Mein Garten Eden 1

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Warnung!
In der Kurzgeschichte ,,Mein Garten Eden" werden empfindliche Themen aufgegriffen wie Depressionen und manchen damit verbundenen Problemen und trigger Punkten.

Meine Koffer stehen gepackt im Flur meiner kleinen Dachgeschoss Wohnung. Die warme Abendsonne scheint durch das spärliche Fenster über meinen hölzernen Schreibtisch. Das gelb orangene Licht bescheint die Hälfte meines fast fertig geschrieben Briefes. Die Wörter die ich zu Sätze gesponnen habe beschreiben penibel genau wie ich mich üblicherweise um meine Wohnung, oder eher gesagt um die Vielzahl von Pflanzen in meiner Wohnung, kümmere. Während meiner Abwesenheit, welche einen Sommer lang andauern soll, kümmert sich meine Nachbarin um mein Heim, oder wie ich es lieber nenne, den Ort an welchem ich residiere und schreibe.
Ich bin ein Autor, nicht all zu bekannt, der den ein oder anderen Artikel für diverse Zeitungen verfasst. Ab und an verfasse ich auch zum Nachdenken anregende Kurzgeschichten und veröffentliche diese. Die Geschichten erfreuen sich großer Beliebtheit. Mein Lebensunterhalt könnte ich davon jedoch nicht bestreiten.
Ich lebe in einer großen Stadt voller Menschen und grenzenloser Einsamkeit.
Meine Melancholie spiegelt sich in jeden meiner Werke wieder, sie ist kaum zu übersehen und dennoch unsichtbar.
Wenn ich durch die bunten Straßen meiner Heimatstadt gehe, sehe ich nur grau. Ich bin blind für die schönen Dinge, sagen mir Bekannte und Familie stets.
Ich sehe das anders, ich sehe das Schöne in der Hässlichkeit.
Ich beende den Brief und lege den Füller zur Seite. Ich erhebe mich von meinem Schreibtischstuhl und streife mir eine dünne Jacke drüber. Mein Blick gleitet zum Spiegel, erblicken tuhe ich eine 21 Jahre alte Frau mit dunklen, unordentlichen Haar und blasser Haut. Augenringe deuten auf viele schlaflose Nächte hin, die Frau im Spiegel ist erschöpft von Leben.
Ich wende mich von diesem trostlosen Anblick ab.
Aus der Schreibtisch Schublade, welche von einem exotische aussehenden Blumenmuster geziert wird, ziehe ich zwei Bahntickets. Hin und zurück. Diesen Sommer werde ich versuchen meine ewig andauernde Trauer ,über unspezifische Dinge, in einen kleinen, namenlosen Ort zu ersticken. Eine alte Bekannte, welche mir schon seit meiner Kindheit sehr zu getan war, bot mir an diesen Sommer in ihrem kleinen Palast zu verbringen.
Ihr Palast, ein kleines Hotel im Garten Eden, soll mir einen guten Zufluchtsort bieten.
Als die alte Dame von meiner Melancholie erfuhr, war sie ganz erpicht darauf diesen Sommer mich bei ihr aufzunehmen.
Es sei ihr Wunsch, so sagte sie mir in einem Telefonat, mich bei sich zu haben und mir zu helfen meine Trauer zu überwinden. Ich kann nur hoffen, doch glaube ich nicht daran, dass Gott einen Engel entsenden wird, der mich von dieser Krankheit heilt. Ich fürchte nicht in seiner Gunst zu stehen. Ich werfe einen letzten Blick in mein Schlaf- und Arbeitszimmer. Der Herbst bringt das Wiedersehen.

A Rainy Afternoon ~ Oneshots Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt