38 AS IT WAS

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HARRY POV

Tatsächlich bin ich von mir selbst überrascht.
Als ich nach meinem kurzen inneren Ausfall wieder auf ihn zu gegangen bin, wurde mir aber etwas klar.
Er war so in Gedanken versunken, spielte mit seinen Fingernägeln rum und hatte die Stirn gekräuselt. Und auf ein Mal wirkte er wieder so.. Menschlich.
Naja offensichtlich ist er ein Mensch. Aber ich habe ihn nicht mehr als DEN Louis Tomlinson, Sänger und Weltstar gesehen, sondern irgendwie einfach als Louis. Und es war, als hätte sich ein Schalter umgelegt und all die Ironie, der Sarkasmus, der von der stotternden Unsicherheit überlagert wurde, durchbrach nun final die Oberfläche.

Und Louis ist einfach ein sehr, sehr.. angenehmer Mensch. Und das meine ich im besten Sinne. Denn als ich ihn gewarnt hatte, wie schlecht ich im Smalltalk bin, wollte er mir ja nicht glauben.
Aber worin besteht Smalltalk normalerweise? Fragen nach dem Beruf, Wetter, unnötige Oberflächlichkeiten, die niemanden interessieren. Über Smalltalk lernt man niemanden kennen, es ist nur ein Mittel um peinliche Stille zu überwinden.
Natürlich weiß ich, was er beruflich macht, sonst wären wir wohl kaum hier. Nach meiner Arbeit hatte er mich schon gefragt und das Wetter ist wohl so offensichtlich, wie es in England unberechenbar ist.

Also habe ich mir vor einiger Zeit angewöhnt, seltsame Fragen zu stellen. Eigentlich kam das auch durch die Therapie, denn es fällt mir schwer mit fremden Leuten ins Gespräch zu kommen. Ich unterhalte mich gerne und ich lerne auch wirklich gerne neue Menschen kennen, aber der Anfang fällt mir immer schwer. Also kamen wir auf die Fragen. Für mich sind sie nicht seltsam, sondern ziemlich aufschlussreich tatsächlich, aber auf andere wirke ich deswegen meist schnell seltsam.
Und doch habe ich nicht das Gefühl ihn damit zu verschrecken. Nein, er macht mit.

Wann unterhält man sich denn sonst schon über Erdnussbutter, Enten, Suppe und die abstoßende Wirkung mancher Körperteile.
Aber mal ehrlich.. Wie kann man Kniekehlen schlimmer finden als Füße?! Ich schaffe es ja gerade mal so meine eigenen zu akzeptieren, einfach weil ich den praktischen Nutzen zu schätzen weiß. Aber wie kann man sie bitte nicht ekelhaft finden?!
Dementsprechend fiel meine Antwort auf die Frage, welche Kinks man so gar nicht nachvollziehen kann unangefochten auf Fußfetischismus. Sein Unverständnis gegenüber dem klassischen "Daddy" kann ich schon auch irgendwie verstehend nachvollziehen, aber Füße gehen einfach gar nicht.

Eventuell steigere ich mich da gerade etwas rein. Ein bisschen.
Aber Louis telefoniert gerade, so wie ich es verstanden habe, mit seiner Freundin und ist zur Seite gegangen. Offensichtlich will er nicht gestört werden, was ich verstehen kann, obwohl er nicht gerade leiste spricht und ich so trotzdem den ein, oder anderen Fetzen verstehen kann.
Es scheint irgendein Problem zu geben.. Worum genau es geht weiß ich nicht, aber er macht auf jeden Fall ein sehr ernstes Gesicht.

Weil ich wirklich nicht lauschen will, antworte ich Mia auf eine ihrer unzähligen Nachrichten, ob alles in Ordnung ist, wie es läuft, was genau wir gerade machen, worüber wir reden, etc.
Sie sollte mich eigentlich gut genug kennen, um zu wissen, dass ich es nicht leiden kann und es fürchterlich unhöflich finde die ganze Zeit auf sei Handy zu schauen, wenn man mit jemandem unterwegs ist, aber sie ist genau so aufgeregt gewesen wie ich. Also gebe ich ihr ein schnelles Update und scrolle noch etwas durch Instagram, bis er sein Telefonat zu Ende gebracht hat.

Entgegen meiner Befürchtung, war wohl doch alles nicht so schlimm, wie es erst klang und wir setzen unseren Spaziergang genau so entspannt fort, wie er vor der kleinen Unterbrechung war.

Doch so langsam frage ich mich.. wie geht es weiter?
Wir können schließlich nicht ewig durch die Gegend laufen, aber ich will auch nicht, dass dieser Nachmittag schon endet.
Ehrlich gesagt habe ich auch langsam Hunger, schließlich war ich heute Vormittag ja dezent spät dran und habe dementsprechend noch nichts gegessen. Ich will ihn jetzt aber auch nicht noch dazu bringen mit mir Essen zu gehen, oder so. Das hätte dann doch irgendwie was von einem Date und das ist ja keinesfalls.

Die Entscheidung über den weiteren Verlauf, wird mir dann aber von meinem verräterischen Magen genommen, der so laut knurrt, dass wir beide daraufhin auflachen müssen.

"Na ein Glück, geht es dir scheinbar ähnlich, ich bin am Verhungern." schließt er daraus.
"Lust noch was zu essen? Wir sind ja doch schon eine Weile unterwegs.." Fügt er noch hinzu.
Aber das würde ja bedeuten, dass meine Gesellschaft nicht so anstengend ist, wie ich zwischenzeitlich doch immer wieder vermute.
"Gern. Ich denke mein Magen war da recht deutlich eben."
"Hatte dein Kopf zu diesem Szenario auch schon eine Idee, so wie mit dem Park, oder schmeißen wir Google an? So fit bin ich in der Gegend hier nicht."
"Tatsächlich beinhaltete keins der unzähligen Szenarien Essen zu gehen, eine Idee habe ich trotzdem. Es.. Es ist eins meiner Lieblingsrestaurants, ziemlich klein und auch nicht sehr bekannt, denke ich.. Falls du befürchtest belagert zu werden, oder so.."
"Na das klingt doch gar nicht so verkehrt, dann führe uns mal zur Erlösung."

Ist ihm eigentlich bewusst, dass der die Hälfte der Zeit in Zeeideutigkeiten spricht? Macht er das absichtlich? Mich verwirrt es jedenfalls massiv und ich habe meine liebe Mühe mich nicht permanent zu verschlucken, oder über meine eigenen Füße zu stolpern, wenn er wieder so etwas sagt. Ich halte mich ja eigentlich nicht unbedingt für prüde, aber er schafft es damit immer mich kalt zu erwischen.

Da wir mittlerweile wieder ziemlich da angekommen sind, wo wir uns vor bald drei Stunden getroffen haben, befinden wir uns auch am richtigen Ausgang des Parks, sodass der Weg zu meinem Lieblingsrestaurant nicht zu weit ist.
Das habe ich vor Jahren zusammen mit Mia entdeckt, als sie mich besucht hatte, kurz nachdem ich nach London gezogen bin. Wir sind einfach wahllos durch die Stadt geschlendert, um sie ein wenig kennenzulernen und der Hunger hat uns reingetrieben.
der Italiener sieht echt unscheinbar aus und mehr als zehn Tische finden darin auch keinen Platz, aber er strahlt etwas so heimeliges und familiäres aus, dass man sich einfach sofort wohl fühlen muss. Mittlerweile weiß ich auch, dass es ein Familienbetrieb ist und von der Nonna zum Enkel, jeder hier arbeitet.
Zum Glück finden wir noch einen Platz, denn eigentlich hat man hier, vor allem am Wochenende, ohne Reservierung keine Chance.
Ich war leider lange nicht mehr hier.. Denn, obwohl ich dieses Restaurant mit Mia gefunden habe, waren Jake und ich hier sehr oft. Hier sind wir zusammen gekommen. Hier haben wir entschieden zusammenzuziehen. Hier hat er mir das erste Mal gesagt, dass er mich liebt.
Seit unserer Trennung, war ich kein einziges Mal wieder hier. Irgendwie waren dieser Ort und Jake für mich immer miteinander verknüpft und ich konnte mich dem einfach noch nicht stellen.
Warum mir genau jetzt danach war, kann ich nicht wirklich sagen. Aber das beklemmende Gefühl, welches ich ertwartet habe als wir durch die Tür treten, beschleicht mich einfach nicht.

Auch als wir uns hinten in die Ecke setzen, bestellen und essen.. Es fühlt sich nicht falsch an wieder hier zu sein. Hier mit jemand anderem zu sein.

Nein es ist ein gutes Gefühl.. Als würde ich wirklich anfangen diese Verknüpfung zu überschreiben und ein neues Kapitel aufschlagen.

Ich will mich mal wieder bei Allen bedanken, die hier noch bei mir sind und genauso wie ich das erste Treffen der beiden gerade verfolgen!

Und ein ganz liebes Danke geht auch an meine Sternchendrückerin, denn ich freue mich jedes Mal riesig, wenn ich es sehe!

Natürlich würde ich mich auch sehr freuen, wenn deine Sternchen auch Gesellschaft bekommen würden.. Wem die Story bisher also gut gefällt.. Es geht schnell, tut nicht weh, und ihr würdet mir den Tag versüßen..

Thank You..Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt