2 Kapitel „Lächle doch mal!"

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Wie jeden Morgen stand ich auf, machte mich fertig und ging zur Schule. Diesmal war mir das Schulgebäude noch unangenehmer als sonst, meine Beine sträubten sich dagegen zu meinen Klassenraum zu gehen. Als würden sie mir versuchen zu sagen: „Noch kannst du immer noch umdrehen!"  Schließlich stand ich vor unserem Klassenraum. Ich zögerte, aber dann entschloss ich mich doch die Tür zu unserer Klasse zu öffnen. Ich ging durch die Klasse. Alles schien wie beim Alten geblieben zu sein. Das dachte ich zu mindest.

Gerade als ich mich hinsetzten wollte rief mir jemand aus der Klasse: „ Oh schaut mal, da ist ja unsere Skylar, ohne Freunde."

„Tristan, lass sie doch in Ruhe, sie kann doch nichts dafür, wenn niemand mehr mit ihr befreundet sein will." sagte Lilith und fing an zu lachen.
Auch Tristan fing an zu lachen: „ Wie konntest du denn nur mit der befreundet sein. Ist sie nicht etwas unter deinem Niveau?"

„Sie hatte nie andere Freunde, deshalb tat sie mir leid und ich hatte Mitleid mit ihr. Zu viel Mitleid! Nach neun Jahren ist mal endlich Schluss mit Mitleid!", Lilith grinste gehässig und warf mir einen herabwürdigenden Blick zu.

Das konnte sie nicht ernst meinen oder? Das war alles nur ein Spaß!

Die „Coolen" der Klasse lachten, zeigten auf mich und machten abwertende Kommentare bis sich schließlich Amaya vor mich stellte.

„Jetzt lasst sie doch mal in Ruhe ihr unterentwickelten, zurückgebliebenen Idioten! Ach und Lilith, ich glaube eher Skylar hatte Mitleid mit dir. Wer will schon mit so einer hochnäsigen Ziege wie dir befreundet sein!" schrie Amaya wütend.

Lange herrschte eine Stille über unsere Klasse. So hatte ich unsere Klasse noch nie erlebt. Lilith wollte etwas, doch da zog Lian sie schon am Arm.
„ Setz dich hin Lilith, das ist es nicht wert.", sagte Lian ruhig zu ihr.

Erstaunlicherweise tat sie das auch. Ich hätte damit gerechnet, dass sie sich auf Amaya stürzen und die ganze Sache blutig enden würde. Immerhin hatte Lilith einen knallroten Kopf  und einen Todesblick aufgesetzt. Stattdessen saß sie auf ihrem Platz und tippte etwas auf ihrem Handy herum. Lian legte seinen Arm um sie und es sah so aus als hätte sich der tasmanische Teufel beruhigt.

Amaya hingegen lief geradewegs auf mich zu: „ Alles in Ordnung?"

„Ja, danke, dass du mir geholfen hast!", sagte ich. Ich war etwas überrascht, dass sie sich so für mich einsetzte.

„Habe ich doch gerne gemacht!", entgegnete sie lächelnd.
Amaya beugte sich etwas über meinen Tisch.

„Um mal ganz ehrlich zu sein,", flüsterte sie, „wir haben echt viele Idioten in unserer Klasse, denen man mal gehörig die Meinung sagen müsste. Heute war mal wieder so ein Tag!"

Es war echt erstaunlich wie beliebt und mutig sie eigentlich war.Sie sagte ihre Meinung, aber trotzdem war sie beliebt. Bei den Jungs aus der Klasse und bei den Mädchen, bis auf bei Lilith.

Wir fingen beide an zu lachen. Als das Klingeln zum Unterricht ertönte, war mir klar, dass ich jetzt wieder allein sein müsste. Niemand wollte neben mir sitzen.
„ Hey, ist hier noch ein Platz frei?", fragte sie mich.

Meinte sie das wohl ernst oder war das wieder ein Versuch mich blöd dastehen zu lassen?
Egal, was könnte wohl im schlimmsten Fall passieren, ich war doch schon am Boden der Klassenhierarchie.

„Klar." erwiderte ich.

Ich war mir noch immer etwas unsicher ob sie wohl ernsthaft neben mir sitzen wollte. Auf einmal ging sie wieder und ich war mir sicher, dass sie nicht ernst gemeint hatte. Nach 3 Minuten kam sie allerdings mit einen großen, vollbepackten Rucksack zurück und setze sich neben mich. Ich konnte mir nicht zusammen reimen wieso Amaya, unsere Klassensprecherin, ausgerechnet neben mir sitzen wollte. Wir haben vorher noch nie wirklich eine ernstzunehmende Konversation geführt. Normalerweise hing sie immer mit ihren Freunden Esther, Alva und Joshua, doch auch in unserer Klasse war sie beliebt. Das machte sie zum kompletten Gegenteil von mir.

„Hallo Nachbarin!", sagte sie lächelnd bevor Frau Bernd in unsere Klasse gestürzt kam.
„ Guten Morgen liebe 9a!",sagte Frau Bernd hektisch, „ Tut mir sehr leid, aber ich wurde im Lehrerzimmer aufgehalten. So, dann holt mal eure Bücher raus. Also eigentlich, hättet ihr eure Sachen ja schon rausholen können. Was habt ihr denn die ganze Zeit gemacht?"

Die Klasse verstummte wieder. Niemand sagte etwas. Oder eher niemand traute sich etwas zu sagen.
„Na dann, schlagt bitte eure Bücher auf Seite 168 auf! Heute beschäftigen wir uns mit der Zukunft der Erde!" ,fuhr sie fort.
Den Rest der Stunde guckten wir uns Bilder und Grafiken von Umweltverschmutzung und Co2- Ausstoßen an und mussten die schlechten Witze von Tristan ertragen. Diese Witze waren doch deutlich erträglicher mit Amaya neben mir.

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