Kapitel 13

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Unsanft schubste Théoden Gríma aus der Tür hinaus, sodass er stolperte und unsanft auf dem schmutzigen Boden landete. Ich eilte mit den anderen hinterher. "Ich habe stets, immer nur Euch gedient, mein Herr", stammelte Gríma angsterfüllt. "Eure schöpfende Heilkunst hätte mich fast dazu gebracht auf allen Vieren zu kriechen wie ein Tier!", zischte Théoden und zog mit Schwung sein Schwert. "Schickt mich bitte nicht von Eurer Seite!", flehte Gríma und kroch auf allen Vieren auf Théoden zu. Dieser holte mit seinem Schwert aus, aber bevor ich reagieren konnte, ging Aragorn zwischen die beiden. Ich machte einen Satz nach vorne, um ihm zu helfen, aber Legolas zog mich am Handgelenk zurück. "Es reicht, wenn Aragorn sich vor ein Schwert schmeißt, Lalaith", flüsterte er. Er zog mich nah an seine Seite und ließ seine Hand in meine gleiten. "Misch dich da bitte nicht ein. Bleib bei mir", murmelte er. Ich schaute trotzig zu ihm hoch, aber als ich Sorge in seinen Augen sah, entspannte ich mich wieder. Ich sah hinunter auf unsere Hände, die locker ineinander lagen und nickte dann. Schon wieder machten sich Schmetterlinge in meinem Bauch breit. Théoden ließ langsam sein Schwert wieder sinken und sah Aragorn wütend an. "Nein, mein Herr. Lasst ihn gehen. Genug Blut ist schon vergossen worden seinetwegen", sagte Aragorn ruhig. Théoden sah ihn einen Moment lang weiter an, dann steckte er sein Schwert wieder weg. Aragorn nickte ihm zu, dann streckte er Gríma seine Hand entgegen. Dieser betrachtete sie kurz, dann spuckte er Aragorn kurzerhand vor die Füße, bevor er sich aufrappelte und durch die Menschenmassen, die sich gebildet hatten, davonlief. Théoden sah sich um. "Wo ist mein Sohn?", rief er laut. Gandalf sah in die Runde. "Aragorn, Gimli. Begleitet Théoden und mich nach drinnen. Wir müssen ihm die Nachricht vom Tod seines Sohnes schonend überbringen. Lalaith, Legolas. Ihr haltet die Stellung. Lasst niemanden rein", befahl er. Ich nickte und nachdem die Türen hinter Gandalf zu fielen, stellte ich mich davor. Die Menschen, die sich vor den Türen versammelt hatten, entfernten sich allmählich wieder. Legolas begann unsere Waffen wieder vom Stapel zu sammeln.  Dankend nahm ich meinen Bogen und mein Schwert entgegen, bevor ich mich selber daran machte meine Dolche wieder an die richtigen Stellen zu stecken. Erleichtert atmete ich auf. "Das war wirklich schrecklich unbewaffnet in so eine Situation zu laufen", sagte ich. Legolas lachte. "Du hast einem Wachmann die Nase gebrochen, ich glaube nicht, dass du diese Waffen im Nahkampf wirklich brauchst", erwiderte er. Ich fing an zu grinsen. "Ich hab meine Tricks, um zu gewinnen", sagte ich und lehnte mich an die Tür. Wenn jetzt jemand rauskommen würde, hätte ich ein gewaltiges Problem. Legolas trat ein paar Schritte auf mich zu. "Ich wette, gegen mich würdest du trotzdem nicht gewinnen", sagte er und lächelte herausfordernd. Ich zog belustigt eine Augenbraue nach oben. "Ich glaube du unterschätzt mich", sagte ich und verschränkte die Arme vor der Brust. Legolas lehnte sich lässig neben mich an die Tür und sah mich an. Genau in dem Moment wurde die Tür aufgerissen und wir beide fielen Gandalf quasi in die Arme. Legolas fing sich gerade noch so und zog mich an der Schulter hoch, bevor ich gegen Gandalf fallen konnte. Erleichtert atmete ich aus, als ich wieder festen Boden unter den Füßen hatte. "Danke", murmelte ich an Legolas gewandt. Théoden stürmte an uns vorbei nach draußen. Gandalf lief ihm hinterher. Ich und Legolas blickten uns an, dann folgten wir ihnen zusammen mit Aragorn und Gimli.  "Das ist nur ein Vorgeschmack des Schreckens, den Saruman heraufbeschwört. Der Schrecken ist noch wirkungsvoller, denn Saruman wird von der Angst vor Sauron getrieben. Reitet und bietet ihm die Stirn. Lockt ihn weg von Euren Frauen und Kindern. Ihr müsst kämpfen!", sagte Gandalf. Théoden schüttelte den Kopf. "Ihr habt 2000 fähige Männer, die in diesem Augenblick nordwärts reiten. Éomer ist Euch treu ergeben. Sie werden zurückkehren und für ihren König kämpfen", warf Aragorn ein. Worüber redeten sie? Kämpfen? Gegen wen? "Sie werden mittlerweile 300 Meilen von hier entfernt sein. Éomer kann uns nicht helfen. Ich weiß, was Ihr von mir erwartet, aber ich will kein vermehrtes Leid unter meinem Volk. Ich will keinen offenen Krieg riskieren", sagte Théoden nachdenklich. Ich blickte zu Legolas, der Stirnrunzelnd Aragorn beobachtete. Wie wollte Théoden offenen Krieg vermeiden, wenn die Uruks durch seine Lande zogen? "Offener Krieg steht Euch bevor, ob Ihr ihn riskieren wollt oder nicht", sagte ich und trat einen Schritt auf ihn zu. Wütend sah er mich an. "Soweit ich mich erinnern kann war Théoden, nicht Lalaith, König von Rohan", sagte er. Ich verschränkte die Arme vor der Brust und zog die Augenbrauen hoch. "Oh nein", murmelte Aragorn noch, "das habt Ihr Euch jetzt selber eingebrockt, Théoden." "Ich bin vielleicht nicht der König dieser Stadt", sagte ich und trat noch einen Schritt auf Théoden zu, "Aber wenigstens bin ich nicht so begriffsstutzig und glaube, dass sich hier ein Krieg vermeiden lässt! Jeder hier weiß, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis Uruk-Hais die Stadt stürmen werden und nur ein Narr würde sich nicht dafür wappnen. Also sagt mir, oh wohl verehrter König Théoden, wollt Ihr, dass Euer Volk stirbt?", ich tippte mit meinem Zeigefinger wütend auf seine Brust, "oder seid Ihr nur zu einfältig, um zu sehen, was Euch bevorsteht?", zischte ich. Théoden sah mich geschockt an und stolperte ein paar Schritte zurück. "Lalaith!", ermahnte Gandalf mich. Théoden flüsterte einem seiner Wachmänner etwas zu. Ich verschränkte trotzig die Arme vor der Brust. "Was denn? Ist doch so", grummelte ich. "Auf Geheiß des Königs wird die Stadt geräumt. Wir suchen Zuflucht in Helms Klamm. Beladet euch nicht mit Schätzen, nur das Nötigste nehmt mit an Vorräten", rief der Wachmann, der gerade noch mit Théoden geredet hatte. Ich vergrub mein Gesicht in meinen Händen. "Sie fliehen in die Berge, obwohl sie hier bleiben und kämpfen sollten", murmelte ich. Legolas legte mir beruhigend seine Hand auf den Rücken. "Wer wird sie verteidigen, wenn nicht ihr König?", fragte Gimli und stützte sich auf seine Axt. "Er tut nur, was er für sein Volk als das Beste erachtet. Helms Klamm hat sie schon früher gerettet", warf Aragorn ein. Ich schüttelte den Kopf und hob meinen Blick.
"Aragorn, aus dieser Schlucht führt kein Weg hinaus. Théoden läuft in eine Falle. Er glaubt sein Volk in Sicherheit zu bringen, aber es wird in einem Gemetzel enden", sagte ich. Aragorn presste die Lippen aufeinander. Er wusste, dass ich Recht hatte. "Théoden hat einen starken Willen, doch ich fürchte um ihn. Ich fürchte um das überleben Rohans. Er wird deine Hilfe vor dem Ende brauchen, Lalaith. Das Volk von Rohan wird dich brauchen. Ihre Verteidigung muss standhalten!", sagte Gandalf. Ich verdrehte die Augen. "Natürlich wird sie standhalten. Ich werde mich schließlich darum kümmern müssen", seufzte ich. Gandalf lief auf Schattenfell zu, der noch genau an der Stelle stand, wo er ihn abgestellt hatte. "Der graue Pilger, so nannte man mich einst. Seit 300 Menschenleben bin ich nun schon auf dieser Erde und jetzt habe ich keine Zeit mehr", murmelte er und schwang sich auf sein Pferd, "Mit etwas Glück wird meine Suche nicht umsonst sein. Erwartet mein Kommen, beim ersten Licht des fünften Tages. Bei Sonnenaufgang, schaut nach Osten!" Ich seufzte und schaute Gandalf schließlich hinterher, wie er davon galoppierte.

Lalaith (Legolas ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt