Ein Neuanfang

11 3 0
                                    

Namida

Namida wechselte nicht freiwillig aus der Ne-Einheit in die normale ANBU-Einheit, doch der Hokage persönlich hatte es angeordnet und sie hinterfragte niemals die Anordnungen eines Vorgesetzten, erst recht nicht die des Hokages. Nun stand sie unter seinem direkten Kommando.

Du bist nicht gut genug.

Sie blinzelte, wollte die Stimme in ihrem Kopf vertreiben. Im Augenblick war sie an anderer Stelle bestimmt nützlicher.

Vielleicht hat Danzo auch einfach keine Verwendung mehr für dich. Nach der letzten Aktion ...

Diesmal schüttelte sie energisch den Kopf, doch auch das half nicht. Die Stimme hatte sich vor langem schon als fieser Parasit in ihrem Kopf eingenistet, fraß sich durch ihre Gedanken, um dort seine Eier abzulegen.
Etwas unschlüssig stand sie vor ihrem Zimmer. Der Schuhkarton konnte sich wohl kaum Wohnung schimpfen. Sie wusste einfach nicht, wie sie mit dieser Situation umgehen sollte. Wann war das letzte Mal gewesen, dass sie eine ganze Woche Urlaub bekommen hatte? Und danach in einer anderen Einheit diente? Und warum war sie überhaupt versetzt worden? Sie konnte sich nicht erinnern, überhaupt jemals in so einer Situation gewesen zu sein. Eine ganze Woche ... was taten andere Menschen mit so viel Zeit?
Freunde treffen? Ein Schnauben entwich ihr als sie die Tür endlich aufschloss. Ein dunkler, spärlich eingerichteter Raum begrüßte sie.

Das fällt ja wohl weg.

Sie kannte von den meisten aus der Ne-Einheit ja nicht einmal den Namen, geschweige denn, dass sie jemanden dort als „Freund" bezeichnen würde.
Ausgehen. Vielleicht, wäre das eine Idee.

Na, das kann ja lustig werden. Ich bin da voll bei dir. Wir und der Sake lassen es wieder richtig krachen!, jubilierte ihr verdorbenes Ich.

Vielleicht doch lieber nicht.
Trainieren. Ihr Körper brauchte zwar erst einmal etwas Ruhe, aber Training war für diese Woche auf jeden Fall angesagt. Und sie hatte endlich Zeit, sich etwas Vernünftiges zu kochen und zu lesen!

Du kannst doch gar nicht kochen.

Naja, sie hatte endlich Zeit VERSUCHEN zu kochen, und lesen konnte sie ja wohl noch. Vielleicht würde sie die paar Tage ja doch noch gut überstehen.

Du weißt genau, was passiert, wenn du zu lange nichts zu tun hast. Ich leiste dir gern Gesellschaft.

Seufzend schmiss sie den Wasserkocher an und schlurfte erschöpft in ihr winziges Bad. Direkt nach ihrer Mission hatte sie ihren Bericht abgegeben und war dann auch schon zum Hokage beordert worden. Vermutlich hatte er sie schon riechen können, bevor sie überhaupt den Turm erreicht hatte. Seit fünf Wochen hatte sie kaum geschlafen, geschweige denn geduscht und sich nur von diesen widerlichen Nahrungspillen ernährt. Die eine Sache, an die sie sich bei ANBU nie gewöhnen konnte.

Du bist eben ein Genussmensch.


Du meinst wohl Gourmet, konterte sie in Gedanken.

Wir wollen es ja nicht gleich übertreiben.

„Kannst du nicht einmal deine verdammte Klappe halten?", fluchte sie leise vor sich hin. Müde betrachtete sie im Spiegel ihren Haaransatz und die verblasste Farbe. Schwarz stand ihr definitiv viel besser. Außerdem waren dunklere Haare bei ihren meist nächtlichen Missionen viel tarnender. Ihre Augenringe schienen fast dieselbe blasse schwarze Farbe angenommen zu haben und ihre Wangenknochen zu erreichen, aber das war sowieso der Normalzustand. Nicht, dass es sie ernsthaft kümmern würde.
Die heiße Dusche fühlte sich an wie der reinste Himmel und nachdem sie ihre Haare nachgefärbt und ihre Instant-Nudelsuppe verschlungen hatte, fiel sie fast augenblicklich in einen tiefen, traumlosen Schlaf.

Sonnenstrahlen kitzelten Namis Nase und murrend drehte sie ihr Gesicht zu der leise tickenden Uhr und blinzelte. Blinzelte erneut. Doch die Zeiger blieben wo sie waren. Sie musste fast 18 Stunden geschlafen haben. Ein kühler Wind fuhr ihr durch die wieder dunklen Haare, als sie ihre steifen Glieder ausgiebig streckte. Ein lautes Pochen ließ sie zusammenzucken.
Wie gerädert torkelte sie zur Tür und schnappte sich im Vorbeigehen ihre Maske. Danzo hatte sie in den letzten Monaten wirklich gefordert.
Eine weitere ANBU-Maske sah ihr entgegen, als sie die Tür endlich öffnete. Sofort nahm sie Haltung an. Innerlich bedankte sie sich bei ihrem Besucher für die Höflichkeit, nicht einfach durchs offene Fenster gestiegen zu sein.

Torn ShadowsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt