Der Spaziergang, Eine Shortstory

Teil 1

Es war Winter, kurz vor Weihnachten. Und der Boden mehrere Centimeter mit Schnee bedeckt. Eigentlich wollte Ben gar nicht raus gehen. Auch wenn er Spaziergänge nur zu sehr mochte, so war es im draußen zu kalt. Seine Statur hatte sich mit seinen 23 Jahren nicht gerade gebessert und so war er immernoch so dünn, dass er schon bei Grad Null mehrere lagen an Kleidung brauchte, um nicht zu erfrieren. Heute waren es auch nur minus Drei doch anfühlen tat es sich wie minus Sieben.

Ben stand am Fenster und sah hinaus, fröhlich über seine Tasse heißen Kakao in der Hand. Er musste lächeln, als er all die Kinder auf der Straße sah, die Schneemänner in den einzelnen Vorgärten und auch die bunt leuchtenden Lichter. Dazu das strahlende Weiß des Schnees. Es verhüllt die sonst so tristen und schwarzen Straßen, die schlechte Laune. Die Kälte bleibt jedoch dachte Ben genervt und trank einen Schluck.

Nach einem kurzem Moment, dachte er an die Worte seiner Mutter. "Auch wenn du dich manche Dinge nicht traust, solltest du sie ausprobieren. Denn nur so kannst du neue Erfahrungen und Eindrücke sammeln." Jetzt sah Ben zu seinem Kleiderhaken. Sein dicker Mantel mit dem hellbraunen Fell an der Kapuze hing dort wie ein großer Sack. Ben seufzte. "Na schön..." Entschlossen stellte er seine Tasse ab und warf sich den Mantel um. "Heute geh ich mal durch den Wald zum Hügel hinauf.", sagte er zu sich selbst. Den karierten Schal um den Hals, Faushandschuhe über den Fingern, seine plumpen Stiefel über die Füße gestülpt und seine Bommelmütze auf den braunen Haaren ging er aus der Tür.

Ben erstarrte für einen Moment. Die Kälte hatte ihn augenblicklich erfasst. Doch er hatte sich etwas vorgenommen und das würde er jetzt auch zuende bringen! Also sammelte er sich, atmete tief ein und ging mit entspannten Schritten Richtung Wald. Sein Dorf in dem er lebte, war nicht sehr groß und so hatte er ihn schnell erreicht.

Der Wald war anders als das Dorf. Hier waren keine Kinder, keine Schneemänner und auch keine Beleuchtung in den Fenstern. Es war ruhig. Einzig das angenehme Knirschen des Schnees unter seinen Stiefeln konnte Ben hören. Es beruhigte ihn. Dann hörte er doch noch etwas mehr. Zwei Eichhörnchen spielten Fangen in den Bäumen,  einzelne Äste knackten und irgendwo fiel Schnee von einer Baumkrone. Ben lächelte erneut als er einen frischen Zug der Lust einatmete. Sie war kalt, aber trotzdem erfüllte sie ihn mit Wärme. Und sie zeigte ihm, was alles im Winter steckte. 

"Tihihi" Was war das? War das nicht gerade ein Kichern? Ben hörte noch einmal hin und hörte es erneut. Ein Kichern. Und es war von einem Mädchen. Ben versuchte dem Klang zu lauschen und tatsächlich fand er sie. Mit kastanienbraunem Haar und einer blauen Winterjacke saß sie auf einem etwas dickeren Ast und ließ ihre Beine baumeln. Ben kam näher und fragte: "Hey du da! Was machst du da oben?" Das Mädchen erschrak und fielnach hinten in einen Schneehaufen. Ehe Ben zu Hilfe eilen konnte, guckte zuerst die rote Bommel ihrer Mütze aus dem Haufen und dann ihr durch die Kälte rotangelaufenes Gesicht.