Teil 2

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Sie guckten sich einen Moment an. Dann lachte das Mädchen. Es war ein amüsiertes, klares Lachen. Sie hatte Spaß. Und Freude. "Du hättest mal dein Gesicht sehen sollen!", sagte sie fröhlich und stand auf. Während sie sich den Schnee noch etwas abklopfte, sprach sie weiter. "Ich hab dort oben gesessen und beobachtet. Den Wald. Den Schnee. Einfach alles was es hier so gibt!" Ben wusste nicht so recht was er sagen sollte, doch dann meinte er mit warmen Lächeln im Gesicht:"Achso ich verstehe. Dann hättest du mich aber kommen sehen müssen." "Ach was. So hab ich heute noch einen kleinen Purzelbaum hingelegt. Na und?" Ben mochte die kleine. Und sie war wirklich klein. Im Vergleich zu seinen gut 1,80 wirkte sie maximal wie 1,55m. Das Alter konnte er nicht schätzen, darin war er so schlecht wie im Tennis. Und Tennis spielte er nicht mal. Zumindest war sie schon in der Pubertät.  Auch wenn Ben sich etwas dreckig dabei vorkam, so konnte er wenigstens diesen Fakt an den kleinen Brüsten unter der Jacke erkennen.

"Und was machst du hier?" "Ääh..." die Stimme des kleinen Mädchens hatte Ben aus seinen Gedanken gerissen und er musste einen Moment überlegen. "Spazieren. Ich mache einen Spaziergang zum Berg." Das Mädchen hüpfte etwas aufgeregt hin und her und fragte schließlich: "Darf ich mitkommen?" Nach einem Zögern sagte Ben dann "Ja" und setzte seinen Weg fort. Die gute Laune hatte ihn angesteckt und sein sanftes Lächeln wollte nicht mehr aus seinem Gesicht verschwinden.

"Ich heiße übrigens Lisa!" Mehr hüpfend als laufend war sie ihm gefolgt und sagte jetzt, kurz bevor sie oben an der Spitze des kleinen Berges angekommen waren, ihren Namen. "Schön", antwortete Ben, "Mein Name ist Ben." Die beiden gingen - oder sprangen - weiter und kamen schließlich oben an. Vor ihnen lag das kleine Dorf. Die Schornsteine dampften beruhigend und Ben glaubte sogar das treiben der Kinder bis hierauf auf den Berg zu hören. Überall lag Schnee und tauchte die Weiten in klares Weiß. Lisa hatte sich im Gegensatz zu Ben hingesetzt und sah ebenfalls in Richtung Dorf.

"Der Winter ist was schönes. Ich fühl mich dann immer so frei.", sagte sie nach einem Moment der Stille. "Frei?", erwiderte Ben, "Ich find ihn manchmal bedrückend. Vorallem die Kälte. Ich hovke lieber drinnen und schreibe Geschichten."
Lisa wartete wieder und begann dann: "Ach nicht doch. Überleg mal. Nur im Winter haben wir den Schnee, der die Landschaften so erhellt. Nur im Winter kann man Schneemänner bauen und Schneeballschlachten machen." Lisa stand auf und drehte sich mit ausgestreckten Armen einmal im Kreis. " Es ist soooo toll! Die Weihnachtsmärkte, das Baumschlagen und Schmücken.  Weihnachten an sich! Die leckeren Essen...", jetzt nahm sie etwas Schnee und warf ihn freudig in die Luft, "...auch die Menschen erscheinen mir so viel fröhlicher! Man kommt zusammen, singt Lieder, wärmt sich am Feuer."
Lisa sah Ben jetzt direkt an, ein warmes Lächeln aufgesetzt. "Und was deine Geschichten angeht. Die kannst du auch draußen schreiben. Zum Beispiel auf einem Markt am Feuer."

Ben hielt einen Moment inne und drehte seinen Kopf dann wieder Richtung Dorf. Vielleicht hatte sie ja Recht. Er sah es zwar immer nur von drinnen, aber... so richtig live hatte er den Winter noch nie erlebt. Zu beschäftigt war ei mir seinen Geschichten.

Ja , dachte Ben sich schlussendlich.
Eigentlich ist der Winter doch was schönes. Und mit ihm auch Weihnachten...

Der Spaziergang, Eine ShortstoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt