17. Türchen

24 3 1
                                    

"Entweder du hältst die Taschenlampe gescheit oder du gehst vor!", zischte Patrick und blieb so abrupt stehen, dass ich mit der Brust gegen sein breites Kreuz stieß.

"Ist ja schon gut," erwiderte ich leise, hob meinen Arm und hielt die Lampe so, dass ihr Licht über Patricks Schulter den Flur beleuchtete, durch den wir schlichen.

Nach dem letzten extrem lauten Geräusch hatte sich Stille über das Haus gelegt, wir waren beide jedoch zu vorsichtig um daraus unsere Sicherheit zu schlussfolgern.

Zwar fühlte ich mich wesentlich ruhiger seit Patrick mit dem Baseballschläger bewaffnet an meiner Seite war, meine Panik war aber noch lange nicht verschwunden.

Der Brünette setzte seinen Weg voran und ich folgte eilig.
Gemeinsam passierten wir den Flur im oberen Stockwerk und tasteten uns mit kleinen Schritten und einigen Pausen, um nach weiteren Geräuschen zu lauschen die Treppen nach unten weiter.

Im Erdgeschoss angekommen gab Patrick mir ein Zeichen stehen zu bleiben und ich tat wie geheißen.

Ich fühlte mich schlecht, dass ich ihm so sehr auf die Pelle rückte, dass er meinen Atem im Nacken spüren konnte, der Gedanke einen Meter Abstand zwischen uns zu haben beunruhigte mich jedoch noch mehr. Er würde damit leben können mich für einige Minuten als menschliche Kletten an sich kleben zu haben.

"Zuerst das Wohnzimmer, dann sehen wir weiter, okay?"
Patricks Stimme, die auf einmal deutlich in der unheimlichen Stille, die im Haus herrschte zu vernehmen war brachte mich zum Zusammenzucken und die Taschenlampe vollführte ein kleines Hüpfen.
Der Braunhaarige, der den Kopf zur Seite gedreht hatte sah mich aus dem Augenwinkel an und ein Lächeln huschte über seine Züge.
"I-In Ordnung," stammelte ich leise und Patrick wandte sich wieder von mir ab.

Zusammen durchquerten wir den Flur und traten ins Wohnzimmer.
Im Kamin glomm der letzte Rest des heruntergebrannten Feuers und eine winzige Lichterkette, die um ein Fenster gespannt war verströmte ein wenig Licht.

"Siehst du etwas?", fragte Patrick und ich scannte mit der Taschenlampe den Raum.

Der Weihnachtsbaum, dessen Schemen mich im ersten Moment an einen Bären erinnerte verpasste mir einen kleinen Herzinfarkt und vernlasste mich dazu meine Hand um Patricks Oberarm zu schlingen.

Der restliche Raum sah genauso aus wie am Abend und nichts hatte sich verändert.

"Hier ist nichts," stellte ich fest und war hin und her gerissen, ob diese Erkentniss erleichternd oder beunruhigend war.
"So sieht es wohl aus," stimmte Patrick mir zu und öffnete den Mund erneut, um etwas zu sagen.
Ihm blieb keine Gelegenheit zu sprechen, da ein Rumpeln ihn unterbrach.

Sofort verstärkte sich mein Griff um Patricks Arm, der vor Schmerz leise aufkeuchte und ich drückte meine Seite gegen seine.

"Das kam von oben," quietschte ich in hohem Tonfall und sah Patrick von neben an.
Sein Gesicht war bleich und er nickte.
"Aber oben waren wir doch schon!"
Ein erneutes Nicken.
"Was sollen wir jetzt tun?", fragte ich gehetzt und sah mich einmal um. Außer dem durch die Taschenlampe beleuchteten Bereich lag das Haus im Dunkeln dar und ein dicker Klos machte sich in meinem Magen breit.
Das gefiel mir nicht. Ganz und gar nicht.

"Sollten wir die Polizei anrufen?", schlug ich vor und schwenkte den Lichtkegel hin und her. Zu verängstigt, dass von jetzt auf gleich eine Gestalt aus der Dunkelheit auftauchen könnte.
"Ich weiß nicht ob sie bei diesem Wetter hier raus fahren können oder es überhaupt tun werden, wenn wir wegen seltsamen Geräuschen anrufen," meinte Patrick nüchtern und ich seufzte.

Ich hatte eine derartige Antwort bereits erwartet, aber es war enttäuschend sie tatsächlich laut ausgesprochen zu hören.

"Wir sollten ...", Patrick verstummte und ich spürte, dass er nach den richtigen Worten suchte, um mich und sich selbst zu beruhigen," Wir sollten nach oben gehen und einfach versuchen zu schlafen. Wenn es ein Einbrecher ist wird er irgendwann verschwinden und wenn es lediglich irgendein Tier ist wird es ebenfalls mit der Zeit zur Ruhe kommen."
"Ich weiß nicht, ob ich heute Nacht noch einmal ein Auge zu machen kann," murmelte ich und sah Patrick an.
Der Brünette hatte den selben Ausdruck in den Augen wie ich und ich wusste, dass er meine Sorgen teilten.

"Wir machen es so," begann er leise und führte mich zurück durch den Flur zur Treppe," Du kommst mit in mein Zimmer und bis du eingeschlafen bist passe ich auf, dass nichts passiert. Würde dich das beruhigen?"
Ja!
Mein Geist gab sofort seine Zustimmung ab, während meine Zunge streikte.
Ich vertraute darauf, dass Patrick auf mich aufpassen würde. Mein Problem war viel mehr das Adrenalin und die Panik, die durch meinen Körper rasten und mich hellwach hielten.

"Wir versuchen es," sagte Patrick, der meine innere Unruhe gespürt zu haben schien und wir gingen die Treppen nach oben zu seinem Zimmer.

Er schaltete seine Nachttischlampe ein und deutete mir an Platz zu nehmen.
Ich machte es mir auf seinem Bett bequem und er legte sich neben mich.

Adventskalender- KTWo Geschichten leben. Entdecke jetzt