Finn - Epilog - Monate später

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„Oh Gott, oh Gott, Oh Gott ... er wird mich umbringen!", nuschelte ich in das Kissen, in dem ich gerade mein Gesicht vergrub.

Meine Gnadenfrist war abgelaufen. Heute erschien mein Roman und von Arne wusste ich bereits, dass der liebe Doktor ein Exemplar vorbestellt hatte, nach dem ich vor Monaten lediglich herumgedruckst hatte, er würde es schon noch früh genug erfahren. Das hatte ich jetzt davon. Aufgeschoben war nun mal nicht aufgehoben.

„Ganz, ganz bestimmt!"; jammerte ich weiter, während mein toller Freund mich scheinbar völlig zu ignorieren schien. Aber vielleicht war es ja auch viel wichtiger, seine Kartons auszupacken, statt mit mir zu leiden.

„Das geschieht dir recht!", ertönte es irgendwo hinter mir und mein Kopf schoss ganz automatisch in die Höhe.

„Das geschient mir recht???", wiederholte ich sicherheitshalber empört. Es bestand schließlich immer noch die Möglichkeit, dass ich mich verhört hatte.

„Ganz genau! Du hättest es ihm schon längst beichten können. Oder natürlich gar nicht erst über ihn schreiben. Über ihn und deinen Bruder.", zerstörte Chris meine letzte Hoffnung. Ich sank zurück in mein Kissen und zog mir die Decke über den Kopf.

„Du bist gemein ...", säuselte ich murmelnd unter meinem Versteck und zog die Decke nur noch fester über mich. Wenn ich nichts mehr sah, würde man vielleicht auch mich nicht sehen. Und ganz nebenbei davon absehen, mir den Kopf abzureißen.

Ich wusste ja, dass Micha mich liebte. Zwar wie einen Bruder, aber immerhin er tat es. Doch ob unsere frische, junge, zarte Liebe es überstehen würde, wenn er sah, was ich ohne sein Einverständnis getan hatte? Darauf würde ich jetzt nicht wetten.

„Jetzt komm da raus!" Etwas, oder besser gesagt jemand zog an meiner Decke und legte mich Stück für Stück frei. Am Montag würde ich mir augenblicklich einen Termin in einem Fitnessstudio geben lassen. Es konnte doch nicht angehen, dass mein liebster Freund so viel stärker war als ich.

„Das ist meine Decke!", quengelte ich maulend, während ich mich besitzergreifend an das letzte Stück Deckenzipfel klammerte und ignorierte die leise Stimme in meinem Kopf, die mich davon zu überzeugen versuchte, dass wenn ich mich weiter so aufführte, neben einem guten Freund auch noch meinen richtigen Freund vergraulen würde.

„Wiiiieesooo ... bist duuhhuu eigentlich niiieee auf meeiner Seite!" Ich saß bereits aufrecht im Bett und verteidigte das letzte Stück Stoff, als wenn es sich dabei um mein eigenes Leben handelte. Ein teuflisches Grinsen huschte über sein Gesicht, das ich nach den Monaten, die wir mittlerweile zusammen waren, in- und auswendig kannte. Doch um rechtzeitig zu reagieren, blieb dennoch keine Zeit, denn mein herzallerliebster Freund ließ plötzlich einfach so die Decke los, dass ich mit Schwung zurück in meine Kissen landete.

„Hoppla ...", flötete er heuchlerisch, als würde ihm das Getane leidtun, aber ich kannte ihn besser. Da war nichts weiter als Schadenfreude in seinem Gesicht. Schadenfreude und Bosheit. Beleidigt verschränkte ich die Arme vor der Brust und tat das einzig Richtige. Nämlich schmollen!

Schien ihn aber nicht sonderlich zu stören. Kurzerhand kam er auf mich zu. Kletterte ins Bett und schwang ein Bein über mich, sodass er schlussendlich auf mir zum Sitzen kam.

„Oh ... ist da jemand eingeschnappt!" Traute er sich auch noch zu sagen und pikste mich dabei ständig in den Bauch.

„Hey!", zischte ich und versuchte das Lachen zu unterdrücken. Der Mistkerl wusste nämlich ganz genau, dass ich verdammt kitzelig war. „Hey ... lass das!", wiederholte ich erneut, doch ohne Wirkung. Stattdessen nahm die Attacke zu. Seine Finger flogen regelrecht über meine Seiten und kitzelten mich nahezu zu Tode.

Mr. Unverschämt (Mr. 3)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt