Kapitel 20

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Maddie Pov

Gerade als die ersten Sonnenstrahlen den Himmel durchbrachen, stürzte ich erneut in das Krankenhaus. Eine freundliche Frau am Empfang gab mir die Zimmernummer meines Bruders durch und ich eilte das Treppenhaus hinauf. Hastig riss ich die Tür auf und brach fast in Erleichterungstränen aus, als ich John B auf dem großen Krankenhausbett liegen sah. Stürmisch rannte ich zu ihm, um ihn zu umarmen. Erst als er schmerzerfüllt aufkeuchte, entdeckte ich seinen einbandagierten Arm. Mit einem entschuldigenden Blick löste ich mich von ihm und er begann zu sprechen: „Ich hatte Glück im Unglück, er ist nur gebrochen. Wäre ich nicht im Sand gelandet, hätte ich den Sturz möglicherweise nicht überlebt." Ich schlug ihm vorsichtig gegen seinen gesunden Arm: „Du Idiot. Ich dachte ich hätte dich auch verloren. Wer klettert denn auch auf einen morschen Holzturm? Dass das nicht gut enden kann, liegt ja wohl auf der Hand". Mein Bruder lächelte beruhigend: „Keine Sorge. So schnell wirst du mich nicht los und es gibt großartige Nachrichten. Sarah hat ihrem Vater von unseren Problemen mit dem Jugendamt erzählt und er hat angeboten uns bei sich aufzunehmen und unser Vormund zu werden." Ich versuchte vergeblich die Informationen, die er mir vor wenigen Sekunden entgegen gehauen hatte zu verarbeiten „Ward Cameron, will unser Vormund werden?" John B nickte grinsend: „Ja, ich konnte es selbst kaum glauben, vor allem nachdem er mich ja eigentlich vor ein paar Tagen, nachdem ich die Tauchausrüstung habe mitgehen lassen, gefeuert hatte." Ich unterbrach ihn fassungslos: „Moment mal, er hat was getan? Das kann doch nicht dein Ernst sein. Findest du es nicht irgendwie seltsam, dass er dich zuerst feuert und plötzlich will er unser Vormund werden? Die Kooks hassen uns, das haben sie schon immer. Wieso sollten sie uns auf einmal helfen?" Mein Bruder zuckte mit den Schultern: „Na ja, Ward hat früher selbst auf dem Cut gelebt, außerdem fand er es beeindruckend, dass ich Sarah vor Topper beschützt habe." Ein ironischer Laut entfuhr mir: „Aber sicher doch und du meinst bloß, weil du in einer Beziehung mit seiner Tochter bist, mag er dich plötzlich? Außerdem werde ich nicht in dieses Haus ziehen, dort lebt nämlich auch Rafe und bevor ich mit dem unter ein Dach ziehe, stelle ich mich lieber freiwillig dem Jugendamt". John B schien langsam ziemlich genervt: „Hör zu, du hast keine Wahl, wenn er nicht dein Vormund wird, kommst du zu einer Pflegefamilie. Wer sagt, dass das Leben dort besser ist? Außerdem habe ich sowieso schon zugesagt." Ich funkelte ihn wütend an: „Du hast zugesagt?! Warst du nicht die Person, die auf Cheryl wütend war, weil sie uns von zu Hause wegholen wollte." Mein Bruder schoss zurück: „Das war etwas völlig anderes." Ich murmelte entnervt: „Nicht wirklich." John B seufzte: „Du tust so, als wäre es eine solche Qual zu den Camerons zu ziehen. Sei doch einfach froh. Das ist allemal besser, als eine Pflegefamilie. Also pack bitte einfach deine Sachen, er holt uns später ab." Ich wusste, dass die Diskussion für ihn beendet war und so warf ich ihm einen letzten giftigen Blick zu, bevor ich aus den Zimmer, den Gang hinunter, hinaus aus dem Krankenhaus rannte.

Ich saß auf dem Steg, der an das Château angrenzte. Meine Füße ließ ich in das dunkle Wasser hängen. Der Morgen hatte etwas Magisches und ich beobachtete wie die Sonne sich in dem dunklen Wasser spiegelte. Auf einmal vernahm ich eine Stimme hinter mir. „Maddie?" Ich drehte mich um und blickte in das Gesicht meines blonden besten Freundes, der sich neben mich setzte. „Alles klar? Du schienst ziemlich aufgebracht, als du das Krankenhaus verlassen hast." Ich nickte nur genervt, doch als ich JJ's verwirrten Blick auf mir spürte, antwortete ich ihm: „John B hat doch tatsächlich zugestimmt, dass Ward Cameron unser Vormund wird und wir bei ihm einziehen." „Ward Cameron?", hakte der Blonde verblüfft nach. Ich nickte Augen verdrehend. „Aber das ist doch gut." Ich blickte ihn fassungslos an: „Gut? Nein, das ist alles andere als gut. Wusstest du, dass Ward meinen Bruder gefeuert hatte?" JJ schüttelte den Kopf und ich fuhr fort: „Findest du das nicht seltsam? Zuerst feuert er ihn und urplötzlich will er, dass wir bei ihm einziehen." Der Blonde zuckte nur mit den Schultern: „Na ja, eigentlich nicht. Er will wahrscheinlich einfach nur helfen." Ich erwiderte wissentlich: „Nein JJ, Ward Cameron ist nicht der Typ von Mann, der seine zukünftigen Schwiegersöhne bei sich einziehen lässt. Wenn er etwas mit ihnen macht, dann sie umbringen. Sarah bedeutet ihm alles. Außerdem ist er ein Kook, die Kooks hassen uns. Das ist der natürliche Kreislauf in Outer Banks. Feindschaft zwischen Kooks und Pogues, da gibt es so etwas wie Hilfsbereitschaft oder gar Freundschaft nicht." „Ich denke, dass du die ganze Feindschaft vielleicht etwas zu ernst nimmst. Ward ist erwachsen und reif genug um über solche Streitigkeiten hinweg zu sehen. Auch wenn er ein reiches Arschloch ist, glaube ich nicht, dass er euch mit der ganzen Geschichte etwas Böses will". Ich murmelte wütend: „Denk was du willst. Das ist mir herzlich egal. Ich werde nicht bei ihnen einziehen. Komme was wolle". JJ schien nicht zu wissen, was er daraufhin erwidern sollte und so saßen wir einige Sekunden einfach nur stillschweigend auf dem Steg und betrachteten das dunkle Wasser, dass von einer sanften Brise leicht gekräuselt wurde. Schließlich seufzte ich: „Vielleicht sollte ich es doch jetzt schon tun". Der Blonde blickte mich verwirrt an: „Was?" Ich erwiderte: „Abhauen. Einfach einen Rucksack packen, mich in den ersten Bus setzen, der kommt und verschwinden. Ich könnte hier und da Minijobs erledigen. So leben, wie ich es eben hier auch tue. So schwer kann das ja nicht sein und niemand würde mich finden. Ich wäre so frei wie ein Vogel, der endlich gelernt hat zu Fliegen". JJ antwortete, überraschend ruhig: „Und dann? Du kannst nicht einfach vor deinen Problemen weglaufen. Die Welt dort draußen ist auch nicht einfacher als hier. Es wird immer etwas geben, dass dich dein Leben kritisieren lässt". „Vielleicht hast du recht, aber im Endeffekt hast du auch keine Ahnung. Du hast auch nur diese Insel und deine Erfahrungen mit ihr". Eine kurze Stille hing zwischen uns, bevor JJ diese unterbrach: „Das heißt, du würdest mich einfach zurücklassen?". Überrascht über diese Aussage hob ich den Blick. Der Ausdruck unendlicher Sehnsucht in den Augen des Blonden verwirrten mich bloß noch mehr und ich versuchte eindringlich seine Gefühle abzulesen, doch es wollte mir nicht richtig gelingen und so war das Einzige was ich erkannte, dieser traurige Blick, der mich ebenfalls immer intensiver betrachtete, so als hätte es nie etwas anderes als diesen Moment gegeben. Dort saßen wir beide auf dem rauen, alten Steg vor dem Château, alleine, in völliger Ruhe, als sich seine Lippen auf meine senkten. Wenn ich nun auf diesen Moment zurückblicke, ist es beinahe unmöglich meine Gefühle in Worte zu fassen. Dies war nicht mein erster Kuss, doch er war besonders, auf eine bestimmte Weise anders. Er war sanft und vergleichbar mit einer leichten Salzbrise des Meeres, die über dein Gesicht streicht, dich umhüllt und dir das Gefühl gibt, zu Hause zu sein. Denke ich daran zurück, wünsche ich mir oft, dieses Gefühl hätte für immer angehalten, doch auf einmal, völlig aus dem nichts heraus löste der Blonde sich abrupt von mir und sprang hastig auf. Er murmelte nur ein gedankenverlorenes: „Ich muss...Sorry, ich muss los." Im nächsten Moment war er auch schon, ohne sich einmal nach mir umzudrehen davongeeilt. Ich blickte ihm verdattert hinter her und spürte wie sich mein Herz zusammenzog. Hatte ich etwas falsch gemacht? Den Kopf zerbrechend, erhob ich mich ebenfalls von dem Holz und trat vorsichtig in Richtung des Châteaus.  

Miss Americana and The Heartbreak Prince [Eine JJ Maybank FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt