Ich gallopierte über eine blumenbedeckte Wiese. Der Wind zauste meine flatternde schwarze Mähne. Das gras unter meinen Hufen war weich und der Duft der jungen Kiefern wehte um meine Schnauze. Ich hob den Kopf und wieherte laut und glücklich. Dann sprintete ich los,bremste dann keuchend und stieg. Ich warf den Kopf hoch und wieherte erneut. Laut und klar. Ich war frei! Mein leuchtend rotes Fell strahlte in dem Glanz der untergehenden Sonne, meine Augen blitzen fröhlich und ich hielt den Kopf in den wind,damit er mit den Mähnen Haar spielen konnte. Eine sanfte Stimme unterbrach meine kühnen Vorstellungen. Ich wandte mich ihrem Ursprung, meine Ohren zuckten neugierig. Meine wundervolle Besitzerin stand da und sah mich erwartungsvoll an. Ich landete wieder auf allen vier Hufen und beschleunigte in einen weichen Gallop. Ich war fast bei ihr angelangt,da traf eine Peitsche mich so hart das ich fast gestürzt wäre.
Keuchend taumelte ich herum. Ich stand wieder in meiner kleinen, stinkenden Box und hinter mir war ER. Mein Herr dessen Name ich nicht kannte. Erschöpft schloss ich die Augen. Ich hatte also nur geträumt. *was erwartet du auch? Das dich jemand hier rausholt?* schalt ich mich innerlich selber. "Nun mach schon,steh auf du blöder Gaul!" brüllte mein Herr und schlug mir die Peitsche brutal übers Maul. Ich öffnete die Augen wieder und lies mir wiederstandslos ein Halfter anlegen und mich raus führen. Auf der Stallgasse band er mich an und riss mir das Halfter runter. Er legte mir Rollkur,Kandare und Ausbinder an und zog dann den engen harten Sattel fest. Ich litt furchtbare Schmerzen doch ich wusste wenn ich wehrte würden mich noch schlimmere erwarten. Der Sattel scheuerte an dem Dreck der noch an mir klebte und riss gerade erst verheilte wunden wieder auf. Vor Schmerz schloss ich die Augen und peitschte mit dem Schweif. Sofort sprang mein herr auf. "Stillhalten hab ich gesagt!" schrie er und holte mit seiner Peitsche aus. "Und was bist du schon wieder so schlecht gelaunt?!" Die Peitsche traf mein empfindliches Maul und riss es auf. Blut rann über meine Nüstern, aber ich blieb ganz still stehen. Ich hatte Angst. Furchtbare Angst!
Er führte mich in die Halle,wo bereits ein Hindernis aufgebaut war. Ich betrachtete es ängstlich. Es war hoch. Sehr hoch! So hoch war ich noch nie gesprungen! Trotzdem gallopierte ich auf sein Zeichen hin auf das Hindernis zu. Ich spürte den festen Griff seiner Hände. Er war eigentlich ein guter Reiter, doch er hatte seine Chance verbaut. Die Bitterkeit eines verlorenes Tunieres und der triumphierende Spott seines Vaters hatte ihn zu einem verbitterten Menschen gemacht.
Kurz vor dem Hindernis nahm ich all meine Kraft zusammen und sprang. Ich bemühte mich mir allen Kräften über es zu können doch ich schaffte es nicht. Meine Fesseln knallten hart gegen das Holz der Stangen und ich taumelte.
Stumm wand mich mein Herr und ritt erneut auf das Hindernis zu. Doch diesmal schaffte ich es nicht nur nicht, sondern stürzte auch noch und mein Herr schlug dumpf auf dem Boden auf. Ich taumelte ein paar Schritte um mein Gleichgewicht wiederzufinden und wandte mich dann meinen Herrn zu. Dieser stand auf packte mein Zügel und rief barsch:"Leo,allehop komm! Ich brauche deine Hilfe für diesen scheiss Gaul hier!" ich zitterte nicht mehr, ich bebte. Leo,der alte Stallbursche kam herein geschlurft und stellte sich neben das Hindernis."Nein Nein Nein!!" brüllte nein Herr und deutete auf eine Mistgabel. "Nimm die und halt sie ein Stück über das Hindernis und wenn er nicht springt schlag auf seine Beine!' befahl mein Herr kalt. Leo murmelte etwas und nickte. Wieder gallopierten wir und sprangen und wieder versagte ich. Er versuchte es mehrmals dann drückte er Leo die Zügel in die Hand und ging los um etwas zu holen.
Als er wieder kam hielt er ein paar Bandagen in der Hand. Ich war richtig erleichtert. Wahrscheinlich hatte er sie geholt damit meine Knöchel geschont wurden wenn sie gegen das Holz knallten. Doch als ich loslief spürte ich ein seltsames Stechen. Als ich sprang und Leo mir gegen die beine schlug uns ein höllischer Schmerz durch sie raste wurde mir alles klar. Nägel. In den Bandagen waren Nägel! Ich sprang so hoch ich konnte um den Schmerz zu entkommen doch ich schaffte es nicht. Hart schlug ich auf dem Boden auf. Ich gab ein gequältes Stöhnen von mir. Mein Herr stieg ab. "Das bringt nichts. Wir dürfen nicht so sanft mit ihm umgehen!' knurrte er und ging erneut um etwas noch schrecklichletes zu holen. Ich schloss die Augen. Lange würde ich den Schmerz nicht mehr aushalten. Als ich die Augen wieder öffnete befestigte mein Herr gerade etwas Stacheldraht an den Hindernis. Noch während ich diesmal sprang,der Draht meine Beine zerfetzte und die Nägel sich in meine beine bohrten wurde mir schwarz vor Augen. Den dumpfen Aufprall auf den harten Hallenboden merkte ich schon gar nicht mehr.
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