Finn - Valentin (Bonus)

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„Bitte wer?", fragte ich irritiert, weil es nicht Chris war, der ans Telefon ging. An sein Telefon, in seinem Büro! „Und wer sind sie?", fragte dieser jemand und kratze etwas an meiner Geduld. „Wer ich bin? Sagen sie Chris, das Finn dran ist.", wurde ich ungehalten.

Da rief ich meinen Freund, in seinem Büro an und kam nicht durch? Musste mich rechtfertigen, wer ich war? Ein Rascheln ertönte und der Mann am anderen Ende schien den Hörer abzudecken. Mehr schlecht als recht, denn ich hörte seine Stimme trotzdem noch.

„Da ist ein Finn dran, der mit ihnen reden will.", schien dieser Kerl meinem Liebsten zu erklären. Immerhin war er da und jeden Moment würde ich seine Stimme hören. Seufzend ließ ich mich im Stuhl zurücksinken, schloss die Augen und sehnte mich nach heute Abend, wenn wir zusammen essen gehen würden.

„Sagen sie ihm, ich habe grade keine Zeit...", ertönte es stattdessen recht barsch und ich riss meine Augen auf. Was war das denn? Ließ er mich grad tatsächlich abwimmeln? Statt selbst an den Hörer zu gehen? Fassungslos starrte ich mein Handy an, dann knackte es in der Leitung und ich war weg.

Wie jetzt? Hatte dieser Idiot aus Versehen die falsche Taste gedrückt? Wütend suchte ich Chris Handynummer raus und wählte erneut, aber da ging niemand ran. Nicht mal die Mailbox. Nichts Ungewöhnliches. Das war ja auch der Grund, warum ich gleich im Büro statt bei ihm am Handy angerufen hatte.

„Was soll der Mist?", fragte ich mein Handy, aber es antwortete nicht. Also pfefferte ich es nun wirklich missgelaunt auf den Tisch und verschränkte die Arme vor der Brust.

Was war denn schon wieder los? Wenn er nicht gerade in einem Gespräch war, hatte er immer Zeit für mich. Und wenn es nur fünf Minuten waren. So kalt und ruppig kannte ich ihn gar nicht. War er sauer auf mich? Aber warum? Ich hatte doch gar nichts gemacht.

Ich hatte mich sogar an Michaels Rat gehalten und eine Geschichte für ihn geschrieben. Deswegen hatte ich überhaupt erst bei ihm angerufen. Er hatte nämlich weder geantwortet, noch irgendwie anderweitig reagiert.

Hat sie ihm nicht gefallen? Ich fand sie eigentlich ganz gut. Oder vielleicht war er wirklich beschäftig, und hatte sie noch gar nicht gelesen? Fragen über Fragen.

Schnaubend griff ich erneut nach meinem Handy und wählte Michaels Nummer, natürlich ging da auch niemand ans Handy. Ein Blick auf die Uhr verriet, dass Arne schon in der Küche stand und wohl auch nicht ans Handy gehen würde. Also atmete ich tief durch und wählte die Nummer des Krankenhauses. Eine junge Schwester meldete sich, und im Nullkommanix hatte ich sie um den Finger gewickelt, ihr anschließend ein schlechtes Gewissen gemacht und als das nicht half, mich mit dem Direktor der Klinik verbinden lassen. Das Ende vom Lied, keine zehn Minuten später, rief mich ein völlig aus der Puste geratener Michael zurück.

„Was ist passiert?", stammelte dieser ins Handy. „Geht es dir gut? Arne? Oder ist was mit Chris?"
„Ich glaub Chris ist sauer! Und du bist schuld!", überging ich seine Fragen einfach.
„Was?", fassungslos schnaubte er in den Hörer. Das war die richtige Reaktion, die ich mir erhofft hatte. „Du hast gesagt, es wäre einen gute Idee...", find ich an mein Anliegen zu schildern, da fiel er mir ins Wort.
„Finn!", schallte es mir wütend um die Ohren und ich fuhr zusammen. „Ich bin im OP gewesen! Hab gerade eine zehn Zentimeter lange Platzwunder vernäht, als mich mein Chef zum Telefon zitieren ließ! Ich hatte einen halben Herzinfarkt...", bellte er atemlos in den Hörer. „Ich dachte sonst was wäre passiert."
„Ist es ja auch. Irgendein Kerl ist bei Chris ans Telefon gegangen, als ich angerufen hatte und dann hat mich Chris vertrösten lassen. Mich! Vertrösten! Kannst du dir das vorstellen?", entgegnete ich genau so sauer. Wieso nahm nie jemand mein Gefühlschaos ernst? Die kannten mich doch! Wussten, wie ich tickte. So funktionierte das nicht!!!

Mr. Unverschämt (Mr. 3)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt