Kapitel 11

25 2 2
                                    

Als ich eine Verschnaufpause brauche, sage ich kurz Ava Bescheid, die noch lange nicht schlapp macht und verlasse die Wohnung. Ich setze mich kurzerhand in den wesentlich kühleren Hausflur auf eine hier abgestellte, alte Couch und atme tief durch. Ich lehne mich zurück und nippe zwischendurch an meinem Wasser, das ich mir beim Rausgehen aus der Küche geholt hatte. Langsam atme ich wieder ruhiger und mein, durch das viele Tanzen, erhitzter Körper kühlt ab. Plötzlich höre ich eine unbekannte, samtige Stimme neben mir. »Darf ich mich dazusetzen?«

Erst bemerke ich nicht, dass ich gemeint bin, doch als ich meine Augen aufschlage und meinen Gegenüber, der mir direkt ins Gesicht blickt, ansehe, erkenne ich Kian. Sofort schießt mir die Hitze ins Gesicht und ich bin froh, dass ich mich beim Tanzen so ausgepowert habe, dass man mir das bisschen Mehr an Röte nicht ansehen kann.

Immer noch abwartend schaut Kian mich geduldig an. Ich realisiere, dass ich wirklich gemeint war und vielleicht antworten sollte, doch ich kann ihn einfach nur anstarren. Er sieht aus der Nähe noch besser aus: Heute trägt er eine verwaschene Jeans, lässige Turnschuhe und ein schwarzes, sich eng an seine Muskeln schmiegendes T-Shirt, was Lust auf mehr macht. Mit meiner Musterung in seinem Gesicht angelangt, sehe ich wie seine Augen strahlen und sich ein wissendes Grinsen auf seinen Lippen ausbreitet. Ob diese Lippen gut küssen können? Als könnte er meine Gedanken lesen, wird sein Grinsen noch breiter, was mich aus meinen Tagträumen reißt.

»Äh, ja... klar ... kein Problem...« Oh, Freya, heute wieder sehr wortgewandt. Mit steigt die Röte noch mehr ins Gesicht und mein Herz schlägt schneller als er sich neben mich auf das Sofa setzt. Er nippt kurz an seinem Bier und sieht mich dann abwartend an. Hat er mir etwa eine Frage gestellt und ich habe sie durch meine Träumereien nicht bemerkt?

»Wie bitte? Was hattest du gesagt?«, versuche ich es höflich, in der Hoffnung er möge mein mir untypisches Verhalten nicht bemerken und seine Frage wiederholen.

Er lächelt mich direkt an. »Ich habe dir keine weitere Frage gestellt.« Oh nein! Jetzt bin ich noch mehr peinlich berührt.

»Du bist doch das Mädchen, das mit Lana den Tag frühstücken war, oder liege ich da falsch?«, versucht er netterweise mich aus meinem Loch, in dem ich mich verstecken wollte und das ich eben begonnen hatte zu buddeln, rauszulocken. Mädchen? Na ich bin mal nicht so. »Ja, wir waren am Montag spontan gemeinsam essen.«, bringe ich hervor, mit der festen Überzeugung, den peinlichen Anfang unseres Gespräches zu vergessen. »Mein Name ist Freya.« »Ich bin Kian.«, sagt er und hält mir seine Hand hin. Ich greife nach ihr, schüttele sie und gebe ein »Ich weiß.« von mir. Ich beiße mir auf die Zunge. Jetzt habe ich verraten, dass wir über ihn gesprochen haben. Toll Freya.

Ich sehe in seinem Gesicht jedoch nur ein warmherziges Lächeln und kein böses Grinsen. Das lässt mich aufatmen. Er lässt es auf sich beruhen und ich bin ihm dankbar dafür. »Was machst du hier so allein draußen?«, fragt er ehrlich interessiert.

»Ich verschnaufe nur ein wenig. Seit Ava, meine beste Freundin, und ich hier sind, haben wir nur getanzt und ich habe weniger Übung darin.«, gebe ich lachend von mir. Plötzlich fühle ich mich neben Kian sehr wohl und unbeschwert. »Und was machst du hier? Also ich meine nicht auf dieser Couch, sondern auf Georges Feier?«, frage ich ihn. »Ein Kumpel von mir, hat mich mit hierher geschleift. Normalerweise gehe ich nicht so gerne feiern, jedoch meinte er, ich müsse auch mal raus.«

Wir scheinen uns da nicht so unähnlich zu sein. »Mir geht es auch so, ich sitze eigentlich lieber gemütlich bei einem Buch vor unserem Kamin. Jedoch ist das so gar nicht Avas Sache.« Ein kurzes, jedoch nicht unangenehmes Schweigen entsteht. Um uns herum sind weiterhin Musik aus den Wohnungen, Gespräche und Lachen zu hören. Ich trinke einen weiteren Schluck aus meinem Wasser und Kian dreht seine Bierflasche zwischen den Händen.

Florescence of the Light (#Wattys2015)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt