Kapitel 25

203 30 20
                                    

Fest hatte sich Jungkook an die ihm so bekannte Brust geschmiegt. Kroch dabei noch etwas mehr unter die Decke, als es eigentlich nötig wäre - nur um diese Wärme und den Geruch seines Mates intensiver wahrzunehmen.

Sie waren gestern einfach ins Bett gefallen, allerdings war nur einer von ihnen sofort im Traumland versunken. Er selbst war es definitiv nicht.

Noch immer kreisten zu viele Gedanken in seinem Kopf. Gedanken, die ihm die Ruhe und damit den Schlaf raubten.

Ja, Tae hatte ihn gerettet. Hatte ihn vor dem gesamten Rudel als Mate bezeichnet und das alles unter dem Schutz der Ahnen, die sie hier so sehr verehrten.

Machte es seinen Sicherheit damit definitiver? Konnten sie dadurch doch eine andere Lösung finden, als getrennte Wege zu gehen? Wenn ja: Wollte er das? Wollte er hier bleiben, wo Fremdenhass Mord legitimierte? Wollte er sein Leben lang kämpfen müssen für eine Anerkennung von Leuten, die Tae als "Familie" bezeichnete, aber ihn nicht hier haben wollten?

Erneut kamen ihm die Worte des Älteren ins Gedächtnis. Wie dieser angeboten hatte zu gehen - mit ihm - und diese Welt hinter sich zu lassen... War es vielleicht die Lösung, nach der er gesucht hatte?

Vorsichtig hob er den Kopf. Blickte auf den Mann, der seine Welt mit einem Wort aus den Fugen gleiten lassen konnte. Ließ seine Augen über dessen schlafendes Gesicht wandern. Blut klebte an dessen Stirn, als ob dort eine Wunde geprangt hatte, die bereits verheilt war. Von dem Dreck wollte er gar nicht sprechen - sie sahen wahrscheinlich beide nicht sonderlich sauber aus.

"Was hast du nur erlebt in den Stunden deines Verschwindens... Fehlt es dir wirklich nur an Schlaf oder ist es noch etwas anderes..." Er war besorgt. Das konnte er nicht verneinen. Irgendwie hatte er ein Gefühl im Bauch, das ihm sagte: Pass auf! Das diese schönen Hände nicht nur zärtlich sein konnten, sondern auch töten, das diese weichen Lippen nicht nur sanft über seine Haut streiften, sondern ebenso das Versteck von scharfen Reißzähnen waren... Ganz automatisch war er ihm näher gekommen. Um so mehr er über diese Dinge nachdachte, die er so von seinem Mate liebte. Seine Lippen fanden die seines Mates. Streiften sanft darüber. Küssten sie. Beruhigt schloss er die Augen, genoss dieses Gefühl, was diese Nähe zu Tae in ihm auslöste.

Nur daran sollte er festhalten...

Glücklich entfernte er sich ganz leise von ihm. Hatte dabei ein kleines Lächeln auf dem Gesicht. Niemals...- oder doch? Irgendwas hatte sich verändert. Von einer Sekunde auf die Nächste. Ließ seine inneren Alarmsignal angehen, als er einen Blick auf sich spürte. Intensiv und brennend.

Sofort riss er die Augen auf. Konnte gerade noch sehen, wie ihn glühend rote Augen anstarrten und befand sich auch schon im nächsten Moment in die Matratze gedrückt wieder.

Scharfe Zähne zeigten sich ihm und ein Knurren gesellte sich dazu, was er schon von gestern Abend kannte - nur war es diesmal leiser, verlor aber dadurch nichts von dessen Bedrohlichkeit.

Scheiße, was war denn jetzt bitte los?

Er kannte diesen Mann, war es doch sein Mate, der ihn hier festhielt, doch es fühlte sich nicht danach an. Der Griff um seine Arme wurde stärker, umso mehr er sich dagegen wehrte und sein Herz schlug panisch schneller in seiner Brust.

"T-tae?" Es war nur ein Hauch von Stimme und doch hatte er das Gefühl, das es diesem Mann über ihm nicht gefiel. War das überhaupt sein Tae oder war hier etwas anderes am Werk?

So unsicher war er noch nie im Leben. Nicht Mal gestern, als er nicht unterscheiden konnte, ob er schon Tod oder noch lebendig war.

Keuchend nahm er war, wie der Druck an seinen Handgelenken noch stärker wurde, wie dieser anfing ungeniert an seiner Mitte zu reiben und sein Körper wissend darauf reagieren wollte - nicht der passende Moment für sowas...

Ganz langsam senkten sich die Fangzähne. Kamen seiner Haut immer näher, die gerade so frei lag. Heißer Atem traf darauf und ließ ihn erschauern.

Verdammt... Nicht jetzt... Jetzt war wirklich der falsche Zeitpunkt dafür...

"Tae... B-bitte rede mit mir..."

Wieder Mal kam nur ein Knurren aus den Tiefen der Kehle und zu gerne würde er es ihm gleich tun. Er wollte auch gefährlich sein. Wollte ihn zurückdrängen und seinen Standpunkt klar machen.

Fest versuchte er sich dagegen zu stämmen. Versuchte seine Arme aus dessen Griff zu befreien und gab schneller auf als gedacht. Eine warme weiche Zunge streifte über seinen Nacken. Direkt an den Muskelsträngen entlang, die vor Anspannung gerade deutlich hervor stachen. Liebkoste ihn. Ganz im Kontrast zu dem Rest.

Ein Wimmern kam über seine Lippen, als er spürte, wie die Bewegungen an seinem Unterleib stärker wurden. Rhythmischer. Hitze überkam ihn. Brachte ein Zittern mit, das seinem Gegenüber sehr gefiel.

Mit einem Ruck wurde er umgedreht. Konnte das brennende Reißen in seinem Bein spüren durch diese schnelle Bewegung. Schmerzvoll schrie er auf - im ersten Moment, denn schon im zweiten wurde es zu einem Stöhnen. Zu lustvoll, als das er es mit seinem Kopf in Einklang bringen konnte. Trotz allem war da ein Zögern zu merken, als er seine Schmerzen bekundete, es hielt nur nicht lange an...

"Nicht, Tae... Nicht so... Ich will das nicht...", leider schienen seine Worte keinen Einfluss zu haben. Spürte sogar, wie eine Hand sich unter seine Shorts schob und seinen Hintern anfing zu kneten.

Tränen stiegen ihm in die Augen. Es war zum verrückt werden...

"Bitte nicht...", versuchte er seinem Gefühl Luft zu machen, wollte es schreien, aber diese Dominanz, die von dem Älteren ausging machte alles zu Nichte. Ließ ihn wie eine Maus klingen.

Bloß nicht aufgeben. Lass ihm nicht den Sieg ohne Gegenwehr.

Jemand anderes entschied es für ihn. Konnte nur einen lauten dumpfen Schlag hören und spürte schon fast im gleichen Moment, wie es schwer auf ihm zusammen sackte. Als er aufblickte stand dort Jin. In der Hand einen großen Stein, den dieser sofort fallen ließ, um ihm dort rauszuhelfen.

Mit viel Mühe krabbelte Jungkook daraus hervor. Viel sogleich in dessen Arme, während seine Lippen wie ein Mantra seine Dankbarkeit übermittelten. Nur langsam schien sich sein Körper wieder zu beruhigen. Schien die Notsituation mit unkontrolliertem Zittern zu verarbeiten, während kalter Schweiß ihm die Schläfen runterran.

"Was war das, Jin? Erklär mir das! Das war nicht mein Tae!"

Beruhigend strich Jin ihm über den Rücken. Nickte nur und begleitet ihn nach draußen, wo die frische kalte Luft des Morgens sie willkommen hieß.

Es war ungewohnt für ihn rauszugehen. Schon allein, weil es ihm bis vor kurzem noch verboten worden war... Trotzdem ließ er ihn gewähren und setzte sich auf einen der Schemel neben der Tür.

"Du hast Recht und gleichzeitig auch irgendwie unrecht... Es ist etwas kompliziert das zu erklären, aber eins kann ich dir sagen: gut ist das auf keinen Fall, was da gerade passiert ist... Weder für dich, noch für Taehyung..."

Sibirischer Tiger - Taekook (Pausiert)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt