13. Kapitel | Ein nervöser Jimmy

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Jesse und ich saßen wenig später gemeinsam auf der Couch im Wohnzimmer, schwiegen, konzentrierten uns auf den Joker-Film mit Heath Ledger. Ich versuchte es zumindest, meine Gedanken schweiften komplett woanders hin und auch Jesse, der wie ein Schluck Wasser in der Kurve auf der Couch lag, schien abwesend zu sein.

Ich musterte ihn kurz und sah, dass ihm immer wieder die Augen zufielen und so toll und spannend der Film auch war, aber meine Müdigkeit nahm wirklich überhand. Gerade als ich Jesse fragen wollte, ob dieser nicht Badger anrufen, oder ich ihn nach Hause fahren sollte, sah ich, dass er tatsächlich eingeschlafen war.

Sofort presste ich meine Lippen zusammen, wollte keinen weiteren Mucks von mir geben, um ihn nicht versehentlich durch Geräusche oder Bewegungen meinerseits zu wecken, also wartete ich einen Moment, bis ich auch zu hundert Prozent sicher war, dass er schlief, griff nach der flauschigen Fleecedecke die über der Rückenlehne der Couch hing und deckte Jesse zu.

Dann stand ich auf, stellte den Fernseher aus und verschwand ins Schlafzimmer, um ebenfalls eine Runde zu schlafen- dabei stellte ich den Wecker, damit ich pünktlich meinen Onkel von der Arbeit abholen konnte.

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Als ich durch das penetrante Klingeln meines Weckers geweckt wurde, stand ich grummelnd und völlig gerädert auf. Ich war nicht mies drauf, weil ich zu wenig geschlafen hatte, sondern weil es anscheinend doch zu viel des Guten namens Schlaf war. »Das war doch zu viel Schlaf«, bemerkte ich, fuhr mir fluchend durchs Gesicht und verschwand im Badezimmer, um mich frisch zu machen.

Dann wollte ich nach Jesse sehen, der auf der Couch eingeschlafen war. Jedoch war die Couch leer, die Decke, mit der ich Jesse zuvor zugedeckt hatte, lag ordentlich zusammengelegt über der Rückenlehne der Couch und von Jesse war weit und breit nichts zu sehen. Selbst die Küche war leer, als ich diese betrat.

Aber etwas fiel mir sofort auf. Etwas sprang mir sofort ins Auge, weil es anders war. Dort am Kühlschrank, an dem die verschiedensten Postkarten aus den Urlauben von Jimmy und mir hingen, hing nun ein eckiger gelber Notizzettel, der dort fehl am Platz war.

Neugierig steuerte ich den Kühlschrank an und blieb davor stehen, als ich das Geschriebene einwandfrei lesen konnte. Eine wirkliche Sauklaue, die ich irgendwie entziffern konnte.

Hey, Mona Seda! Danke, dass ich hier ein bisschen schlafen konnte. Badger braucht meine Hilfe. Wir sehen uns bestimmt noch mal wieder. Jesse. :)

Ich nahm den Zettel vom Kühlschrank, schmunzelte nicht nur wegen den Spitznamen Mona Seda, und ging mit dem Zettel zurück in mein Zimmer. Wieso auch immer fand der kleine Notizzettel von Jesse Platz in meinen persönlichen Sachen, die ich wieder mit nach Chicago nehmen würde.

🧪🧪🧪

Nur noch eine halbe Stunde, bis die Pforten der Kanzlei meines Onkels für den heutigen Tag schließen würden. Ich saß wieder wie ein Schluck Wasser in der Kurve auf einen der Stühle im Wartebereich, ließ meine Beine über die Armlehne baumeln und spielte auf dem alten Gameboy, den Onkel Jimmy mir gab, damit ich nicht aus Langeweile putzte und aufräumte, Pokémon.

Ich war gerade mein Glumanda zu Leveln, da bemerkte ich wieder den prüfenden Blick von Francesca auf mich ruhen. Genervt schnaubte sie aus und tippte dann aggressiver auf der Tastatur herum, während ich die nervtötende Musik auf dem Gameboy lauter stellte. Empört keuchte Francesca auf. Ich hörte eine kleine Beleidigung zu mir rüberschwappen. Puta.

»Ob Sie es glauben wollen, oder nicht. Jedes verfickte spanische Wort, die ihre von Chipsfett glänzenden Lippen verlassen, verstehe ich laut und deutlich«, tönte ich auf Spanisch herum. Wie erhofft, bekam ich Francesca damit nicht zum Schweigen, sondern wir uns lediglich mal wieder in die Haare.

Beautiful Chemistry 🧪 [Breaking Bad]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt