Kapitel 2 (Christopher)

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Nach einem Flug, der scheinbar kein Ende nehmen wollte, war ich überglücklich, das wir endlich angekommen waren.

Kaum waren wir in Sydney gelandet, hatte ich mich wieder wie zuhause gefühlt. Australien war meine Heimat. Zwar war ich nie wirklich alleine, denn meine sieben Freunde begleiteten mich eigentlich jeden Tag 24 Stunden sieben Tage die Woche. Jedoch gab es nur einen aus der gruppe, bei dem ich mich auch nur Ansatzweise zuhause fühlte. Felix, das Küken der Gruppe und unser Sunnyboy. Felix war Süß, smart, hatte eine unglaublich tiefe Stimme, die einen einlullen konnte, charismatisch, witzig, super Sexy, heiß und kam ebenfalls aus Australien. Manchmal wenn die anderen Abends zu Bett gingen, traf ich mich mit ihm und wir tranken zusammen einen Tee. Dabei sprachen wir Englisch in unserem normalen Dialekt, unserem normalen Slang. Bei ihm fühlte ich mich geborgen.

Und jetzt waren wir endlich hier. Home Sweet home. Wir hatten uns schon den ganzen Flug auf diesen Moment gefreut. Das soll aber nicht heißen, dass uns langweilig gewesen wäre. Wir machten alle zusammen Musik, übten unsere Rap- und Gesangsparts und komponierten neue. Wir waren schließlich nicht nur zum Vergnügen her gekommen, sondern auch, weil wir hier in einer Woche ein Konzert spielen würden. 

Stray Kids in Australien. Hier würden wir die Bühne zum Beben bringen, denn wir hatten einen Heimvorteil.

Wir stiegen zu acht aus dem Flugzeug. Ich war der letzte, denn ich hatte am Fenster gesessen und war deshalb auch der der am Schluss erst aufstehen konnte. Hinter mir konnte ich schimpfende Stimmen wahrnehmen. Sie beschwerten sich darüber, dass wir so lange und anscheinend etwas zu lange Musik gemacht hatten. Dabei hatten wir extra die größten und luxuriösen Sitze gebucht, mit dem Gedanken so viel Platz wie möglich zu haben, und so weit weg wie möglich von den anderen zu sitzen, um sie nicht zu stören. Anscheinend war unser Plan nicht so gut aufgegangen, wie vermutet.

 Die anderen Mitglieder hatten derweil ihre Sachen gepackt und warteten außerhalb des Flugzeugs auf mich. Beim Hinausgehen bedankte ich mich noch mit einer angedeuteten Verbeugung und gefalteten Händen bei der Stewardess.

Ich stieß zu den restlichen Bandmitgliedern und atmete tief ein. Hier roch es eindeutig nach zuhause. Um die anderen vor vermeintlichen Journalisten  zu schützen lief ich voraus und schirmte sie mit meinem Körper so gut es ging vor den Blicken der anderen. Doch ich war überrascht, denn dieses Mal gab es keine Papparazzi wie normalerweise. Das erstaunte mich ein bisschen. Wir hatten zwar extra alle einzeln gebucht um nicht als Band aufzufallen und somit den Schnappschussjägern in die Hände zu spielen. Das es tatsächlich funktioniert hatte, verwunderte mich. Dann würde das heute eine angenehme Anreise werden.

Das hatte ich zumindest gedacht...

Ich betrat den Eingangsbereich der Gepäckabholungsstelle. Kurz sah ich mich um, und stellte fest, dass ich anscheinend so schnell vorausgelaufen war, das die anderen noch ein ganzes Stück hinter mir waren. Ich hörte koreanisches Kommentare und englische Witze. Die mussten wahrscheinlich von Felix kommen.  Ich lächelte leicht. Ich liebte diesen Mann einfach. Während ich in Gedankenversunken einige Schritte nach vorne lief, prallte auf einmal etwas, oder viel mehr jemand gegen mich.

Die Person stolperte und fiel einige Schritte auf mich zu. Reflexartig umklammerte ich ihre Schultern um sie festzuhalten. Einige Sekunden rührte sich keiner von uns beiden. Ich hörte wie sie tief einatmete. Ich musste lächeln. Es war schon oft vorgekommen, das sich Fans von uns auf die Bandmitglieder stürzten, aber so etwas hatte ich schon lange nicht mehr erlebt. Als wir uns immer noch nicht rührten, räusperte ich mich, bückte mich herunter und fragte leise ob alles okay sei. Sofort stemmte die Person ihre Hände gegen meine Seiten und drückte sich von mir weg. Als ich ihr Gesicht endlich erkannte, blieb mir fast der Atem weg. Sie war wunderschön, objektiv betrachtet. Ich war jemand, der sich in den Charakter eines Menschen verliebte, und nicht nur in das aussehen. Sie hatte Schulterlange braune, leicht gewellte Haare, grüne-blaue Augen, leicht getuschte Wimpern, Süße Sommersprossen um die Augen und den Mund und Lippen die aussahen, als wären sie zum Küssen gemacht.

Sie antwortete nicht. Stattdessen wurden ihre Augen groß. Anscheinend hatte sie mich erkannt, denn ihr Blick blieb lange auf mir, verschlang jeden Zentimeter meines Körpers. Augenblicklich verfärbten sich ihre Wangen rosa.

Niedlich

Ich musste lächeln. Sie sah jedoch nicht so aus, als ob sie meine Frage von vorhin wahrgenommen hatte, also versuchte ich sie mit einem "Hey" in die Realität zurück zu holen. Sie antwortete. Ihre Stimme war brüchig, leise und schüchtern. Zwar hatte sie zuerst auf Deutsch geredet, doch dann musste ihr aufgefallen sein, das wir in Australien waren und das die Mehrheit der Menschen hier vermutlich Englisch sprachen, und wechselte zu Englisch. Sie teilte mir mit, dass es ihr gut ging. Das erleichterte mich und ich atmete entspannt aus. Noch bevor ich ihr auf die Frage, ob ich mich bei ihrer Rettung verletzt hatte, antworten konnte, fiel mir jemand ins Wort. Felix. Sonnenschein, Spaßvogel, mein Safe Space und Unruhestifter. Sein Kommentar der absolut unangebracht, aber dennoch witzig war, brachte die Gruppe, die mich mittlerweile eingeholt hatte, zum Lachen. Idioten. Das war in meiner Situation nicht im geringsten lustig. Viel eher machte es die ganze Situation für das Mädchen, das sich immer noch gegen mich stemmte, unangenehm. Ich ließ meine sogenannten Freunde wissen, was ich von ihrer Aussage hielt. Dann schenkte ich ihr erneut meine Aufmerksamkeit.  Nach dem sie mir versichert hatte, das bei ihr wirklich alles in Ordnung war, gab es einen Moment der Stille. Unsere Augen trafen sich und ich konnte fühlen, wie sich Wärme in meinem Bauch ausbreitete.  Kurz darauf ließ sie von mir ab, so schnell, als hätte sie sich an mir verbrannt.

Sie machte sich bereits auf den Rückweg, da bemerkte sie das sie noch etwas von mir wollte und drehte sich zu mir um. Ich wusste was jetzt kommen würde, ich hatte das schon unzählige Male miterlebt. Sie wollte ein Autogramm, ein Foto oder etwas meiner persönlichen Dinge.

Meine Laune war im Keller. Ich hatte es satt, das sich die Menschen nie für mich interessierten, sondern nur für meinen Status. 

Zuvorkommend wie ich war, bot ich es ihr an. Anscheinend hatte ich das falsche gesagt, denn in ihrem Gesicht las ich erste Anzeichen von Wut.

"No actually i wanted to ask you if you saw my little brother?"

Scheisse, da war ich wohl ins Fettnäpfchen getreten. Den Rest hörte ich nur noch mit halbem Ohr, verneinte aber die Frage sofort.

Sie drehte sich auf dem Absatz um und stürmte davon.

Das war ein guter Start für die Wochen in Australien.

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