Der neunte Rebellen Clan

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Alles still. Fireball blinzelte. Seine Augenlider waren schwer. Langsam, ganz langsam tauchte er aus seinem tiefen Schlaf auf. Er saß auf einem Stuhl, die Hände hinter der Lehne gefesselt. Der Stuhl stand in der Mitte eines dunklen Raumes. Ein einsames „Exit"-Schild warf einen grünlich blassen Lichtschimmer auf den Boden. Schemenhaft erkannte Fireball darunter eine Tür. Außer dem Stuhl befand sich nichts in dem winzigen Raum, der eher einer Kammer glich.

Wo bin ich? Wie bin ich hierhergekommen? Wie ein Puzzle setzte Fireball seine Erinnerungen Stück für Stück zusammen: der Stoff über seinem Kopf, die Klinge an seinem Hals, der stechende Schmerz in seinem Oberarm. Und dann ergab alles einen Sinn. Er wusste wieder, weshalb er hier war. Das zu wissen beruhigte ihn nicht. Im Gegenteil: Sein Herz beschleunigte sich und Schweißperlen traten auf seine Stirn. Er musste hier weg. Und zwar schnell.

Wenn er sein Gewicht auf seine Füße verlagerte, könnte er es mitsamt dem Stuhl zur Tür schaffen. Er stemmte seine Füße in den Boden, lehnte sich nach vorn, sodass die Stuhlbeine langsam vom Boden abhoben und ...

„Du willst schon gehen?"

Fireballs Herz setzte aus. Er fuhr herum und starrte angestrengt ins Dunkel. Langsam gewöhnten sich seine Augen an die Dunkelheit und die Silhouette eines Mannes erschien – auf dem Kopf eine gewaltige Federkrone. Der Mann kam näher und Fireball erkannte, dass er seine Arme vor der Brust verschränkt hielt und ihn aus schmalen Adleraugen taxierte.

Fireball räusperte sich: „Das wäre mir lieber, ja."

„In Ermangelung an Fluchtmöglichkeiten schlage ich vor, dass wir dir die Handschellen abnehmen."

Fireball nickte.

Der Fremde zückte einen kleinen Schlüssel und nahm ihm die Handschellen ab. Fireball stöhnte auf. Er hatte so lange bewusstlos an dem Stuhl gehangen, dass seine Schultern jetzt schmerzten. Er biss die Zähne zusammen.

Der Mann mit der Federkrone setzte sich im Schneidersitz zu Fireballs Füßen und beobachtete ihn. Eine Weile saßen sie da und sahen sich nur an.

Bis Fireball die Stille nicht mehr aushielt: „Gut, dann rede ich zuerst. Meine Antwort lautet Nein. Nein, ich werde niemals einer Ihrer kriminellen Rebellen." Er spukte das letzte Wort verächtlich.

Die Mundwinkel des Mannes zuckten. „Du bist direkt und ehrlich. Das sind gute Eigenschaften. Ich bin der Häuptling des Neunten Rebellen Clans. Und du bist hier, weil ich genau diese Eigenschaften schätze. Und ich hoffe sehr, dass du am Ende dieses Gesprächs deine Antwort änderst."

„Keines Ihrer Argumente wird mich je überzeugen."

Der Häuptling schmunzelte. „Ich brauche keine Argumente. Du wirst dich uns freiwillig anschließen. Du wirst lernen wollen, wie man kämpft, wie man tötet. Das ist eine wichtige Lehre in Zeiten wie diesen. Und du hast doch einen guten Grund zu töten."

„Morsis ist bereits tot. Die Schattenjäger sind fort."

„Morsis lebt. Und wenn er zurück ist, solltest du bereit sein. Schließ dich uns an! Ich bringe dir bei, was du können musst."

Fireball senkte den Blick. Morsis war tot. Die Schattenjäger würden nicht wiederkommen. Nicht ohne Morsis. Das ist ausgeschlossen.

„Sie lügen. Ich bleibe bei meiner Antwort."

Der Häuptling nickte. „Mit dieser Antwort habe ich gerechnet und ich werde sie natürlich akzeptieren. Für heute." Er streckte ihm eine Hand entgegen.

Fireball hob das Kinn und ergriff sie.

„Dann wird es jetzt Zeit für dich nach Hause zu gehen." Der Häuptling zog eine kleine Spritze aus seiner Hosentasche. Fireball sprang auf, aber der Häuptling hatte ihn fest im Griff und rammte ihm die Spritze in den Hals. „Wir sehen uns wieder. Früher als du denkst", hörte Fireball ihn noch sagen bevor eine wohlige Leere Besitz von ihm ergriff.

Fireball & der Rebellen ClanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt