Während Gus' Mitarbeiter in meinem Zimmer zu Gange war, saßen Gus und ich in der Küche. Ich reichte ihm den geforderten Espresso aus dem Kaffevollautomaten meines Onkels und setzte mich zu ihm an den runden Esstisch.
Ich war ihm dankbar, dass ich nichts Großartiges sagen musste und er mich noch nicht mit fragen bombardierte. Das einzige was er sagte, war: »Hättest du nicht den Mumm gehabt, dass zu tun, was schon lange überfällig war, hätte ich es getan.«
Ich kratzte mir die Nasenspitze und starrte auf den Korb voller Manderinen vor mir. »Ich, äh, ich wollte darauf verzichten. Es ist nicht gerade einfach sowas durchzuziehen, wenn man einst Gefühle für die Person hatte.«
Gus Augen musterten mich und dann nickte er leicht. »Ja, Menschen verletzen Menschen. Das Schlimmste ist, es sind auch Menschen, die wir lieben und wo wir glauben, sie lieben uns auch und würden uns sowas nicht antun.«
Ich seufzte. »Da ist was Wahres dran.«
»Eins, verstehe ich nicht, Kleines.« Gus rutschte auf dem Stuhl vor und lehnte sich ein wenig über den Tisch. Eindringlich blickt er mich an. »Wenn ihr doch getrennt seid, was macht er hier?«
Ich stand auf, um mir in der Küche ein Stück Küchenrolle zu holen. »Ich habe Onkel Jimmy noch nichts von der Trennung erzählt, geschweige, was Nick für ein Arsch sein konnte.« Ich legte das Küchenpapier vor mir auf den Tisch und setzte mich zurück auf den Stuhl. Dann griff ich nach einer Mandarine. »Jimmy wollte mich überraschen. Ich arbeite in Chicago sehr viel, Nick arbeitete sehr viel. Er hat uns ein Hotel gebucht, als Geschenk. Für die Verlobung.«
»Verlobung?«, fragte Gus und zog eine Augenbraue hoch. Er wirkte sichtlich verdutzt, wenn nicht sogar entsetzt. »Hast du ja gesagt?«
»Ich habe gar nichts gesagt und das war das Problem. Er hat mir einfach den Ring an den Finger gesteckt. Ich habe einfach meinen Mund nicht aufbekommen. Ich konnte es nicht, wollte meinen Onkel nicht vor den Kopf stoßen. Meine Güte.« Ich schnaubte. »Mein Onkel mag Nick wirklich. Nicht, weil beide Anwälte sind. Denke ich. Im Gegensatz zu den anderen Vollkatastrophen aus meiner Vergangenheit war Nick für den Anfang eine gute Partie.« Ich bohrte meine Fingernägel in die Mandarine, ihre süße Flüssigkeit lief heraus. Ich fing an die Schale abzuknibbeln.
Gus wandte seinen Blick noch immer nicht von mir ab. »Aber Dinge änderten sich. Ich hielt trotzdem noch eine Weile an ihm fest, bis ich einfach nicht mehr konnte... ich bin im Restaurant tausend Tode gestorben und ehrlich gesagt, weiß ich nicht, was ich meinen Onkel sagen soll, wenn er mich fragt, wieso ich nicht mit Nick im Hotel bin.« Ich legte die Schale auf das Stück Küchenpapier und knibbelte weiter. »Vor allen Dingen später, wenn herauskommt, dass nach Nick gesucht wird. Mein Kopf ist so leer, um mir eine lückenfreie Geschichte auszudenken.«
Gus nickte. »Lass das mal meine Sorge sein.« Das hieß, dass sich bereits eine Geschichte ausgedacht hatte. Lückenfrei natürlich, und diese wird er später mit mir absprechen, damit ich, im Fall der Fälle meine glaubwürdige Aussage Dramamäßig und lückenfrei wiedergeben könnte. Dankbar blickte ich Gus an. »Und wenn du es für richtig hältst und deinen Onkel in dieser Sache vertraust, kannst du ihn einweihen.«
Kopfschüttelnd winkte ich ab. »Belassen wir es dabei, dass mein Onkel nichts von der Sache erfährt.« Mittlerweile hatte ich die ganze Mandarine geschält und zog angewidert die weißen und störenden Streifen von einem Manderinenstück ab. »Ehrlich gesagt, weiß mein Onkel auch nichts von meinem ominösen Zweitleben. Für ihn bin ich seine Nichte, die ein langweiliges Leben führt, eine angehende Ärztin, mit Ausrutschern, nichts weiter.«
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Beautiful Chemistry 🧪 [Breaking Bad]
FanfictionWas machte ich hier überhaupt? Irgendwo in mitten der sandigen Wüstenpampa von New Mexiko, umgeben von verkrüppelten Kakteen und allerlei Getier, saß ich in dem faltbaren Campingstuhl, behielt die Gegend im Auge und wartete. Wartete darauf, dass en...