𐫱 𝔎𝔞𝔭𝔦𝔱𝔢𝔩 𝔰𝔦𝔢𝔟𝔢𝔫 𐫱

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Thomas

Ich werde vom grellen Licht der aufgehenden Sonne geweckt. Verschlafen blinzele ich und schaue unmotiviert in die Wüste. Ich höre ein Krähen und bewege meinen Kopf in die Richtung des Geräusch. Ein Rabe macht sich an einem Rucksack zu schaffen. Sofort bin ich hellwach. 

„Hey, verschwinde!", ich fuchtle mit den Händen, um ihn zu verscheuchen. Ich dachte, alle Tiere sind gestorben?! Leider nimmt dieser beknackte Rabe ein Teil unseres Proviants mit. Danke für nichts. Von Minho, der jetzt mit Nachtwache dran sein sollte, ist keine Spur zu sehen. Tatsächlich kann ich seinen schwarzen Schopf im Wirrwarr der schlafenden Leuten ausmachen. Ich kann es ihm aber nicht verübeln. Dieser Marsch verlangt alles von uns ab. Da ist es normal, dass einen die Erschöpfung besiegt. So wie mich gestern schließlich auch, obwohl ich nach Melody's Enthüllung nicht an Schlaf denken konnte. 

Trotzdem müssen wir weiter. ,,Leute, aufwachen, wir müssen los!", rufe ich so laut es geht. Etwas leiser füge ich hinzu: ,,Und wir haben ein kleines Problem." 

Undeutiges Murmeln macht sich breit und Bratpfanne nuschelt: ,,Musst du so laut sein?" Langsam tauchen die Köpfe der anderen auf, die mich verschlafen und vorwurfsvoll anstarren. 

„Was'n los?", beschwert sich Minho. Ich verkneife mir eine freche Bemerkung und deute wortlos auf die teilweise zerrupften Rucksäcke. 

„Sieht so aus, als müssten wir unsere Rationen rationieren", kommentiert Theresa. 

„Ja", seufze ich. Noch mehr Murren. 

„Genau deshalb sollten wir jetzt schleunigst los, damit wir schneller da sind und das Essen ausreicht." Newt steht auf und klopft seine Klamotten ab. Auf dem staubigen Boden liegen macht uns nicht sauberer. Endlich kehrt Bewegung in die Bude ein. Sie haben endlich den Ernst der Lage gecheckt. Das von gestern Nacht verdränge ich erstmal, grade hat das Weiterkommen Priorität.

 Im Nu haben wir uns bereit gemacht und bestimmt, wer die Trage mit Melody übernimmt. Ich darf es heute nicht, egal was ich versuche. Ich kann es aber nicht lassen, neben ihr her zu gehen, um bei jeder Regung zur Stelle zu sein. 

Das Augenrollen von Bratpfanne zeigt seine Abneigung. Er kann keine Sympathie für Melody entwickeln. Für ihn ist sie eine unnötige Last, vom Augenblick an, wo sie unbeholfen in den Lianen gebaumelt hat.

 Aris ist mit den Gedanken wo anders, wahrscheinlich lässt ihn die Erinnerung an den leblosen Körper seiner Freundin nicht los. Auch er hat so vieles verloren, wie wir alle wegen WCKD. 

Winston ist fest davon überzeugt, Melody hätte ihn geheilt. Das habe ich gestern aus den Gesprächen herausgehört. Nach allem, was ich von Melody gehört habe, weiß ich gar nicht mehr, was ich glauben soll. Gestern schien es noch unmöglich, aber jetzt könnte es gar nicht so abwegig sein. 

Theresa weicht mir heute nicht von der Seite, sie scheint meine Unruhe zu spüren. 

Minho und Newt tragen Melody ohne mit der Wimper zu Zucken. Wie unterschiedlich sie auch sein mögen, das Ziel, frei zu sein, verbindet die beiden. Ich lächele stumm. Zusammen werden wir uns die Freiheit erkämpfen, die wir verdienen.

Wieder laufen wir schweigend durch die trostlose Landschaft. Der Schweiß rinnt mir über die Stirn und die Hitze lässt mich schwerer Atmen. Ich habe nicht mal Kraft, über Melody's Worte zu grübeln. Es ist erleichternd und enttäuschend zu gleich. Die Sonne hat fast den höchsten Stand erreicht und brennt erbarmungslos auf uns herunter. Wenn wir nicht bald ein schattiges Plätzchen finden, verdampfen wir. 

Ich beuge mich vor, um ein zerfetztes Stoffstück über Melody auszubreiten, damit sie nicht zu sehr verbrennt. Da sie liegt, gibt sie der Sonne eine viel größere Fläche. Überrascht stelle ich fest, dass sie ins Sonnenlicht blinzelt. 

Alice im MazeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt