Als die Sonne langsam müde wurde, packte Fabiola ihre Sachen zusammen und machte sich auf den Weg zu der Bushaltestelle. Sie hatte den ganzen Tag im Park verbracht. Hatte die Leute beobachtet und den Tag an sich vorbei ziehen lassen. Und natürlich hatte sie nachgedacht. Ganz viel. Am Tag waren ihre Gedanken meistens friedlich, also nur wenn sie sich nicht gerade über Mariana aufregte. Und dass tat sie eigentlich die ganze Zeit. Sie hatte noch nie so ein Mädchen getroffen. Sie hatte es noch nie erlebt, dass jemand so direkt mit ihr sprach. Die Leute an ihrer alten Schule redeten nie viel mit ihr. Dort war sie das ruhige Mädchen gewesen. Sie hatte keinen Effekt auf die Leute gehabt. Sie hatte nichts in ihnen bewegt. Sie hatte dort nur ein bis zwei wirklich gute Freunde gehabt. Aber hier ist es anders. Sie fällt auf. Vielleicht nicht durch die positivsten Sachen. Niemand ist auf deiner Seite, wenn du dich mit dem beliebtesten Mädchen der Schule anlegst. Aber vielleicht, ist es das was ihr so daran gefällt. Sie macht einen Unterschied. Sie lässt sich nicht von Mariana unterdrücken. Sie ist keine ihrer Mitläuferinnen. Und das will sie auch niemals werden dachte sie.
Als sie bei der Bushaltestelle ankam, war die Sonne schon längst unter gegangen. Verträumt zog sie ihre Kopfhörer aus der Tasche und steckte sie in ihr Handy. Nachdem sie eins ihrer Lieder in der Playlist angetippt hatte ließ sie sich auf einer Bank nieder und wartete geduldig auf den Bus. Man kann sagen was man will dachte sie, aber jeder der Musik bei unter 100% hört ist komisch.
Nach einer Weile kam der Bus. Er schien ziemlich leer zu sein. Was aber um diese Uhrzeit kein Wunder war. Mittlerweile war es dunkel geworden. Richtig dunkel. Fabiola hatte nie Angst vor der Dunkelheit gehabt. In der Nacht fühlte sie sich lebendig. Sie konnte alles machen, was sie wollte, ohne wirklich bemerkt zu werden. Sie konnte Alles und Jeder sein.
Im Bus saßen nur zwei Personen. Ein alter Mann und ein Mädchen. Nachdem Fabiola dem Busfahrer ihre Fahrkarte gezeigt hatte, ging sie weiter in den Bus hinein. Sie setzte sich in die Nähe des jungen Mädchens. Sie konnte nicht identifizieren, wer es war, oder ob sie das Mädchen kannte, da ihre Haare vor ihnen Gesicht hingen. Allerdings kam sie ihr ziemlich bekannt vor. Die Haarfarbe und der Haarschnitt. Irgendwo, dachte sie, hat sie das Mädchen schonmal gesehen.
Aber noch bevor ihr einfiel wo her sie das Mädchen kennen könnte, hielt der Bus an und das Mädchen stieg aus.
Die restliche Fahrt verlief ruhig. Leise hörte sie ihre Musik und dachte sich dabei Geschichten aus.
Als sie an ihrer Bushaltestelle ankam, stieg sie zögerlich aus.
Sie wollte nicht nach Hause. Sie wollte nicht ihren Vater schreien und ihre Mutter weinen hören. Aber es blieb ihr keine Wahl, wo sollte sie denn sonnst hin? Sie konnte ja schlecht draußen schlafen.
Langsam ging sie in die Richtung des kleinen Hauses. An der Tür angekommen, hielt sie an. Sie lauschte. Noch nichts. Erleichtert schloss sie die Tür auf. Sie war erleichtert darüber, dass sie noch rechtzeitig angekommen war. Ihre Eltern würden sich erst später anfangen zu streiten. Sie wusste nur zu gut, wie sich die Laune ihres Vaters durch den Wein verändern konnte, den er jeden Abend trank. Aber jetzt schien die Welt noch heile zu sein, und sie versuchte dies mit jedem Atemzug zu genießen.
Sie schlich sich auf Zehenspitzen in ihr Zimmer. Bedacht darauf kein Geräusch von sich zu geben.
Als sie endlich dort ankam, schloss sie dir Tür hinter sich ab und schmiss sich auf ihr Bett.
Was für ein scheiß Tag das war, dachte sie. Sie hasste jeden Tag den sie in Argentinien verbringen musste. Sie hasste dieses Land wirklich sehr. Das schlimmste waren noch nicht mal die Leute oder das Essen, oder die Landschaft, sondern dass es so weit von ihrem richtigen zu Hause entfernt sein musste. Sie hätte es niemals zugeben, aber sie hatte Heimweh. Ganz schlimmes Heimweh. Sie wollte wieder den Strand in Puerto Rico auf und abgehen, wollte wieder zu ihren alten Freunden, wollte ihr altes Leben wieder zurück haben. Ihre Eltern, die sie nach ihrem Tag fragten und die sich wirklich für die interessierten. Sie wollte wieder lebendig sein.
Kleine Tränen bahnten sich den Weg auf ihre Wangen. Ja sie hatte so schlimmes Heimweh, dass sie das Gefühl hatte, sie würde innerlich sterben. Es war, als hätte sie ihr Herz in Puerto Rico gelassen.
Ihre Gedanken wurden durch ein Geräusch unterbrochen. Brechendes Glas. Ihre Eltern stritten sich wieder.
Sie erhob sich von ihrem Bett und ging zu ihrer Zimmertür. Gebannt horchte sie auf, als ihr Vater zu schreien anfing.
Eigentlich hatte sie ihren Vater wirklich lieb. Er konnte auch wirklich lieb sein. Aber die meiste Zeit hasste sie ihn. Sie hasste, dass er sich nicht unter Kontrolle hatte und immer so schnell ausrastete. Ja sie hasste ihn Abgrund tief dafür. Aber noch mehr hasste sie ihn dafür, dass er ihre Mutter anschrie. Und je öfter er das tat, desto mehr hasste sie ihn und desto mehr vergas sie, dass er auch eine andere Seite hatte.Als Fabiola am nächsten Morgen aufwachte, hörte sie kein einziges Geräusch. Kein brechendes Glas, kein Geschrei. Es war still im Haus geworden. Ihre Eltern mussten beide schon aus dem Haus sein. Langsam stand sie auf und machte sich fertig für die Schule. Als sie die Küche betrat, lag das Glas, welches am vorherigen Abend achtlos umgeschmissen wurde immer noch kaputt auf dem Boden.
Natürlich hatte sich keiner der Beiden die Mühe gemacht die Scherben aufzusammeln. Schnell holte Fabiola ein Kehrblech und entfernte die Scherben vom Boden.
Nachdem sie eine Kleinigkeit gegessen hatte, machte sie sich auf den Weg zur Schule. Noch ein Bisschen verschlafen stieg sie in dem Bus, indem kein Platz mehr frei war, aufgrund der hohen Anzahl von Schülern, die alle zur Schule mussten.
Sie hatte nicht viel Schlaf bekommen, da ihre Eltern mal wieder zu laut gestritten hatten.
In der ersten Stunde hatte sie Biologie. Sie mochte Biologie momentan nicht besonders, da sie dazu gezwungen war mit Mariana an einem Projekt zu arbeiten. Sie sollten ein DNA-Modell bauen. Sie waren noch nicht einmal zur Hälfte damit fertig, nur weil Mariana immer etwas an ihr auszusetzen hatte. Sie wusste wirklich nicht, was ihr verdammtes Problem war. Sie machte sich auf den Weg zum Klassenraum, der sich nach und nach immer mehr füllte. Auch Mariana betrat nach einer Weile den Raum. Viele Schüler begrüßten sie sofort und riefen ihr Komplimente zu. Alle versessen darauf mit ihr reden zu können. Aber sie ging nur zu ihrem Tisch und ließ sich neben Fabiola auf ihren Stuhl fallen.
"Du siehst scheiße aus.", murmelte sie ihr zu, während sie Fabiola musterte. Wow dachte Fabiola, ja sie würde niemals jemanden so sehr hassen, wie dieses Mädchen.
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The two sided love
RomanceFabiola kommt nach den Sommerferien an eine neue Schule, da ihre Eltern mit ihr von Puerto Rico nach Argentinien gezogen sind. Sie hasst alles auf dem Land. Die Lage, die Schule, das Essen, die Leute, aber vor allem hasst sie Mariana. Die perfekte M...