Kapitel 1:

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Ich lächelte, oder besser gesagt: ich tat so. Das lächeln kam nicht weiter als über meinen Mund.
Es war jetzt bereits das dritte Mal, dass ich ohne meinen Bruder Geburtstag feierte.
Robert!
Ich pustete die Kerze auf der Torte aus, um nicht mehr länger darüber nachzudenken, wie sehr ich meinen älteren Bruder vermisste.
Als er vor etwas weniger als drei Jahren starb, lag ich nächtelang wach und verfluchte alle, die an dem Attentat involviert waren.
Eigentlich war mein Vater, der König von England die Zielperson gewesen, aber aufgrund eines bisher unbekannten Fehlers wurde mein Bruder angeschossen und zwar so gefährlich, dass er noch am selben Tag starb. Am 25 Dezember.
Ich wusste nicht, mit welchem Tod ich besser umgehen könnte, denn ich hatte zu meinen Eltern wie in der Vergangenheit zu meinem Bruder schon immer eine enge Bindung gehabt.
Fakt ist aber, mein Bruder war jetzt bereits seit ca. drei Jahren tot und seit dem hatten wir nicht einmal Weihnachten gefeiert.
Nein, nicht einmal annähernd weihnachtlich geschmückt.

Mein Vater holte mich aus meinen Gedanken, indem er mir ein kleines Päckchen vor die Nase schob.
Er war ein großgewachsener Mann mit kurzen, wirren, braunen Haaren, durch die sich bereits ein paar graue Strähnen zogen. Zwar war er nicht dick oder pummelig, aber auch nicht gerade dünn, also irgendetwas dazwischen.
Seine strahlend blauen Augen hatte ich von Ihm geerbt.
Ich nahm da Päckchen an und öffnete es, darin lag ein filigran gestaltetes silbernes Armband mit einer Gravur.
Ich zog es vorsichtig aus dem, mit Samt ausgelegtem Kästchen und las was darin eingraviert war.
"Amor non intelliguntur immemores -
Liebe bedeutet nicht vergessen."
Sagte ich leise und wusste, was mein Vater mir damit sagen wollte.
"Danke Dad." Sagte ich und hielt Ihm mein Handgelenk hin. Es dauerte etwas, bis er den Verschluss schloss und sofort hielt mir meine Mutter mein nächstes Geburtstags Geschenk entgegen.
Man könnte sagen, meine Mutter wäre die Queen in Person.
Sie zog sich immer Feminin an und war schlank.
Ihre schwarzen Haare sah man auch bei mir, aber Ihre kastanienbraunen Augen hatte ich, meiner Meinung nach: zum Glück, nicht.
Es war ein länglicher, beschfarbener Umschlag.
Runzelnd öffnete ich Ihn und las.
"Ähm, Mum. Was soll denn das?" Fragte ich sie verwirrt und hielt Ihr die Flugtickets hin.
Augenblicklich schnappte sie mir mit, vor Vorfreude leuchtenden Augen die Tickets aus der Hand und plapperte aufgeregt vor sich her.
"Margarete hat mir vorgeschlagen, dass wir über Weihnachten zu Ihnen sollen. Es ist bereits alles geplant, du musst nur noch packen. Dein Vater und ich haben es schon getan und-"
"Stop Stop Stop!" Unterbrach ich sie mit einer Handbewegung.
"Also, nochmal zum mitschreiben: Margarete und du haben geklärt, dass wir über Weihnachten zu Ihnen gehen und du und Dad haben bereits gepackt?" Fragte ich ungläubig und meine Mutter nickte freudig.
"Glaub mir Liebes, es wird dir in Norwegen gefallen. Außerdem hat Margarete einen Sohn in deinem Alter und es wär schön, wenn Ihr euch etwas näher kennenlernen würdet."
Ich seufzte theatralisch und deutete auf meine Umgebung.
"Und was ist mit allem hier? Die Pflichten und Aufgaben?"
Nun mischte sich endlich auch mein Vater ein.
"James wird sich um alles kümmern, solange wir weg sind und ich werde mit Ihm regelmäßig Videokonferenzen führen. Zudem wird uns Jacob begleiten, der wird auch ständig im Kontakt mit Ihm bleiben."
James war der beste Freund meines Vaters und gleichzeitig Besitzer einiger Edelstein Minen im Ausland.
Jacob hingegen war unser Sicherheitsbeauftragter und musste wohl oder übel überallhin mit, wo wir gerade waren.
"Wenn's denn sein muss..." Sagte ich und nahm mir wieder die Flugtickets, man merkte förmlich wie froh meine Mutter auf diese Entscheidung war.
Ich schaute nochmals auf die Tickets und... "Moment Mal! Da steht, dass der Flug am 13 Dezember ist, aber das ist doch schon morgen!"
"Ganz genau, Liebes!" Sagte meine Mutter fröhlich und ging sofort aus dem Raum.
"Ich werde nur eben bei Margarete anrufen und Ihr bescheid geben, dass es wirklich klappt."
"Muuum!" Rief ich Ihr gequält hinterher und schaute meinen Vater vorwurfsvoll an, woraufhin er entschuldigend die Hände hob.
"Mich brauchst du gar nicht erst so anzusehen, deine Mum hatte die Idee!"
Seufzend stand ich auf und machte mich auf den Weg in mein Zimmer.
"Na dann, werde ich Mal packen."

Royal ChristmasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt