Kapitel 8

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Schnell packte ich meine Sachen zusammen und packte sie zurück ins Boot, da wir jetzt schon wieder aufbrechen mussten. Ich setzte mich zurück auf meinen Platz und tat sofort so, als wären meine Fingernägel das interessanteste der Welt, um Legolas nicht angucken zu müssen, als er ebenfalls zurück ins Boot stieg und die Paddel in die Hand nahm. Die ganze Zeit über war ich still, erst als wir an zwei riesigen Statuen vorbei kamen konnte ich mir ein kurzes "Wow" nicht verkneifen.  Die Argonath,  die Könige der Altvorderen. Ich hatte sie zwar schon einmal gesehen, aber das war lange her und es war diesmal um so eindrucksvoller. Wir passierten die beiden Staturen und fuhren noch bis es langsam anfing zu dämmern den Fluss hinunter, dann legten wir erneut an. Ich ließ meine Sachen direkt im Boot, denn das sollte keinesfalls ein langer Aufenthalt werden. "Bei Einbruch der Nacht überqueren wir den See. Wir verstecken die Boote und gehen zu Fuß weiter. Wir nähern uns Mordor vom Norden her", sagte Aragorn und schmiss etwas Holz auf einen Haufen, das hier verstreut lag. Gimli schnaubte. "Ach ja?! Mit anderen Worten sollen wir uns also einfach so durch die Emyn Muil kämpfen, ein undurchdringbares Labyrinth, übersät mit messerscharfen Felsen. Und danach wird es sogar noch besser! Da erwartet uns eine stinkende Sumpflandschaft, so weit das Auge reicht!" Ich verdrehte die Augen. Wie immer hatte Gimli etwas zu bemengeln. Das fing bereits am Anfang der Reise an, wo wir uns zunächst gegen die Minen entschieden hatten und ging in Lorien weiter, als er umdrehen wollte, weil er zunächst Angst vor Galadriel hatte. "Genau das ist unser Weg. Ihr solltet ein wenig schlafen, damit Ihr wieder zu Kräften kommt", sagte ich mit einem genervten Unterton. Gimli grummelte irgendwas bevor er sich von mir wegdrehte und zu Boromir ging. Legolas stellte sich zu mir und ich wurde sofort rot. Warum hatte er eine solche Wirkung auf mich? "Wir sollten jetzt schon aufbrechen, findest du nicht auch?", fragte er mich leise. Ich schüttelte den Kopf. "Noch nicht. Orks bewachen das Ostufer. Wir warten auf den Einbruch der Dunkelheit", erwiderte ich ihm und traute mich das erste Mal seit der letzten Rast ihn wieder anzusehen. Ich verlor mich eine Sekunde lang in seinen Meerblauen Augen, aber dann fing ich mich wieder und verlor nicht wieder die Fassung wie ich vorerst befürchtet hatte. Er sah mich besorgt an. "Das Ostufer bereitet mir keine Sorgen", sagte er und er wurde ein wenig leiser, vermutlich damit die anderen unser Gespräch auf keinen Fall mithören konnten, "Es ist eher ein bedrohlicher Schatten, der sich meiner bemächtigt. Irgendetwas zieht herauf, ich kann es spüren." Ich sah ihn ernst an. Gerade als ich etwas erwidern wollte hörte ich ein "Wo ist Frodo?". Sofort wandte ich meinen Blick zu den anderen. "Sie haben Frodo verloren?", fragte ich zuerst Legolas geschockt, dann wandte ich mich an die ganze Gruppe. "Wie zum Teufel, kann man die wichtigste Person auf dieser Reise verlieren?" "Vielleicht ist er ja nur Mal kurz ein paar Geschäfte verrichten... Boromir ist bei ihm", erwiderte Merry. Na super. Boromir und Frodo sind irgendwo alleine im Wald und es ist absolut kein Geheimnis, dass Boromir unbedingt den Ring wollte, den Frodo nun mal mit sich trug. Ich starrte alle kurz fassungslos an. "Was könnt ihr eigentlich?", fragte ich geschockt, dann stapfte ich in den Wald um mich auf die Suche zu machen und Frodo aus Boromirs gierigen Händen zu befreien. Ich lief hinauf auf den Amon Hen, vor dem wir rasteten. Ich dachte Frodo würde vielleicht hier hinauf laufen, falls Boromir ihn angriff. "Frodo?", rief ich laut, immer und immer wieder. Plötzlich, wie aus dem Nichts, fiel er vor mir auf den Boden, den Ring in der Hand. Er musste ihn am Finger getragen haben, anders konnte ich mir sein plötzliches Erscheinen nicht erklären. "Bleib wo du bist!", rief er, "Er hat sich schon Boromirs bemächtigt!" Ich hatte es mir schon gedacht. Ich hob meine Hände um Frodo zu symbolisieren, dass ich ihm nichts tun wollte. "Ich habe geschworen dich zu beschützen, Frodo, wenn es sein muss, dann mit meinem Leben", sagte ich um ihn zusätzlich zu beruhigen, aber er blieb völlig aufgewühlt. "Kannst du mich auch vor dir selbst beschützen? Würdest du ihn vernichten?", schrie er mich an. Ich ging ein paar langsame Schritte auf ihn zu und blickte auf den Ring, wie er funkelte, obwohl die Sonne nicht auf ihn schien, "Lalaith, Lalaith", schien er zu rufen. Ich atmete tief durch und wandte meinen Blick wieder auf Frodo. Es war verlockend und falsch, es würde den Untergang für uns alle bedeuten, wenn ich den Ring an mich nehmen würde. Auch wenn es so einfach wäre, ihn Frodo wegzunehmen. Das war einfach nicht richtig. "Ich würde dir bis in die Flammen Mordors folgen", sagte ich, während ich mich vor ihm hinkniete, um mit ihm auf einer Augenhöhe zu sein. Sanft drückte ich seine Finger zu einer Faust, die den Ring umschlossen und legte meine Hände beide darauf. "Eher würde ich sterben, als zuzulassen, dass dir etwas zustößt und ich würde dir gerne helfen, dir den Ring abnehmen, ihn ein paar Meilen weit tragen, aber das geht nicht, Nur du kannst ihn tragen und die Aufgabe trotzdem erfüllen, Frodo, alle anderen würden dem Ring sofort verfallen." "Ich muss alleine weiter", flüsterte er, "Du kannst dich vielleicht im Moment noch beherrschen, aber was wenn die anderen es nicht können? Wie Boromir!" Ich nickte. "Es ist deine Entscheidung" Er hatte Recht, auch wenn er vielleicht Sam mitnehmen sollte, ganz alleine ist die Reise selbst für Frodo zu schwer. Plötzlich hörte ich unglaublich viele Schritte, zu viele, als dass sie von den anderen hätten sein können. Orks. "Lauf!", rief ich Frodo zu, der noch verwirrt schien, natürlich, er konnte sie noch nicht hören. "Lauf, Frodo! Orks kommen, du musst dich verstecken!", rief ich erneut und stellte mich wieder auf die Füße. Ich zog meinen Bogen und kaum war Frodo weg, tauchte der erste Ork auf. Ich besiegte ihn mit einem Pfeil, hielt den Ellenbogen näher am Körper, während ich ihn schoss, aber hinter dem ersten, kam eine ganze Schaar. Mit Leichtigkeit, erschoss ich jeden einzelnen nach einander, bis ich auf einmal von hinten umgenietet wurde. Als ich auf dem Waldboden aufprallte, blieb mir für einen Moment die Luft weg und ich spürte, wie eine Klinge meine Wange striff. Wenn das meine Kehle sein sollte, hatte ich einen ziemlich schlechten Kämpfer auf mir. Ich spürte das warme Blut meine Wange hinunter laufen und versuchte mich zu befreien, aber mein Angreifer war zu schwer. "Das ist doch ein schlechter Witz", rief ich aus und zappelte weiter rum. Der Ork auf mir drauf brüllte und um mich rum sammelten sich immer mehr von ihnen. Ich schloss die Augen und wartete darauf, dass er mich endlich umbrachte, als er auf einmal einfach von mir runterkippte. Verwundert öffnete ich die Augen, zögerte aber keine Sekunde und sprang auf, während ich mein Schwert zog. Ich sah aus dem Augenwinkel einen blonden Haarschopf. Er hatte mich gerettet.

Lalaith (Legolas ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt