans Vorteil war. Im Schutze der Dunkelheit schlich sie also durch Gassen und huschte durch Innenhöfe und Gärten. Ihr Ziel lag nicht sehr weit vom Elpa Headquarter entfernt und man konnte bereits erste Schüsse hören. Morgan hatte vor ihrer Flucht aus dem Headquarter eine Karte, sowie eine Schusswaffe mitgehen lassen. Sie hielt die Waffe nah an den Körper, jederzeit bereit sie zu benutzen, würde es nötig sein. Nach einem kurzen Fußmarsch erreichte sie schließlich die Landwirtschaftszone Tanaski, die an die Warzone grenzte. Hier konnte sie sich besser im Schatten der Bäume und Felder verstecken. Hin und wieder sah sie in der Ferne Autos, die offensichtlich dem Militär gehörten. Schon langsam wurde es heller, was ihre Nervosität nur verstärkte. Die Warzone ,oder auch Famaso, kam immer näher. Hier musste sie sehr vorsichtig sein. Famaso war geprägt von zerstörten Häusern und verbranntem Land. Morgan kam an einer kleinen Siedlung an, die völlig zerstört zu sein schien. Morgan hatte keine Ahnung wo sie ihre Suche anfangen sollte. Bevor sie aber auch nur einen Schritt weiter gehen konnte, wurde ihr von hinten eine Pistole angesetzt. Ihr Herz blieb stehen als sie das kalte Metall an ihrem Hinterkopf spürte. Eine Millisekunde, so schnell könnte sie jetzt tot sein. Doch das war trotzdem eher unwahrscheinlich, da die Person sie schon längst hätte umbringen können. „Wer bist du", fragte Morgan noch immer mit den Kopf nach vorne gerichtet und mit den Händen in der Luft. „Ich habe dir doch gesagt du sollst dich nie wieder blicken lassen. Was daran hast du nicht verstanden?", zischte die Person hinter ihr, die sich als Evera entpuppte. „Evera?", flüsterte Morgan unsicher und drehte sich langsam um, um ihr in die Augen zu blicken, „Wieso bist du hier?" Diese verdrehte die Augen und ließ die Waffe sinken. „Ist das dein Ernst? Die wirklich wichtige Frage ist doch was DU hier zu suchen hast! Der ganze Staat sucht nach dir und deinen kleinen Freunden. Bist du lebensmüde oder warum treibst du dich gerade hier herum?", entgegnete Evera aufgebracht und fuchtelte mit ihrer Waffe in Morgans Gesicht herum. Morgan machte einen Schritt zurück und hob ihre Hände höher in die Luft um ihr Gegenüber zu beruhigen. „Mein bester Freund ist verschwunden. Ich muss ihn finden bevor er in die Hände von, du weißt doch schon wem, fällt", erklärte Morgan. Evera seufzte und ließ ihre angespannten Schultern sinken: „Ich kann dir helfen ihn zu finden. Ich habe gerade eben zwei Soldaten über eine Gefangenen reden hören. Anscheinend wurde jemand festgenommen und zum Headquarter gebracht um ihn zu verhören. Ich habe außerdem gesehen wie sie ihn auf einen Truck verladen haben. Er sah gar nicht gut aus." „Fuck!", flucht Morgan und raufte sich die Haare. Sie wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht und atmete tief durch, „Wir müssen ihn sofort da raus holen." „Woa, nicht so schnell. Der Headquarter ist eine Festung schon vergessen. Da kommt man nicht so schnell hinein und wieder hinaus ohne seinen Kopf zu verlieren", behauptete Evera und holte Morgan damit wieder in die Realität zurück. „Was ist mit dem Lüftungsschacht? Ich dachte es gibt einen Weg nach drinnen", erwiderte Morgan voller Zuversicht. Evera seufzte wieder und setzte sich auf eine zersprengte Mauer: „In den Gefängnistrakt kommt man so aber nicht hinein. Es gibt nur einen Eingang zum Gefängnis und das ist durch eine Sicherheitsschleuse für die man eine Keycard und einen autorisierten Handabdruck braucht. Ohne dem kommt man dort nie im Leben rein." Morgan schloss entkräftigt ihre Augen und ließ sich nun auch auf die Mauer sinken. Nach kurzer Zeit fragte sie aber leise: „Wieso warst du eigentlich im Headquarter als du mich gerettet hast? Wieso vertraut Bounty dir, auch wenn du nicht auf ihrer Seite bist?" Evera betrachtete sie bevor sie sich abwand und in die Ferne in den Sonnenaufgang blickte. „Ich stehe auf keiner Seite. Überleben ist mir wichtiger als auf irgendeiner Seite zu kämpfen. Ich habe Glück, dass sie mich nicht unter ihrer Kontrolle haben. Deshalb bin ich aber nicht ihr Feind. Ich werde tun was ich muss, um mein Leben zu retten. Außerdem mag ich wissen was vorgeht, um mich in Sicherheit zu bringen, falls es nötig ist. Ich arbeite für die Familie Terunax als die Dienerin von den Schwestern der Familie. Heute ist ein freier Tag, das aber nur weil die Schwestern heute nicht da sind. Irgendein wichtiges Meeting irgendwo in der Stadt mit irgendwelchen Mafiabossen aus aller Welt. Was weiß ich", erklärte Evera. Morgan hört ihr gespannt zu. „Wenn du so nahe bei der Familie bist, könntest du dann nicht irgendwie herausfinden, wie man sonst noch in das Gefängnis rein kommt. Es muss doch einen Weg geben oder nicht?", überlegte Morgan laut. Evera schüttelte ihren Kopf. „Es ist eine Festung. Deinen Freund da raus zu holen ist einfach unmöglich", nach einer kurzen Pause fügte Evera aber hinzu, „Ich kann versuchen etwas herauzufinden. Versprechen kann ich ab er nichts."
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