Kapitel 18

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Als ich im Warteraum ankomme, kann ich Kian zunächst nicht an unserem vorherigen Platz sehen. Da der Bereich etwas verwinkelt ist, schaue ich um die nächste Ecke und sehe dort Kian und meinen Vater stehen. Beide wirken angespannt und aufgebracht. Ich hoffe nur, dass es keine Diskussion zwischen den beiden gab, über die ich mir Gedanken machen müsste.

Als ich näher an sie herantrete, bemerke ich, dass beide wohl vor sich hin grübeln. Erst als ich meinen Dad direkt anspreche, bemerkt er mich und schließt mich schnell in seine Arme.

»Freya! Gott sei Dank. Dir geht es gut!«, bringt er aufgebracht aus und ich frage mich, was Kian ihm erzählt hat, dass er sich solche Sorgen gemacht hat. Er schiebt mich ein Stück von sich und mustert mich kritisch. Ihm scheint aufzufallen, dass ich wirklich nicht schwer verletzt bin und beruhigt sich wieder. Kurz betrachtet er meine Hand, obwohl er durch den Verband nichts sehen kann und greift dann zu seinem Telefon.

»Ich rufe deine Mum schnell an. Sie sitzt zu Hause und macht sich Sorgen. Ich wollte sie jedoch nicht mitbringen, da sie Krankenhäuser nur noch nervöser machen.« Kurz wendet er sich ab und geht einige Schritte im Raum herum, während er meine Mum berichtet, dass wirklich nichts Schlimmes passiert ist.

Kian tritt auf mich zu und sieht mich entschuldigend an. »Ich habe ihm gesagt, dass es nichts Ernstes ist, aber ich denke, dass ein fremder Mann bei ihm angerufen hat, hat ihn sehr verwirrt und aufgebracht.«

»Ja, das kann ich mir vorstellen«, gebe ich schmunzelnd zu. Mein Dad läuft immer noch telefonierend im Zimmer auf und ab. »Er wird sich schnell wieder beruhigen, da er jetzt weiß, dass es nur eine kleine Verletzung ist«, versuche ich auch Kian zu besänftigen. In dem Moment beendet mein Dad das Telefonat und kommt wieder zu uns.

»Ich habe ihr erzählt, dass alles in Ordnung ist und wir bald nach Hause kommen«, fasst er das Gespräch zusammen. Kurz stehen wir uns unschlüssig gegenüber. Ich weiß nicht, worüber mein Dad und Kian sich unterhalten haben als ich noch bei der Schwester war, aber ich habe den Verdacht, dass mein Vater etwas aufgebracht war und dies an Kian ausgelassen hat.

In dem Moment, in dem ich die Stimmung etwas auflockern will, kommt Kian mir zuvor: »Ich werde dann mal gehen. Hier ist noch dein Telefon«, gibt er etwas resigniert von sich und reicht mir dabei mein Handy.

Ich möchte mich von ihm noch nicht verabschieden, doch ich denke auch, dass es vorerst das Beste ist und nehme Kian kurz in den Arm. »Mach es gut. Danke für alles.« Ich kann mich jetzt nicht mit Kian über heute Abend unterhalten, das werde ich jedoch so schnell es geht nachholen.

Kian wendet sich an meinen Vater und hält ihm die Hand zum Abschied entgegen. »Mister Parker.« Mein Vater greift grimmig nach der dargebotenen Hand. Er scheint Kian die Schuld an meiner Verletzung zu geben. Da werde ich noch ein bisschen Überzeugungsarbeit leisten müssen...

Als Kian an mir vorbeigeht, flüstert er nur ein schnelles »Ich melde mich morgen bei dir.« und schon sehe ich seinen breiten Rücken den Gang entlang zum Ausgang gehen.

Mein Dad legt mir seine Hand auf die Schulter und führt mich zu einem der Sitze. Wir nehmen beide Platz, ich bin noch in Gedanken, als mein Vater mich anspricht. »Ich bin froh, dass es dir gut geht, Freya, aber was genau ist geschehen und wer ist dieser Mann?« Ich höre seine Sorge, jedoch auch sein Misstrauen Kian gegenüber.

Wieder entschließe ich mich dazu, nichts Genaues zu sagen, bevor ich mit Kian über den heutigen Abend gesprochen habe.

»Dad, es tut mir leid, dass ihr euch Sorgen gemacht habt. Ich weiß nicht, was geschehen ist...« Kurz denke ich darüber nach, wie ich meinen Dad alles erklären kann, ohne ihn direkt anzulügen. »...Ich bin ungeschickt gefallen und dabei habe ich mich wohl verletzt...« Mein Dad mustert mich misstrauisch. Jedoch hatte er bisher nie einen Grund mir nicht zu glauben. Ich weiß, dass er irgendwann Genaueres wissen will, doch vorerst nimmt er meine Erklärung hin.

Florescence of the Light (#Wattys2015)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt