Krankenhausbesuch

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PoV Sherlock

Meine Sinne sind benommen. Alles was ich sah ist eine verschwommene Pampe oder der Umriss einer unbestimmten Form. 

Schritte näherte sich meiner Tür. Jemand drückte langsam die Klinke hinunter. Rein trat...ein altes Gesicht. 

Ihre kurzen braunen Haare sind gewachsen. Sie hingen ihr nun unter den Schultern und besaßen ein hellen Ton an den Spitzten. 

Grace wirkte so als hätte sie es eilig. Sie war unkonzentriert, abgelenkt. Vielleicht verunsichert?

"Sherlock", hauchte sie.

Meine Augen nahmen nicht fiel war, dafür aber mein Verstand. Die Erinnerungen von letzter Nacht donnerten in meinen Schädel. 

Sie hat mich angeschossen.

"Sherlock du wirst es ihr nicht sagen, okay? Du wirst es ihr nicht sagen", bevor ihre Aussage in meinem Schädel ankamen, fielen meine Augenlieder abermals zu.

Nein ich konnte nicht wieder einschlafen. Ich hatte zu viele Fragen, die mein Verstand wach hält.

Doch mein Körper schmiegte sich in die Matratze. Grace Gesicht wurde vermischt mit den Farben des Krankenhauses und dem grellen Licht aus dem Flur. 

Ich versuchte ein Wort rauszubringen, doch mein Mund kratzte nur jämmerlich. Ohne es zu wissen nickte ich weg. 



Das Tageslicht weckte mich auf. Drei Tage sind vergangen seitdem Grace hier aufgetaucht ist. Immer Mal kam mich John besuchen, sogar Mrs. Hudson und James Lestrade, aber Eeve ließ sich nicht blicken. 

Sie wurde schon vor zwei Tagen entlassen, den Morgen nach dem Vorfall.

John erzählte mir, das sie Ohnmächtig wurde und eine Panik-Attacke erlitt. Es wäre sicherer gewesen sie für zwei Nächte dazulassen, doch sie konnte ihr Geschäft nicht solang warten lassen.

Eindeutiger Fall von Vermeidung von Konfrontation mit ihrer Mutter. Kommt mir bekannt vor. 

Seine Probleme mit Arbeit zu überdecken, bis sie wieder hochkommen und soziale Kommunikation erfordern, die zur Klärung von Missverständnissen dienen und meistens Drama-beladen sind. 

Der Albtraum eines hochfunktionalen Soziopath und offensichtlich einer Blumenladen-Besitzerin mit Trauma. 

Wenn man vom Teufel spricht.

Sofort zogen sich meine Augen auf, als die junge Frau in mein Krankenzimmer trat. 

Ich versuchte mich zu richten, doch die Schmerzen in meinem Bauch ließen es nicht zu.

"Schon gut, beweg dich lieber nicht", sie klickte die Tür ins Schloss und stellte sich an das Ende meines Bettes. 

Sie trug einen kleinen Blumenstrauß in der Hand, mit den Farben rot, weiß und blau. "Ich wusste nicht ob die Farben magst aber-".

"Stell sie einfach zu den anderen", ich wollte mir selbst eine Backpfeife geben. Es liegt wohl in meiner Natur ein gefühlskaltes Arschloch zu sein.

Sie räusperte sich und legte sie auf die Kommode zu den Luftballons. 

"Wie gehts dir?".

Ich nickte und schnalzte mit der Zunge. "Wenn man die unendlichen Schmerzen und die quälenden Fragen weglässt, dann -ja, es geht mir blendend".

Sie lächelte aufgesetzt, doch wurde schnell wieder ernst. Zögerlich knabberte sie auf ihrer Lippe, als würde sie sich ihre Worte erst zurecht finden müssen.

Doch so wie ich sie kenne, hat sie das bereits die Taxifahrt hierher gemacht. Die geschwollene Lippe kann unmöglich so dick von den letzten 5 Sekunden sein.

"Wieso bist du nicht eher gekommen?".

Sie ließ sich in den Sessel plumpsen und seufze. "Ich hatte Angst".

Meine Augenbraune zogen sich verwirrt zusammen. "Angst? Wovor?".

Sie nahm tief Luft und warf ihren Kopf in den Nacken. 

"Ich wollte dich nicht besuchen, weil ich Angst hatte, dass ich sie wiedersehe...im Krankenhaus. Gott, es klingt noch bescheuerter, wenn ich es ausspreche".

"Ich kann ihnen nicht folgen".

Sie zwirbelte den Stoff ihres Mantels zwischen den Fingern und senkte den Kopf. "Natürlich kannst du nicht".

Ich blickte zur Seite und dachte an einen Weg,  um die unangenehme Stille zu überspielen. "Wie geht es...James?".

"Wer?".

"James? Jasper? Gavin?".

Sie schüttelte verwirrt den Kopf. "Oh du meinst Greg!".

Ich nickte fahrig.

"Nun. John hat es ihm gesagt, ich hab Greg noch nicht gesehen. Wir beide waren zu beschäftigt, mit-mit der Arbeit. Sie wissen mitten in der Woche, ist viel los".

Ich zog die Augen misstrauisch zusammen.

"Gestern war Sonntag".

"Oh", sie schaute überrascht und entsetzt auf ihr Handy. "Oh...Deswegen war keiner da".

Ich blinzelte perplex und räusperte mich. "Vielleicht sollten Sie eine kleine Pause machen".

"Mh", ich wusste das sie meinen Ratschlag nicht ernst nahm. 

"Vielleicht nehmen Sie weniger Morphium", sie neigte ihren Kopf zum Tropf der mit einem dünnen Schlauch an meinem Arm verbunden ist. 

Ich drehte schmunzelnd das Morphium hinunter.  Sofort spürte ich ein mulmiges Gefühl in meinem Bauch. 

"Das musst du nicht, das weißt du, oder?".

"Doch muss ich", ich schaute sie ausdrücklich an. "Du bist am Zug". 

Sie schmunzelte leicht. Es gab mir ein so gutes Gefühl, das es umso mehr weht tat, als es wieder verschwand.

"Ich fahre an Weihnachten zu meinen Eltern, mit John und Mary, wollen Sie vielleicht mitkommen? Urlaub für vier Tage?".

Sie legte ihren Kopf schräg und schaute nachdenklich. Ich vermisste diesen Blick. Den Blick, als die Antwort schließlich in ihren Augen aufblitzte und uns mit ihren schlauen Einwänden erhellte.

"Ich überleg es mir".

Ich zuckte mit der Lippe und starrte auf ihre Hände. Sie zitterten leicht. Sie fühlte sich deutlich unwohl. Kann ich verstehen,  Krankenhäuser haben nicht immer den angenehmsten Effekt auf Menschen. 

"Wissen Sie was es damit auf sich hat. Ihr falscher Tod, der USB-Stick?".

"Welcher USB-Stick?".

Sie schaute ertappt auf. "Was?".

"Sie haben gesagt: was es mit dem USB-Stick auf sich hat".

"Ich hab mich nur versprochen", sie schluckte heftig und schnappte sich ihre Tasche. Abrupt stand sie auf.

Ich starrte verdutzt und folgte ihren nervösen Blick zur Tür.

"Ich muss wieder los, war schön mit dir zu reden", zögerlich kam sie auf mich zu, beugte sich hinunter und berührte meine Wange mit ihrem Mund. 

Rasch drehte sie sich um und ließ mich völlig entgeistert im Bett liegen.

"Auf Wiedersehen, Sherlock", ihre Stimme brach, als sie die Tür schloss und verschwand.


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