Als Fabiola die Halle betrat, waren schon ein paar Mädchen dabei ein Volleyball-Netz auf zu bauen. Fast lief sie gegen ein Mädchen, das gerade eine der langen Stangen alleine schleppte. Sie entschuldigte sich kurz und machte sich dann auf den Weg zu Lucia. Lucia stand neben einem Mädchen und unterhielt sich mit ihr. Das Mädchen kam Fabiola bekannt vor und dann erinnerte sie sich an den gestrigen Abend, als sie das Mädchen im Bus gesehen hatte. Dass muss sie gewesen sein, dachte Fabiola. Deshalb ist ihr das Mädchen auch so bekannt vorgekommen. Lucia murmelte gerade etwas dem Mädchen zu, als sie Fabiola bemerkte. "Da bist du ja.", sagte sie aufgeregt. "Ich hatte Angst, dass du dir es vielleicht anders überlegst.", fuhr sie fort. Fabiola lächelte sie an. "Ich hab doch gesagt dass ich komme.", sagte sie belustigt. "Ja, aber bei dir weiß man nie.", erklärte Lucia, bevor sie auf das Mädchen zeigte, welches Fabiola im Bus gesehen hatte. "Das ist Camila.", stellte Lucia vor. Camila schenkte Fabiola ein Lächeln und sie fühlte sich sofort willkommen.
Die beiden Mädchen fingen an ihr die Halle zu zeigen und sie zu ihrer früheren Volleyball Erfahrung zu befragen.
„Auf welcher Position hast du gespielt?", fragte Camilla neugierig. „Ich war Zuspielerin.", antwortete Fabiola. Lucia fing an aufgeregt auf und ab zu springen. „Wirklich?! Das ist ja so cool.", betonte sie. Gerade, als Fabiola noch etwas sagen wollte schwang auf einmal die Tür zur Halle auf und sie verstummte bei dem Anblick der sich ihr bot.
Mariana stolzierte durch die Tür mit ihrer dummen Wasserflasche in der Hand, mit der sie Fabiola, vor zwei Wochen, Wasser über den Kopf geschüttet hatte. Natürlich "aus Versehen" . Fabiola wurde schlagartig schlecht. Sie wollte nicht mit Mariana Volleyball spielen. Sie wusste wirklich nicht wieso aber Mariana war die einzige Person die ihre Laune in Sekunden schnelle verändern konnte. Meistens im negativen Sinne. Sie blickte zu Lucia, welche sich zu ihr drehte und ihr ein entschuldigend anlächelte. "Ich weiß ihr seid nicht die besten Freunde aber ich sie hat auch mal Volleyball gespielt. Ich dachte es wäre eine gute Idee sie auch zu fragen.", erklärte sie. Fabiola nickte. Sie war ein Bisschen enttäuscht. Sie hatte gehofft wenigstens einen Ort haben zu können, an dem Mariana nicht war. Aber sie wollte sich das nicht von ihr kaputt machen lassen. Sie würde Mariana keinen Gefallen machen, dachte sich Fabiola.Als Mariana Fabiola erblickte, blieb diese genau so verdutzt stehen, wie Fabiola es gemacht hatte. "Was machst du denn hier?" Marianas Stimme war nicht genervt, was sie ziemlich überraschte, es hörte sich eher so an, als wäre Mariana ein kleines Bisschen verunsichert. Und obwohl es wahrscheinlich Niemanden aufgefallen war, freute sich Fabiola schon ein Bisschen darüber Mariana verunsichert zu haben. Sie musste unwillkürlich ein Bisschen schmunzeln. Mariana war nie verunsichert. Nie. Und wenn sie mal verunsichert war, ließ sie es sich nie anmerken.
Sie war die tolle Mariana, die vor der alle Respekt haben. Sie war für die Schüler an dieser Schule wie ein Gott, so hatte Fabiola manchmal das Gefühl.„Was denkst du denn, Volleyball spielen natürlich.", antwortete Fabiola, konnte sich aber nicht den schnippischen Unterton in ihrer Stimmer verkneifen. Sie wollte, dass Mariana ihr Respekt entgegen brachte. Sie wollte keine Untertanin von Mariana sein. Sie wollte mehr für sie sein.
„Als ob du Volleyball spielen kannst.", entgegnete Mariana.
„Natürlich kann ich Volleyball spielen, sonnst wäre ich ja nicht hier." und gerade, als Mariana ihr einen Schritt näher kam um Fabiola zu verunsichern, kam der Trainer in die Halle. Sofort hielt Mariana in ihrer Bewegung inne und stoppte ein paar Zentimeter vor Fabiola. Während die Mannschaft zu dem Trainer blickte, und ihn begrüßte, blickten sich Fabiola und Mariana in die Augen. Zu geschockt um voneinander weg zu treten oder etwas zu sagen. Und während Fabiola Mariana anblickte, merkte sie, dass sie sie noch nie so wirklich angesehen hatte. Sie hatte noch nie sehen können, welche Augenfarbe sie eigentlich hatte.
Sie waren braun. Kein helles Braun, sondern ein dunkles. Fabiola hatte das Gefühl, dass Marianas Augen sie verschluckten. Aber sie hatte keine Angst. Ganz im Gegenteil Marianas Augen machten ihr Mut.„Oh Nein." , Fabiola vernahm ein genervtes, aber gleichzeitig belustigtes seufzen. Erst jetzt machte Mariana einen Schritt nach hinten, und brachte somit wieder Platz zwischen sie. Syncron drehten sich die beiden in die Richtung der Stimme. Zu Fabiolas erstaunen war es Herr Carrizo. Er schien ein überrascht, darüber zu sein, dass er die beiden heute schon zum zweiten Mal sehen musste.
„Was macht ihr beiden denn hier? Zusammen? Ich bin kein Paartherapeut müsst ihr wissen.", witzelte er. „Oh mein Gott sie sind so lustig wissen sie dass?", fragte Mariana sarkastisch, aber Herrn Carrizo schien das Kommentar gar nicht zu stören. Er redete einfach weiter. Er befragte beide, ob sie schon einmal Volleyball gespielt hätten und als er erfuhr dass sie beide schon Spielerfahrung hatten, fragte er sie, auf welcher Position sie gespielt hatten. Als Mariana erklärte, dass sie Mittelblockerin gewesen war, verdrehte Fabiola die Augen. Was für ein Klischee. Sie hassen sich und jetzt muss sie ihr die Bälle zu spielen. Fabiola wurde noch genervter, als Herr Carrizo zu ihnen sagte, dass sie sich zusammen aufwärmen sollten. Beide schienen sehr zerknirscht, während sie die Aufwärmübungen machten, die Herr Carrizo ihnen vorgab.Als sie damit fertig waren sich aufzuwärmen, begannen sie damit sich den Ball zu zuspielen. Der Rest der Mannschaft, macht irgendwelche anderen Aufgaben, aber Fabiola konnte nicht sehen was genau sie taten. Sie war zu sehr damit beschäftigt Mariana das Leben schwer zu machen, indem sie ihr relativ flache Bälle zuspielte. Mariana wiederum versuchte genau das gleiche. Der Trainer seufzte, als er sah, was die beiden machten. Sie spielten beide nicht schlecht, aber er wusste genau, dass sie selbst hier aus allem ein Wettkampf machen würden.
Nachdem das Training vorbei war, packten alle ihre Taschen zusammen und machten sich auf den Weg nach draußen. Mariana und Fabiola gingen schweigend nebeneinander her. Sie hatten kein Wort mehr miteinander gewechselt, seitdem sie sich aus Versehen so nah gekommen waren. Keiner von ihnen verabschiedete sich, als sich ihre Wege trennten.
Warum auch? Sie hassten sich. Sie hassten sich und sie ärgerten sich und sie beleidigten sich. Warum? Warum sollte es jemals einen Grund geben sich auch nur tschüss zu sagen? Fabiola wollte sich es nicht eingestehen, aber sie wünschte sich doch irgendwo, vielleicht für weniger als eine Sekunde, dass es doch einen Grund gab, damit sie Mariana tschüss sagen konnte.Als sie bei ihrer Bushaltestelle ankam wartete sie geduldig auf ihren Bus, während sie wie gewohnt Musik hörte. Nach einer Wartezeit von ungefähr 5 Minuten kam der Bus und sie stieg ein. Camila war dieses Mal nicht mit im Bus, da sie von ihrem Vater abgeholt wurde. Wie schön es sein musste von seinen Eltern abgeholt zu werden. Fabiola beneidete Camila um dieses Privileg. Man wird von seinen Eltern abgeholt, weil sie Angst haben dass einem vielleicht etwas passiert oder dass man sich verläuft. Nicht alle Eltern müssen das machen um ihre Kinder zu lieben, nur weil manche Eltern es nicht tuen sind sie nicht euch schlechte Eltern oder haben ihre Kinder nicht lieb. Aber Fabiola wusste, dass ihre Eltern sie niemals irgendwo abgeholt hätten. Nichtmal wenn ihr etwas schlimmes passiert wäre.
Nachdem der Bus sie an ihrer Bushaltestelle herausließ ging sie langsam nach Hause. Sie wollte nicht dort hin. Sie wollte nicht zu diesen Leuten, die sich so offen hassten.
Dieses Haus war so voller Abscheu gefüllt, dass jedes Mal wenn sie es betrat ihr Herz anfing zu schmerzen. Und genau das tat es auch als sie dieses Mal hereintrat. Es war still im Haus und sie hoffte, dass es für den Rest des Abend auch so sein würde. Sie schlich in ihr Zimmer und versperrte die Tür hinter sich. Und während sie sich auf ihr Bett legte, zählte sie die Sekunden, bis ihr Vater wieder laut wurde und ihre Mutter wieder anfing zu schreien.
278 Sekunden, waren sie leise gewesen. Und jetzt waren sie laut.
„Es ist alles deine Schuld gewesen!", hörte sie ihre Mutter schreien. „Der Junge war krank was hätte ich tun sollen!?", brüllte ihr Vater. Sie wusste, dass es um ihren Bruder ging.Und dann erinnerte sie sich an etwas, auf Einmal war sie nicht mehr in Argentinien, sondern in Costa Rica am Strand. Sie war gerade mal 9 Jahre alt, während sie bitterlich weinend im Sand saß, weil sie sich mit ihren Eltern gestritten hatte. Und sie erinnerte sich daran, wie ihr Bruder auftauchte, sich neben sie setzte und sie versuchte zu beruhigen. Jedes Mal wenn sie traurig gewesen war, hat er so wahnsinnig schlaue Sachen gesagt, die sie immer sofort aufmuntern konnten.
„Weißt du, dass ist auch dass erste mal für Mama und Papa dass sie Leben, deshalb nimm es ihnen nicht so übel. Sie sind Menschen und Menschen machen Fehler.", hatte er gesagt. Und sie hatte ihm geglaubt. Immer hatte sie ihm geglaubt. Ihrem schlauen Bruder, der immer so schlaue Sachen sagte.
Und als das erste Gals zu Boden viel war sie wieder in Argentinien, in ihrem Zimmer und war 16 und eigentlich hätte sie so viel erwachsener sein sollen. Aber jetzt fühlte sie sich wieder wie dieses kleine Mädchen am Strand und versuchte so zu tun, als wäre das scheppernde Gals Musik.
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The two sided love
RomanceFabiola kommt nach den Sommerferien an eine neue Schule, da ihre Eltern mit ihr von Puerto Rico nach Argentinien gezogen sind. Sie hasst alles auf dem Land. Die Lage, die Schule, das Essen, die Leute, aber vor allem hasst sie Mariana. Die perfekte M...