1. Kapitel

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"Luanaaa!", schreit es auf einmal um die Ecke, als ich gerade in meinem Zimmer verschwinden will.

Alter, nicht schon wieder...jedes verdammte mal die gleiche Scheiße. Immer wenn ich gerade in die Pause gehen will, kommt irgendjemand um die Ecke und will wieder was von mir.

"Was ist los?", drehe ich mich um und versuche dabei so freundlich wie möglich auszusehen und zu klingen.

"Sorry, aber ich habe bestimmt drei mal versucht bei euch oben in der Musikkabine anzurufen aber da geht ja keiner ran.", antwortet mir Jojo, die Leiterin des Gastro-Teams.

"Ja das ist gut möglich, für gewöhnlich verbringen wir die wenigste Zeit des Tages in der Kabine...eigentlich sitzen wir fast nur während der Shows da oben und den Rest der Zeit rennen wir durch den ganzen Club oder haben eventuell auch gerade mal Pause, so wie jetzt eigentlich. Aber was brauchst du denn?", erwidere ich dezent genervt, verständlicherweise wie ich finde. Dieser Tag war bisher schon anstrengend genug, sodass ich eigentlich gerade super happy über die Tatsache war einfach mal in Ruhe duschen gehen zu können...aber Pustekuchen, wie so häufig.

"Oh sorry, das tut mir Leid, dass ich dich jetzt gestört habe, aber deine Jungs haben vergessen uns einen Musikstick für das BBQ vorzubereiten.", antwortet sie und hat offensichtlich gemerkt, dass ich nicht mehr ganz so easy drauf bin wie die letzten Male, weil ich mir durchaus vorstellen kann, was mal wieder das Problem ist. Und jap...ich habe natürlich Recht.

"Alter Jojo...willst du mich jetzt eigentlich verarschen? Sorry, du kennst mich und ich bin immer die gefühlt entspannteste Person dieser Welt, aber so langsam reicht es dann Mal. Wir haben vor...", schaue ich demonstrativ auf meine Handyuhr, "fast genau 2 Stunden, deine Mitarbeiter gefragt ob heute die Band kommt oder ob ihr Musik von uns braucht und sie haben alle gesagt, dass ihr heute die Band da habt. Es wäre echt super cool, wenn ihr euch mal in dem Punkt besser absprechen würdet. Das ist jetzt nicht das erste Mal und jedes Mal holt ihr einen von uns aus der Pause.", platzt es aus mir heraus und ich bin mittlerweile echt genervt. Es ist einfach jede Woche dasselbe. Keiner weiß was vom anderen und wir sind am Ende die Deppen, die es ausbaden dürfen.

"Oh nein, das tut mir wirklich leid, ich rede mit meinen Leuten.", erwidert sie und wirkt etwas geschockt über meine Reaktion. Ich bin mir auch ziemlich sicher, dass mich noch niemand aus dem gesamten Team so erlebt hat.

"Das sagt ihr jedes Mal...es wäre echt mega wenn wir demnächst bis spätestens halb sieben bescheid wüssten okay?", antworte ich, nun wieder etwas ruhiger.

"Alles klar...", antwortet sie einsichtig und ich gehe mit ihr in Richtung Theater um ihr den USB Stick mit der gewünschten Hintergrund Musik zu holen.

Okay...das war jetzt ein Einblick aus meinem Leben, der mich eigentlich gar nicht mal so gut beschreibt, denn normalerweise bin ich fast immer immer mega lieb und bin super ausgeglichen. Um mich mal genervt oder in Rage zu sehen muss schon einiges passieren.

Heute war leider so ein Tag. Laut meinem Handy bin ich heute während meiner Arbeitszeit knapp 19 km gelaufen und ich war gefühlt nur am auf und abbauen mit meinen Jungs.

Ihr müsst wissen, ich bin Tontechnikerin und arbeite derzeit in der Veranstaltungstechnik in Spanien in einem Clubhotel.

Da alle meine Vorgänger ziemlich schnell nach meiner Ankunft, einen Abgang gemacht haben, bin ich ziemlich plötzlich in die Lage geraten, ziemlich viel Verantwortung zu übernehmen und habe jetzt die Leitung in meinem dreiköpfigen Team. Mit 20 und als einzige Frau im Technikteam. Das ist nicht immer leicht aber meine Jungs sind super.

Heute hatten wir jedenfalls gefühlt alles gleichzeitig.

Wir haben heute Abend eine Show im Theater, das heißt wir mussten alles aufbauen und verkabeln, dann hatten wir ein kleines Konzert am Strand, was auf und wieder abgebaut werden musste, zur gleichen Zeit hat an der Rezeption ein Dj aufgelegt um den riesigen Schwall Gäste der heute ankommt zu begrüßen, dann gab es noch ein Tennis-Event und zwei aufeinanderfolgende Meetings für eine neue Show und eine bevorstehende Event-Woche. Dazu kommen natürlich noch die alltäglichen Dinge, wie die Technik für die Aquagymnastik, eine Quizshow für die Gäste, einen Outdoor Sportkurs an der Strandpromenade und heute Abend nach der Show gibt es natürlich auch wieder Party.

Der Tag hat definitiv zu wenig Stunden...

Ich glaube man versteht meine Reaktion jetzt ein wenig besser, zu mal ich das jetzt in ähnlicher Form seit 5 Tagen in Dauerschleife habe und immer holt mich wieder irgendein Depp aus meiner Pause. Immer wegen Dingen die eigentlich schon längst geklärt waren...nur eben falsch.

Ich liebe meinen Job und ich habe auch nichts dagegen mal länger zu arbeiten aber irgendwann bin ich auch mal kaputt.

Es gibt auch definitiv andere Tage und ich denke das werdet ihr auf meiner weiteren Reise auch mitbekommen. Ich habe mir diesen Job ja schließlich nicht umsonst ausgesucht.

Rooftop (Nico Santos Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt