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Gebannt wartete Mariana auf ihre Reaktion. Sie mochte es, wenn sie Fabiola necken konnte. Wenn Fabiola eins für sie war, dann komisch. Sie liest die ganze Zeit nur oder kritzelt in ihr dummes Kleine Heftchen. Sie wusste nicht genau warum, aber es machte sie wütend. So wütend, dass sie es ihr am liebsten aus der Hand reißen und zerreißen wollte. Sie wollte Fabiola am Boden zerstört sehen. Außerdem, redete sie mit niemanden. Wer redet bitte schön nie?! Dieses Introvertierte an ihr, konnte sie auf den Tod nicht ab.

Fabiola räusperte sich und schaute Mariana genau in die Augen. Sie konnte die Müdigkeit aus ihnen herauslesen. Sie konnte sehen, dass es ihr schlecht ging, aber es interessierte sie nicht ein Bisschen.
Fabiola schaute wieder weg. Das hat Mariana nicht gedacht. Was ist mit Fabiola los, fragte sich das junge Mädchen. Sie ist so anders als sonnst. Aber es sollt sie nicht weiter kümmern, da im nächsten Moment Herr Carrizo in den Klassenraum spaziert kam.
Die Stunde verlief wie jede andere. Sobald die beiden anfingen zusammen zu arbeiten, fingen sie an sich zu ärgern. Herr Carrizo sagte dieses Mal nichts, wahrscheinlich hatte er die Hoffnung schon aufgegeben.
Nach der Stunde ging Mariana Anruf den Schulhof. Dort setzte sie sich zu ihren Freundinnen. Lucia redete wie gewohnt von ihrem Volleyball Team. Und dem gestrigen Training. Jedes Mal, wenn sie davon anfing, fragte sie Mariana, ob sie nicht auch mit machen möchte. Und jedes Mal sagte Mariana, dass sie es sich überlegen werde. Tatsächlich fand Mariana, dass Volleyball eigentlich keine so schlechte Idee wäre. Sie hatte vor zwei Jahren schon einmal Volleyball gespielt. Ziemlich lange sogar, aber ihr Team musste sich leider auflösen. Mariana beschloss an diesen Abend zum Volleyballtraining zu erscheinen. Vielleicht machte es ihr ja noch genauso viel Spaß wie damals. 

Während Mariana mit ihren Freunden die Pause verbrachte, war Fabiola ganz allein. Sie hatte sich in die letzte Ecke der Bibliothek gesetzt und war gerade dabei eines ihrer Gedichte zu beenden. Sie hatte schon mehrere Tage an dem Gedicht gesessen, hatte aber nie die nötigen Ideen gehabt, um es zu beenden. 


Mondphasen

Der mond geht auf und zu,

Wird voll und geht danach zur ruh,

Ruht sich aus und wäscht sich rein,

Warum kann das nicht auch bei menschen so sein,

Denn wenn menschen sterben sind sie für immer weg,

Wie du auf einmal verschwandest,

Dabei lagst du doch in deinem bett,

Aber so schnell ich auch gekuckt habe, 

Du warst auf einmal weg,

Nimmst mit dir so viel mehr,

Als ich dir würde geben mit,

Und ich such nach dir in fotos,

Schaue sie mir an,

Wie dien haar sich in den wellen schlängelte, 

Und dein lachen froh erklang,

Und ich versuche zu erinnern,

Was einst geschehen war,

Aber erinnerung hält nicht für immer,

Eigentlich war mir das schon immer klar,

Und um diese zeit im nächsten jahr bin ich immer noch verzweifelt,

Suche und suche nach dir,

Während meine welt gerade in zwei fällt,

Denn du bist auch im zweiten jahr nicht wieder zurück gekommen,

Ich glaube ich muss einfach lernen,

Ohne dich zurecht zu kommen.


Manchmal schrieb Fabiola Gedichte und wusste nicht mal genau warum sie Sie schrieb. Aber jetzt wusste sie warum sie es schrieb. Sie schrieb es für ihren Bruder. Ihr Bruder war ihr bester Freund gewesen. Er war immer für sie da. Er hatte wahnsinniges Talent, was Gitarre spielen anging. Außerdem mochte er es ihr kleine Geschichte zu schreiben, die er ihr Abends vorlesen konnte. Dass hat er immer gemacht. Egal wie dunkel Fabiolas Welt zu sein schien, er konnte sie immer aufmuntern. Er war immer glücklich und hatte immer sehr viel gelacht. Immer darauf bedacht andere Leute glücklich zu machen. Und dann eines Abends, im Januar, an irgendeinem unbedeutendem Tag, hatte er sich umgebracht. Ihr Bruder. Er hatte sich einfach umgebracht. Sie wusste nicht warum. Sie wusste nur dass er tot war. Tot, ihr schöner Bruder einfach tot. Er hatte nie traurig gewirkt. Nie. Er war immer so glücklich gewesen. Und manchmal wünschte sie sich, dass sie an seiner Stelle gestorben wäre. Manchmal, wenn ihre Eltern zu laut waren, dann stellte sie sich vor, wie sie an diesem Abend die Tabletten zu sich genommen hätte und nicht er. Er, Caleb, ihr wunderschöner Bruder. 


Als es zur dritten Stunde klingelte, packte Fabiola schnell ihr kleines Heftchen in ihre Tasche und marschierte aus der Bibliothek. Wenigstens, dachte sie, hatte sie nicht schon wieder mit Mariana Unterricht. Sie setzte sich auf ihren gewohnten Platz in der Klasse und wartete darauf, dass der Unterricht begann. Solange sie wartete, bereitete sie sich schonmal auf den Unterricht vor und versuchte sich, dass was sie in der letzten Stunde gemacht hatten wieder in ihr Gedächtnis zu rufen. Ihr Kopf schnellte hoch, als neben ihr energisch der Stuhl nach hinten geschoben wurde. Lucia, ihre Sitznachbarin, setzte sich auf den Stuhl und fing an ihre Sachen aus zu packen. Nachdem sie alle Sachen ausgepackt hatte, drehte sie sich fröhlich zu Fabiola um. 

"Willst du heute Abend mit zum Volleyballtraining kommen?", erwartungsvoll blickte Lucia Fabiola an. Fabiola mochte Lucia. Sie war immer sehr lieb zu ihr gewesen. Weshalb es ihr sehr schwer viel nein zu ihr zu sagen. "Ich glaube nicht, dass Es was für mich wäre.", erklärte Fabiola. "Aber du meintest doch, dass du in Puerto Rico auch immer Volleyball gespielt hast." Verdammt, da hatte Lucia recht. Sie hatte für mehrere Jahre in eine Team gespielt, bis sie nach Argentinien ziehen musste. Bevor Fabiola etwas erwidern konnte schaute Lucia sie so verzweifelt an, dass sie gar nicht anders konnte, als ihr zu versprechen, dass sie zum Volleyballtraining kommt. "Na gut, ich komme." , gab sie nach. Sie hasste es wirklich, nie nein sagen zu können.

The two sided loveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt