Icarus Fall

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Icarus. Augen, die noch nie jenseits des Horizonts blickten. Junge Haut, die nicht mehr altern wird.

Freiheit in den Haaren, die Sonne in der Seele eingeschlossen. Eine Stimme flüstert in die unbesonnenen  
Ohren. Komm zu mir, Icarus, spüre meine Wärme. Der Junge gehorcht, lässt sich auf den Tanz ein.

Er fühlt. Fühlt so viel, es zerreißt ihn in tausend goldende Splitter. Seine Sinne spielen ein grausames Spiel mit ihm. Betört durch die Empfindungen sieht er die Schlange nicht, deren Zähne sich in seine Honighaut senken und ihr Gift in den jungen Körper bringen.

Und er fällt.

Fällt so tief, bis ihn der Ozean verschluckt.
Seine Seele losgelöst vom sinkenden Körper. Ein so schönes, reines Wesen, gehört nicht in diese Welt, spricht die Stimme nun zu unbestimmten Ohren.

Diese Welt hätte dich mit Blut beschmiert, dir deine Reinheit genommen. Dein Körper soll auf dem Grund des Ozeans ruhen. Lass mich nun der Hüter deiner Seele sein, Icarus. Die Hülle aus Fleisch wäre dir nie gerecht geworden, hätte dich im Stich gelassen.

Hände holen sich nun, was sie begehren und sich durch Locken verschafft haben.
Eine versprochene Unendlichkeit flechtet zwei Schicksale unaufknöpfbar aneinander, während der Regen die Sünde davon wäscht.

A Rainy Afternoon ~ Oneshots Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt