Annalena schluckte. Sie hatte damit gerechnet, dass das Thema aufkommen würde, aber nicht damit, dass es auf einen solch intimen Moment folgen würde. Seit dem gestrigen Wiedersehen, fühlte sich ihr Kopf schlicht und ergreifend nur noch chaotisch an. Sie konnte genau spüren, wie ihre Wangen begannen zu glühen und war sich sicher, dass sich eben jenes Chaos gerade in ihrem Gesicht widerspiegelte. Mélanie hatte eine Augenbraue gehoben und sah auf Annalenas Hände, die noch immer nervös den Ring hin und her drehten. Sie verfluchte sich selbst ein bisschen für diesen nervösen Tick, eigentlich sogar dafür, dass sie den Ring nicht abgenommen hatte, bevor sie hier hergekommen war. Vielleicht, so dachte sie, hätte ihre Kollegin das Thema gar nicht angesprochen, es zumindest für diesen Abend kurz vergessen. Immer noch bemerkte sie aus dem Augenwinkel, wie Mélanie sie erwartungsvoll ansah und sie nahm die Hand etwas zu rasch vom Ring. „Ich... Also... Naja...", stammelte sie und versuchte eine etwas entspanntere Haltung für ihre Hände zu finden. Sie merkte, wie unruhig und zittrig sich ihre Hände bewegten, wollte einfach nur Ruhe finden, sich einen Moment Zeit nehmen, um Mélanie endlich richtig zu antworten. Sie wollte nach ihrem Weinglas greifen, ihr Wasserglas, welches ihr bei ihren Reden immer Sicherheit gab, fehlte ihr. Dass es nicht ihre beste Idee gewesen war die Hände nicht einfach in den Schoß zu legen wurde ihr schlagartig klar, als das Glas umfiel und die weiße Tischdecke, die auf dem kleinen Couchtisch lag sich sofort rot färbte.
„Scheiße!", fluchte sie auf Deutsch und versuchte sofort nach einer Serviette zu greifen, ihr Gesicht war mittlerweile dunkelrot angelaufen. Plötzlich legten sich warme, schlanke Hände auf ihre und umfassten sie beruhigend. „Entspann dich bitte, ich wollte nicht darauf hinaus, dass du dich aufregst und das Hotelinventar ruinierst." Annalena hörte ein leises Grinsen in diesen Worten, aber vor allem merkte sie wie gut ihr die Berührung tat. Langsam ließ sie sich wieder auf das Sofa sinken und spürte wie die Hitze in ihrem Gesicht langsam nachließ. „Wenn du nicht darüber reden willst ist das in Ordnung Annalena, aber..." „Du hast mich noch nie Annalena genannt."
Mélanie runzelte die Stirn. „Was redest du da, das ist doch nunmal dein Name oder nicht?" Annalena sah auf ihre nun im eigenen Schoß gefalteten Hände und murmelte: „Für dich war er das aber trotzdem nie." Die Deutsche fühlte sich wieder wie ein Kind, es war ihr mehr als unangenehm. Sie wusste schlicht und ergreifend nicht, wie sie anders damit umgehen sollte. „Jetzt hör Mal, du kannst die Vergangenheit nicht ungeschehen machen, aber vielleicht solltest du dich entscheiden, ob du sie vergessen willst. Dann machen wir eben einfach weiter als hätten wir uns hier und jetzt das erste Mal gesehen und sind Kolleginnen so wie sich das gehört..." „Nein!" Annalena wusste nicht wo diese spontane Antwort herkam und sie war auch kaum mehr als ein Flüstern in Richtung Boden. Gerade wollte sie den Moment bereuen, da spürte sie dieselbe Wärme, welche zuvor noch ihre Hände umgeben hatte, unter ihrem Kinn. Mélanie hatte einen Finger unter ihr Kinn gelegt und zwang sie so dazu der Blonden ins Gesicht zu sehen. „Du musst mich schon anschauen, wenn du mit mir redest, chérie." Annalena stockte der Atem. Da war er. Der Spitzname der sie zu etwas besonderem gemacht hatte, damals. Und die Art wie sie das sagte, zusammen mit der Tatsache, dass sie noch immer einen von Mélanies unter dem Kinn spürte und ihr direkt in die strahlenden, eisblauen Augen sah, ließen ihre Hände erneut zittern und die Hitze stieg zurück in ihr Gesicht, strahlte mittlerweile ihren Hals hinab. „Nochmal, was hast du gesagt?" Sie starrte ihr Gegenüber an, musste blinzeln und wünschte sich erneut sie hätte ihr obligatorisches Wasserglas zur Hand. Ihr Hals fühlte sich trocken an, zu trocken, um auch nur ein klares Wort herauszubringen. Sie versuchte zu schlucken, es fühlte sich an als hätte sie einen Löffel Mehl geschluckt. Dann spürte sie wie der Finger unter ihrem Kinn langsam an ihrer Wange hochstrich und ihr Gesicht an jeder Stelle den er berührte begann, noch stärker zu brennen. „NEIN!" - Kam es schließlich, deutlich lauter als sie erwartet hatte, aus ihrer Kehle. Eigentlich hatte sie erwartet, dass es nichts mehr als ein Krächzen sein würde.
Die Kanadierin hielt in ihrer streichelnden Bewegung inne und musterte Annalena. Diese konnte den Blick ihrer Kollegin nicht deuten, vielleicht, so meinte sie, sah sie Trauer in den blauen Augen. „Nein was?" „Nein, wir können die Vergangenheit nicht einfach vergessen..." Sie machte eine Pause, um den Kopf nicht wieder zu senken und murmelte dann wieder deutlich leiser: „Ich will sie nicht vergessen." Mélanie schüttelte den Kopf und starrte dann nachdenklich auf den Tisch. „Und dennoch bist du nicht bereit darüber zu sprechen... Ich sollte das aufräumen und wahrscheinlich ist es besser, wenn du jetzt gehst. Es ist die eine Sache, dass ich meinem Team erzählen muss, dass wir den Tisch ersetzen müssen, sie müssen nicht auch noch erfahren, dass die deutsche Außenministerin daran die Schuld trägt." Ihre Stimme war mit jedem Wort abweisender geworden und Annalena fröstelte beinahe schon bei diesen Worten. „Mélanie... Mél, jetzt hör Mal, ich will... Natürlich sollten wir..." „Nenn mich nicht so." „Aber..." „Ich glaube ich habe dich gebeten zu gehen." Sie konnte nicht. Ihre Beine ließen es nicht zu, dass sie jetzt einfach aufstand und das Zimmer verließ. Sie wusste ganz genau, dass sie Mélanie niemals, wie eine ganz normale Kollegin behandeln würde können. Dafür war einfach zu viel in ihrer Vergangenheit passiert, hatte sie einmal zu viel verbunden. Und außerdem vermisste sie ihre gemeinsame Zeit viel zu sehr. Vermisste ihre Mél. „Ich hab' oft an dich gedacht, weißt du?" Die Kanadierin blickte nicht auf, fixierte weiterhin den Tisch, in den sich langsam der Wein fraß und in den Fugen des Holzes zu trocknen begann. „Aber bis heute wusste ich nicht wie sehr ich dich vermisse."
Jetzt hob Mélanie doch den Kopf und sah Annalena scharf an. „Ach? So lange hat es also gedauert? Die Jahre vorher waren egal, was du mir angetan hast, war egal? Und du meinst, weil du jetzt hier sitzt und mir das sagst, statt mir endlich zu erzählen, wie du damals einfach weggehen konntest, mich dort stehen lassen konntest, ist das alles vergeben und vergessen? Weil du jetzt realisierst, dass du mich vermisst und mich mit diesen Augen so ansiehst wie du mich jetzt gerade ansiehst... Schau nicht so, du weißt genau, was ich meine!" Annalena ließ die Schimpftirade über sich ergehen, sah ihre Freundin, oder die Person, die es zumindest einmal gewesen war, bei den letzten Worten jedoch etwas zu unschuldig an. Mélanie legte den Kopf in ihre Hände und sprach die letzten Worte zum Boden. „Und ich verfluche dich, aber mich vielmehr dafür, dass ich gerade nichts anderes will, als dass es genau so ist und ich dich einfach küssen kann, genau wie damals, und als hättest du mir nicht auf die schlimmste Art und Weise, die man sich vorstellen kann, das Herz gebrochen..."
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You're in my past - but my future needs you too!
Roman d'amour"Natürlich liebe ich dich!" - "Und was ist dann mit ihm?" "Dich und nur dich!" -"Dennoch bist du damals gegangen." ----------------------------------------------------------------------------------------- Die handelnden Personen basieren nur namentl...