Duell um die Ehre

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Erst nachdem sich die Menge beruhigt hatte, sprach der Häuptling zu den Schülern: „Das erste Duell geht an Fireball. Gratulation! Tina wird am Ende des zweiten Duells in den Turm geführt. Ob sie diesen Weg allein antritt, oder ob sie begleitet wird, entscheidet das Nahkampfduell."

Der Häuptling führte Fireball zum Kampfplatz, wo Jesse bereits wartete. Fireballs Körper kribbelte. Ob Jesse seine Schwester rächen wollte? Ob es ihm so peinlich war, dass seine Schwester das Duell verloren hatte, dass er jetzt umso besser sein wollte? Und da war noch das Funkeln in Jesses Augen gewesen, als der Häuptling den Preis für den Sieger verkündet hatte.

Fireball wurde übel. Jesse würde ihn fertigmachen.

„Bei Zahl", der Häuptling hob eine Münze in die Höhe, „beginnt Jesse den ersten Angriff. Danach wechselt der Angriff ab."

Er warf die Münze weit hoch in die Luft. In ihr spiegelte sich der Schein der Fackeln. Der Häuptling fing sie zwischen seinem linken Unterarm und der rechten Hand. Fireball schloss die Augen. „Kopf!"

Die Schüler jubelten. Fireball öffnete langsam die Augen und spähte zu Jesse. Jesse sah ihm direkt ins Gesicht und hob provozierend eine Augenbraue. Er grinste.

Der Häuptling betrat das Kampfareal. „Nehmt eure Kampfpositionen ein", rief er. „McAllister – du hast den Angriff. Und los!"

Fireballs Herz klopfte. Angriff. Verteidigung. Die Menge grölte. Jesses Augen waren kleine Schlitze. Er hatte die Hände vor seinem Körper erhoben wie Äxte, die er auf Fireball einschlagen wollte. Ja, sie hatten viel Zeit auf dem Trainingsplatz miteinander verbracht. Aber nie hatten sie ernsthaft gegeneinander gekämpft. Fireball wusste nur eines: Der Häuptling hat ihm den besten Lehrer an die Seite gestellt, den er auf der Hohengrad hatte. Jesse war der beste Kämpfer von allen.

Fireball atmete tief ein und ging forschen Schrittes voran. Jesse kam ihm überraschend schnell entgegen und noch bevor Fireball ihn überhaupt berührt hatte, spürte er einen stechenden Schmerz an der Stirn und ging zu Boden. Für einen kurzen Moment konnte Fireball nichts sehen und nichts hören. Der Schmerz in seinem Kopf machte ihn blind. Er hob die Hände an seine Stirn und stöhnte vor Schmerzen.

Erst nach einigen Sekunden ließ der Schmerz nach. Seine Ohren nahmen die Arbeit wieder auf und er hörte die Zuschauer jubeln. Seine Augen erkannten allmählich wieder Umrisse und Farben. Fireball rappelte sich auf.

Eine erste Fackel wurde für Jesse angezündet. Dass der Häuptling bereits das Urteil über den ersten Kampf gesprochen hatte, hatte Fireball nicht mitbekommen. Jetzt war es an Jesse ihn anzugreifen. Jesse stand schon bereit und grinste.

Und plötzlich sah sich Fireball wieder daheim auf seinem Bett sitzen. Eine Klinge an den Hals gedrückt und Jesses flüsternde Stimme neben seinem Ohr: „Ein Wort und du stirbst."

Fireball nahm seine Verteidigungsposition ein. Jesse kam so schnell auf ihn zu, dass Fireball rückwärts ausweichen musste. Jesse trat ihm in die Magengrube. Fireball strauchelte, blieb jedoch stehen. Er atmete kurz und schnell und versuchte zurück in Kampfposition zu kommen. Jesse sprang vor ihm hoch, drehte sich in der Luft und gab Fireball einen heftigen Tritt gegen das Ohr.

Fireball ging in die Knie. Ein lautes Fiepen setzte in seinem Ohr ein. War sein Trommelfell geplatzt? Sein Kopf tat furchtbar weh, doch noch lag er nicht auf dem Boden. Er hob die Hände schützend vors Gesicht, doch da regneten Faustschläge gegen seine Rippen. Jesse führte ihn vor. So wie es Fireball mit seiner Schwester getan hatte.

Doch Fireball war egal was die anderen gerade von ihm dachten. Er konnte nur an eines denken: an seinen Vater. Er sah seinen Vater lächeln. Und die tiefe Traurigkeit über den Tod seines Vaters, die Fireball seit seiner Ankunft im Trainingslager nicht mehr gespürt hatte, war plötzlich wieder da und lähmte ihn. Seine Augen brannten, doch er wollte nicht weinen.

Fireball & der Rebellen ClanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt