Kapitel 15 //Do you remember?//

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13:45 Donnerstag 2134

„Was sollte uns die Antwort geben?" fragte Dream, leicht fassungslos, dass die Antwort möglicher Weise genau vor seinen Füßen gelegen hatte.
Sapnap suchte kurz nach seinen Worten und meinte dann mit leicht geweiteten Augen: „Mein Vater hat mir erzählt, dass hier ein alter Freund von ihm gewohnt hat, er soll sich geändert haben, deshalb haben sie sich auseinander gelebt, aber immer wenn man ihn draußen gesehen hat, hatte er so ein kleines Notizbuch mit sich..."-„Hast du schonmal erzählt, aber", Dream begriff zu spät weshalb der schwarzhaarige die Aufmerksamkeit so sehr auf das Notizbuch von George lenkte, bis er sich selbst auch daran erinnern konnte, er hatte es bereits besessen als sie noch Schüler gewesen waren.

Dream riss die Augen auf, als er Begriff, was Sapnap andeutete: „Dieses Notizbuch, meinst du er hat es hier versteckt?"
Sapnap nickte schnell: „Ja und ich wette mit dir, dass entweder etwas mit den Nummern in der Küche oder mit der zwölf zu tun hat, vielleicht steht dort sogar jedes Rätsels Lösung in diesem Buch"

„Aber was soll die zwölf bedeuten?", dachte Sapnap laut und drehte sich im Flur des Hauses dabei in alle Richtungen. „Keine Zimmer, so viele hat das Haus nicht, allerhöchstens... Bilder oder Fenster oder sowas in die Richtung"

„Aber von wo angefangen?", fragte Sap und deutete auf die Bilder im Flur, „Vom Flur aus angefangen, aber wie dann weiter?" Dream überlegte, dass die Rechnung im Flur begann, war nur logisch, aber wo sollte sie weitergehen? Entweder Küche oder Wohnzimmer...

„Wir suchen ein Bild, welches irgendeinen Hinweis an sich hat...ein Zettel oder eine Nummer oder"-„Wir durchsuchen jedes von ihnen!", unterbrach ihn Sap und schaltete im selben Moment seine Handy Taschenlampe an: „Du übernimmst oben" Dream nickte und schaltete die Taschenlampe in seiner linken Hand ein, ehe er sich von Sap wegdrehte und in Richtung Treppe, über den alten Teppich vor ihnen lief.

Als er die zwei knarrenden Stufen überwunden hatte, setzte er schließlich einen Fuß nach oben in den Flur, während er Sap unten bereits hören konnte, wie er die Bilder auf dem kleinen Schränkchen unter die Lupe nahm.
Mit der Taschenlampe leuchtete Dream die Wände entlang, der Lichtpegel fiel zuerst auf die Tür von Georges altem Zimmer, dann zum Bad und schließlich zum Gästezimmer. Auf Georges Zimmertür hing ein Bild, allerdings aus Papier und ohne Bilderrahmen, es war mit einer grünen Stecknadel an das Holz gepinnt.

Er ging einen Schritt weiter darauf zu und sah es sich genauer an, es war eines dieser Snapchat Selfies, wie sie jeder von 2017 bis 2020 auf dem Handy hatte, diese mit dem violetten Schlafmasken Filter. Das Bild zeigte ihn und George, vermutlich noch aus ihrer Schulzeit, im Hintergrund konnte man auf dem vergilbtem Papier nämlich den Busbahnhof in der Nähe ihrer Schule erkennen.
Dream fuhr mit der Hand vorsichtig über das Papier, er hatte angst es zu zerstören, da es schon ziemlich zerrissen an den Rändern war.
Langsam ließ er die Taschenlampe sinken, desto mehr er darüber nachdachte weshalb es hier hing.

Als er noch hier gewesen war, hing es noch nicht hier, dass wusste er, weil er diese Tür und den Raum dahinter auswendig kannte, Georges Haus war damals wie ein zweites zu Hause gewesen, sie waren immer nachmittags her gekommen, hatten Videospiele gespielt, Georges Schwester genervt und wurden schließlich von seiner Mum angemeckert weil sie zu laut waren.
Dream lächelte leicht, bis ihm ein Gedanke ins Gedächtnis kam, welches sein Lächeln verschwinden ließ, dass das Bild erst hier hing, als er weg gewesen war, musste heißen das George sich die ganzen Bilder auf denen er gewesen war angesehen hatte, vermutlich jeden Tag, dann hatte er eines ausgedruckt und es sich hier an die Wand gehangen und in all der Zeit, diese ganze lange Zeit wie er dann noch hier gelebt hatte, bis er schließlich verstorben war, all diese Zeit lang hatte er es hier hängen gelassen, hatte es jedes Mal gesehen, wenn er in dieses Zimmer gegangen war...

Langsam drehte er das Bild um, er erwartete entweder eine weitere zwölf oder gar nichts zu sehen, dass erste was auf dem gelblichem Papier sah, war auch eine zwölf, unter der Nummer standen aber drei Wörter, Wörter welche Dream in diesem Moment mehr verletzten als alles andere was er bis jetzt an diesem Ort gefunden hatte.
In schwarzer Tinte, in Georges unordentlicher Handschrift, stand leicht verblasst, knapp unter der großen Zwölf: „Erinnerst du dich?"

Dream ließ die Taschenlampe fallen, seine Beine begannen zu zittern und er ließ sich langsam an der Tür nach unten sinken, während er versuchte seine Tränen noch zu unterdrücken, aber sofort daran scheiterte. Aufgelöst, ohne zu wissen was er in diesem Moment tun oder denken sollte, griff er mit der einen Hand noch fester nach dem Papier und legte die andere über die Augen, während er seine Gefühle nicht mehr zurück halten konnte.

Ich erinnere mich, ich erinnere mich an jeden Tag, aber nicht so wie ich es tun sollte, ich sollte mich daran erinnern, als würden wir zu zweit auf der Couch sitzen und diese Geschichten erzählen, darüber lachen auf was für bescheuerte Ideen wir gekommen sind und weinen wenn wir merken wie schnell die Zeit vergangen ist, doch ich erinnere mich stattdessen daran wie ich am 8. August dich verlassen habe, ohne zu wissen das ich in 113 Jahren zurück komme und diesen Satz lesen muss, ich dachte ich hätte das richtige getan, dachte du würdest darüber hinweg kommen, dabei hatte ich jeden Tag so viele Albträume, an diesen scheiß Tag, wo ich in dieses Raumschiff gestiegen bin und du mich angebettelt hast zu bleiben, du wolltest mein Handgelenk nicht loslassen hast mich angeschrien zu bleiben und bevor du mir etwas sagen konntest, etwas wichtiges wie du es gesagt hattest, musste ich gehen, ich werde nie wissen, was du mir sagen wolltest und ich werde dich nie wieder sehen, weil Zeit nur nach vorne laufen kann und ich kann sagen, dass ich der Grund bin, dass alles so passiert ist...
Wieso habe ich dir nicht zugehört, George? Wieso habe ich nur an diese Forschung gedacht, wie konnte ich in diesem Moment denken das das eine gute Idee wäre? Wie konnte ich dich verlassen George, dich, die Person der ich mein Leben anvertraut habe, mit der ich jeden Scheiß durchstanden habe, die ich als eine Person angesehen hatte, welche mich nie hintergangen hätte, ein Seelenverwandten, der mir so sehr vertraut hatte, den ich einfach verlassen hatte.
Eine Person die ich nur einmal kennengelernt habe und auch nur einmal kennenlernen werde die nun vor zu vielen Jahren gelebt hatte und ich hatte gewusst, dass du dann nicht mehr leben würdest, ich hatte es gewusst...

𝟸𝟼.𝟼𝟺𝟻 𝙻𝚒𝚗𝚎𝚜- 𝓓𝓷𝓯 ♡Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt