37 WHAT YOU'VE DONE

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Also ich weiß wirklich nicht, was mit Harry in den Minuten seiner Abwesenheit passiert ist, aber ich muss gestehen.. Ich mag es.
Natürlich war der unsichere Harry vom Anfang schon süß, aber Sarkasmus kann er auch echt gut.
Ich versuche also nicht weiter zu hinterfragen, wo der Gemütswandel (ein Sinneswandel war es ja nicht wirklich) denn nun her kommt, während ich tatsächlich meine Mühe damit habe hinter ihm her zu kommen, weil er verdammt große Schritte macht. Na gut, vielleicht trödle ich auch etwas, um den äußerst ansprechenden Anblick, den er nunmal bietet noch einen Moment auszukosten.

Tatsächlich verfallen wir wieder ganz entspannt in ein lockeres Gespräch und er hatte tatsächlich nicht zu viel versprochen: Smalltalk kann er einfach nicht.
Allerdings finde ich den klassischen Smalltalk auch einfach langweilig, was vielleicht daher kommt, dass auch in Interviews und sonstigen Gesprächen der Art einfach immer die gleichen Fragen gestellt werden.

So wirken Themen, wie „Was hältst du von Enten?", „Erdnussbutter mit, oder ohne Stücke?", „Nutella mit, oder ohne Butter?", oder „was empfindest du als unerotischtes Körperteil?" absolut erfrischend und meine Antworten scheinen auch weitestgehend zufriedenstellend gewesen zu sein: Irgendwie niedlich. Mit. Ohne halte ich für krank. Kniekehlen.

Allgemein ist er einfach eine sehr angenehme Gesellschaft und es ist leicht mit ihm zu reden. Wie man Füße unerotischer finden kann als Kniekehlen ist mir allerdings ein Rätsel.

Dementsprechend unangenehm ist es mir auch, als mein Handy auf einmal klingelt und „Waiting for the Elevator" von The Lorie Berkner Band den Park beschallt.
Ja das „Lied", wenn man es als solches bezeichnen will, ist unfassbar peinlich. Aber seit El das erste Mal von einem Fan „Elevator" genannt wurde, ist es so eine Art Running Gag.
Normalerweise habe ich mein Handy grundsätzlich auf lautlos (noch so eine Gemeinsamkeit), nur bei Anrufen gehen die Fanfaren los. Ich telefoniere einfach nicht gerne, sondern schreibe lieber. Dementsprechend ist es in der Regel etwas dringendes, wenn ich doch einmal angerufen werde. Dem Ton nach muss es also El sein und die würde mir definitiv schreiben, wenn nicht gerade etwas in Flammen aufgeht.

Ich entschuldige mich also bei Harry, gehe ein paar Schritte zur Seite und nehme -lowkey angepisst- den Anruf entgegen, der gerade die Stimmung gekillt hat.
„Was gibt es El?"
„Also wirklich Lou.. Hey El, schön mal wieder von dir zu hören, wie geht es dir, was steht denn an.."
„Hey El, schön mal wieder von dir zu hören, wie geht's dir? Was steht denn an? Besser?"
Gebe ich ihre Worte zuckersüß zurück. Ein kleines Schmunzeln kann ich nicht unterdrücken. Auch wenn mich die Störung nervt, hatte ich schon etwas länger nichts mehr von ihr gehört und nehme mir vor das bald wieder zu ändern.
„Das ist aber lieb, dass du fragst! Mir geht's prima und selbst?"
„Alles gut soweit, du ich bin gerade unterwegs.."
„Kein Thema. Ich wollte dich auch eigentlich nur vorwarnen.. Eventuell habe ich ein klitze-klein-wenig Mist gebaut."
„Hun, was hast du angestellt?"
„Gar nichts!"
„Raus damit jetzt."
„Na gut.. Du weißt doch, dass ich mich seit einer Weile mit Steven treffe.. Und naja ich hatte gestern einen Job in Paris und er wollte mich überraschen und hat mich abgeholt und so richtig schick ausgeführt.. Ach das war einfach wundervoll.. Jedenfalls.. es kann sein, dass wir gesehen wurden und wenn, sahen wir definitiv nicht aus wie gute Freunde. Aber er kennt ja schließlich auch nicht wirklich Details zu.. Naja zu uns und.. Ja."

Während sie gesprochen hat, bin ich langsam auf und ab gelaufen, um meine Nerven zu beruhigen.
Und um nicht auszurasten. Bewegung hat mir da schon immer geholfen, vielleicht bin ich deshalb so wahnsinnig gut in Form? Weil ich mich so oft aufregen muss?

Egal.

Ich entscheide mich, dass sie tatsächlich nichts dafür kann und sie klang so begeistert putzig, dass ich nicht richtig böse sein kann.

„Alles klar. Alles gut. Ich bin nicht sauer, oder so. Du kannst ja nichts dafür. Danke, dass du mir Bescheid gegeben hast."

„Du weißt doch, wie ich dazu stehe.."
„Natürlich.. Danke für Alles, El."
„Hab dich lieb, Großer!"
„Ich dich auch, Hun!"

Na da wird wohl bald ein Date auf mich zukommen. Möglichst öffentlich natürlich. Absolut unauffällig. So ein Dreck.

Als ich wieder zu Harry zurück komme, versuche ich mir mein plötzliches Stimmungstief nicht anmerken zu lassen.
Auch er steckt nun sein Handy zurück, mit dem er sich beschäftigt hat und sieht mich an.
„Alles in Ordnung? Ich wollte nicht lauschen, aber das klang irgendwie ernst."
„Ja natürlich! Alles gut, es war nur ein Missverständnis." Tue ich das Gespräch mit einer Handbewegung ab.
„So, wo waren wir?"

Warum ich gerade das dringende Bedürfnis verspüre, ihm von El und mir zu erzählen, weiß ich nicht, aber ich schaffe es mir noch rechtzeitig auf die Zunge zu beißen und ihn anzulächeln.

„Uhm.. ich glaube wir waren bei Suppe."
„Widerliches Zeug" rümpfe ich die Nase.
„Was stimmt denn nur nicht mit dir?!"

Thank You..Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt