Kapitel 11

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Wir liefen eine ganze Weile lang in den Wald hinein. Legolas führte unser Pferd Arod neben sich her und ich blickte nervös zwischen die Bäume. "Es ist so stickig hier", grummelte Gimli und schwang aus Langeweile seine Axt bei jedem Schritt abwechselnd nach vorne und wieder nach hinten. "Der Wald ist sehr alt, Gimli. Voller Erinnerungen und Zorn", sagte ich leise und erntete einen undefinierbaren Blick von Legolas. Die Bäume um uns herum knarzten. Kein Wunder, ich wusste schon lange dass die Legenden über diesen Wald wahr waren. "Die Bäume sprechen miteinander", bemerkte Legolas. "Gimli, pack deine Axt weg!", ermahnte Aragorn ihn. Gimli schnaubte und steckte seine Axt an die davor vorgesehene Stelle an seinem Gürtel. "Fühlst du es auch?", flüsterte Legolas, so dass die anderen es nicht hören konnten. Ich nickte, ich wusste genau was er meinte."Wir werden beobachtet. Aber von wem?", flüsterte ich. Ich sah Legolas an. Seine Blauen Augen lagen sanft auf mir. Mein Bauch fing an zu kribbeln. Wieso musste das ständig passieren, wenn er so einfache Dinge tat? Ich wurde unaufmerksam, was dazu führte, dass ich über eine Wurzel stolperte. Ich streckte die Arme nach vorne und machte mich schon bereit für den Aufprall mit dem Boden, als sich ein starker Arm um meine Taille legte und mich sicher zurück auf die Füße stellte. "Du musst aufpassen, wo du hin trittst", flüsterte Legolas in mein Ohr, was meine Nackenhaare dazu brachte, sich aufzustellen. Ich konnte seinen warmen Atem in meinem Nacken spüren und ich war froh, dass Aragorn und Gimli ein Stück voraus waren und nicht sehen konnten was gerade passiert. "Danke", flüsterte ich. Meine Hände fingen an zu zittern und kalter Schweiß bildete sich auf ihnen. Warum passiert mir sowas? Was bedeutet das? Manchmal wünschte ich mir, dass ich nicht die einzige Frau hier wäre, dann könnte ich mit jemandem darüber reden. Langsam ließ Legolas mich los, als unser Pferd laut schnaubte. Ich seufzte leise und griff darauf hin nach Arods Zügeln. "Ich kann Arod ein Stück führen", murmelte ich. Legolas ließ die Zügel los, wobei sich unsere Hände kurz berührten, was das Kribbeln in meinem Bauch erneut entfachte. Wir liefen noch eine Weile. Aragorn blieb plötzlich stehen, bis Legolas und ich aufschlossen. Wir standen auf einer kleinen Lichtung. "Er ist hier", flüsterte Legolas kaum hörbar und zog seinen Bogen. "Wer?", fragte Gimli verblüfft, zog aber seine Axt. Ich schluckte und streichelte Arod sanft über den Hals, als er began unruhig zu werden. "Der weiße Zauberer. Er nähert sich", sagte Legolas. Woher wusste er das? Ich spürte, dass uns jemand beobachtete, aber wer konnte ich bei bestem Willen nicht sagen. "Ihr dürft ihn nicht sprechen lassen, sonst blendet uns sein Zauber!", sagte Aragorn und zog sein Schwert. Keine Sekunde erschien ein so grelles Licht, dass ich meine Augen einen Moment zusammenkneifen musste, um es zu ertragen. Legolas lies seinen Pfeil fliegen, dieser prallte jedoch einfach ab, als wäre das Licht ein Schild. "Ihr verfolgt die Spur zweier junger Hobbits", sagte eine Stimme hinter dem Licht, die mir überraschend bekannt vorkam. Es klang wie Gandalf. "Legolas!", flüsterte ich, "halt mich für verrückt aber ich glaube-" "Wo sind sie?", unterbrach mich Aragorn. "Sie sind hier durchgekommen. Vorgestern. Sie trafen jemanden, den sie nicht erwartet hatten. Tröstet euch das?", erwiderte Gandalfs stimme. Ich ließ die Zügel los und trat einen Schritt vor. "Gandalf?", fragte ich laut. Das Licht erlosch und vor uns stand tatsächlich Gandalf, aber anders als sonst. Seine Haare waren schneeweiß und er hatte seine graue Kutte gegen eine weiße getauscht. "Gandalf? Ja, so hat man mich früher genannt. Gandalf der Graue, das war mein Name", sagte er ruhig und stützte sich auf seinen Stab. "Aber...", find ich an. Ich begriff gar nichts. Wir hatten gesehen wie er die Klippe runtergestürzt war. "Du bist gefallen", flüsterte ich leise und lief noch einen Schritt auf ihn zu. Legolas hielt mich am Arm, um mich zurückzuhalten. "Durch Feuer und Wasser!", sagte Gandalf ruhig, " Vom tiefsten Verlies bis zum höchsten Gipfel kämpfte ich gegen den Balrog von Morgoth. Bis ich zuletzt meinen Feind niederwarf und seine Hülle gegen die Seite des Berges schmetterte.
Dann umfing mich Dunkelheit. Und ich irrte umher ohne Gedanken und Zeitgefühl. Über mir zogen die Sterne dahin und jeder Tag war so lang wie ein Lebensalter auf der Erde.
Doch es war nicht das Ende, denn Leben rührte sich wieder in mir. Ich wurde zurück geschickt. Bis meine Aufgabe erfüllt ist." Ungläubig sah ich ihn noch immer an. "Gandalf!", sagte auch Aragorn ungläubig. "Ich bin Gandalf der Weiße und ich kehre zurück zu euch. Am Wendepunkt der Gezeiten.
Eine Etappe eurer Reise ist vorüber. Nun folgt die nächste. Krieg ist über Rohan bekommen. Wir müssen nach Edoras reiten, so geschwind wir können", erwiderte Gandalf und kam näher zu uns. Er sah uns einen Moment lang an, bevor er schließlich in die Richtung loslief aus der wir kamen. Aragorn, Gimli, Legolas und ich tauschten kurz verwirrte Blicke aus, bevor wir ihm hinterher eilten. „Nach Edoras? Dies ist keine geringe Entfernung", sagte Gimli, der im Laufschritt gehen musste, um mit uns mithalten zu können. Aragorn schloss zu Gandalf auf. „Wir höhrten nichts Gutes aus Rohan. Es steht schlecht um den König", sagte er. Gandalf nickte. „Ich hörte auch davon und er wird nicht leicht zu kurieren sein", erwiderte er. „Und was ist mit Merry und Pippin? Sollen wir die beiden etwa einfach im Stich lassen?", fragte ich und schloss ebenfalls zu Gandalf auf. „Es war mehr als reiner Zufall, der Merry und Pippin nach Fangorn geführt hat. Viele Jahre schon schlummert hier eine große Macht. Das Kommen von Merry und Pippin wird wie das Fallen kleiner Steine sein, das im Gebirge eine Lawine einleitet", sagte er und schenkte mir einen Seitenblick. Genervt verdrehte ich meine Augen, konnte mir ein kleines Grinsen dennoch nicht verkneifen. „In einem Punkt hast du dich gar nicht verändert, Gandalf: Du sprichst immer noch in Rätseln", murmelte ich leise. „Merry und Pippin sind in Sicherheit, das ist alles was ihr wissen müsst", sagte er. Ich seufzte und ließ mich wieder etwas weiter zurückfallen. Wir sind den halben Tag durch den Wald gewandert und mussten nun den ganzen Weg wieder zurück laufen. Super.

Lalaith (Legolas ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt