Einen Ausweg finden

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Ein neuer Tag brach an und ich konnte nur schwer verarbeiten, was die letzten Tage geschehen war. Zwei Menschen hatten mehr oder weniger durch meine Hand den Tod gefunden. Wie sollte ich damit umgehen? Ich war nur ein Teenager und alles, was ich wollte, war zurück nach Hause zu gehen und meine Mutter in den Arm zu nehmen. Sie musste mittlerweile krank vor Sorge sein, nie hatte ich etwas Derartiges getan. Aber es war zu ihrem Besten. Ich musste sie doch vor darin beschützen. Wenn ich nicht tun würde, was er mir sagt, würde er sie ohne mit der Wimper zu zucken töten, das war mir schmerzlich bewusst geworden. Der Mann, den ich so geliebt hatte, war nicht mehr da. Alles, was von ihm übrig war, war dieses Monster, welches skrupellos Menschen tötete und von mir verlangte, ihm gleich zu tun. Aber ich war kein Monster. Ich wollte niemanden töten. Natürlich hasste ich diese Männer für das, was sie meinem Vater angetan hatten und ich wollte, dass sie dafür bestraft werden ... aber nicht so. Nicht auf diese Art und Weise.

Darin hatte für diesen Tag Schießtraining angeordnet. Seiner Meinung nach, müsste ich erstmal lernen, wie man ordentlich mit einer Waffe umgeht, ohne zu zittern oder zu zögern. Wieder mal hatte ich keine Wahl. Ich hatte keine andere Wahl, als mit ihm gehen. Er fuhr mit mir eine Stunde lang stadtauswärts zu einem Schießstand. Er schien den Besitzer gut zu kennen, denn er stellte keine Fragen, weder über mich, über Darin oder die Waffen, die er dabei hatte. Es gab keine der üblichen Sicherheitskontrollen oder Identitätsabfragen. Es war ein zwielichtiger Laden, das merkte ich sofort beim Betreten. Alle Menschen, denen ich dort begegnete, sahen aus wie Kriminelle. Vermutlich waren sie es, aber das war nicht mein Hauptproblem. Mein Problem war eher, wie ich aus dieser Sache unbeschadet herauskommen könnte. Solange ich nicht wusste, wie ich das anstellen sollte, musste ich mitspielen. Ich musste mein Überleben und das meiner Familie sichern. Das war ich vor allem meiner Familie schuldig. Also absolvierte ich das Schießtraining. Geschlagene 4 Stunden waren wir auf diesem Schießstand. Darin ließ nicht eher locker, bis er sich sicher war, dass ich alle Waffen, die er besaß, ohne Probleme bedienen konnte. Er wollte Probleme vermeiden. Die Morde sollten schnell und sauber ablaufen. Es war nicht das Töten selbst, für das er sich so begeisterte und er wollte seine Opfer auch nicht quälen, wie ich es oft im Fernsehen über Serienmörder gehört hatte. Nein, Darin war nicht so. Er wollte ihnen in die Augen sehen, wenn sie starben. Er wollte sehen, wie das Leben aus ihren Körpern wich. Und wie konnte er das besser, als wenn er am Töten selbst, gar nicht beteiligt war? So konnte er die Opfer bestens beobachten. Und ich konnte Darin beobachten. Die Freude in seinen Augen in jedem dieser Momente ... es war grauenhaft. Er wollte, dass ich diese Freude spürte ... aber ich konnte es nicht.

Jeder Tag, den ich mit Darin verbrachte, machte mich kränker. Äußerlich stumpfte ich ab, schließlich wollte ich nicht selbst eins von Darins Opfern werden, aber innerlich ... innerlich schrie ich. Ich wollte, dass endlich alles endet. Gerne hätte ich gewusst, was sein eigentlicher Plan war, aber konnte das große Ganze nicht überblicken. Wenn ich eher gewusst hätte, was wirklich vor sich ging, wäre ich vielleicht in der Lage gewesen, es eher zu beenden. Doch dafür musste ich zuerst aus meiner Schockstarre erwachen.

Einige Wochen zogen so ins Land, Darin schleifte mich jeden zweiten Tag zum Schießtraining und wenn wir nicht auf dem Schießstand waren, feilten wir an einem Plan für den nächsten Mord. Jede Woche verlor ein Mensch sein Leben. Ich möchte mich nicht rausreden, ich hätte schneller etwas tun müssen, aber ich wusste schlichtweg nicht wie, ich war ein halbes Kind. Eigentlich hätte ich mich zu dieser Zeit für Jungs interessieren müssen, Boybands, Schulbälle ... alltägliche Dinge eben. Stattdessen kannte ich mich bestens mit Waffen aus und hatte eine Trefferquote von 100%. Man könnte sagen, ich war eine der besten Schützen der Welt. Stolz war ich auf diesen Titel nicht, ich war immer Pazifistin gewesen und hasste den lockeren Umgang mit Waffen in unserem Land. Dennoch war es zu dem Zeitpunkt meine Realität und es gab nichts, was das hätte ändern können. Ich schmiedete einen Plan, um von Darin wegzukommen, doch das konnte ich nicht ohne Beweise, das wusste ich. Ich musste wissen, was sein Plan war. Sein Plan für mich, für seine Opfer, für alles. Und ich musste auch wissen, ob er allein agierte, oder ob es noch Hintermänner gab. Denn immer öfter sah ich ihn nachts verschwinden. Er schloss mich nachts in seiner Wohnung ein, als er dachte, ich würde schlafen und fuhr weg. Es dauerte manchmal mehrere Stunden, bevor er wieder heim kam. Das musste etwas zu bedeuten haben und mir war klar, dass ich hinter ihm her musste, wenn ich wissen wollte, was dahinter steckte. Dafür musste ich erstmal einen Weg finden, um unbemerkt die Wohnung zu verlassen, was bei abgeschlossenen Türen nicht so leicht war. Klar, ich hätte durchs Fenster steigen können, aber sowas wollte geplant werden, denn ich musste es schaffen, wieder in der Wohnung zu sein, bevor Darin etwas bemerken würde.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Oct 22, 2022 ⏰

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