4 Tage

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Noville

,,Wie fühlt es sich an, ein letztes Mal mit neunzehn feiern zu gehen?"

Celeste schaut lächelnd zu mir herüber, während wir uns der Lagerhalle nähern, in der regelmäßig große Partys geschmissen werden. Ich greife nach ihrer Hand und bemerke ein leichtes Stocken, doch sie sagt nichts dazu. Stattdessen lässt sie es sogar zu, dass sich unsere Finger verschränken, was einen wohligen Schauer durch meinen Körper jagen lässt. Ich habe schon seit einiger Zeit die Vermutung gehabt, dass die junge Frau meine Mate ist und all die körperlichen Reaktionen unterstützen diese These.

,,Ich bin gespannt, wer heute auflegen wird."

Ich grinse die junge Frau an meiner Seite an, dann lasse ich den Blick über unsere Umgebung schweifen. Von scheinbar überall aus der Dunkelheit strömen junge Leute herbei in Richtung des Eingangs. Was sie alle eint, ist die dunkle Kleidung, in die auch wir uns gehüllt haben. Celeste beginnt plötzlich auf und ab zu springen, als wir den Eingang passieren und man bereits jetzt den Bass zu spüren bekommt. Dabei fliegen die von ihr einzeln geflochtenen Haarsträhnen in die Höhe, was mich schmunzeln lässt. Sie öffnet ihre Bauchtasche und überreicht mir meine Sonnenbrille, die ich sofort aufsetze. Da unsere Sinne noch empfindlicher, als die eines Menschen sind, wäre dieser Ort sonst nicht zu ertragen. Die hellen Lichtblitze werden zwar nur abgedämpft und jagen jedes Mal eine Gänsehaut durch meinen Körper. Der Abend hier gleicht bereits auf diese Weise einer Qual, aber wenn der Bass die Dimensionen erreicht, in denen man plötzlich nicht mehr atmen, sich nicht mehr bewegen kann, sondern einfach nur noch fühlt, dann fängt für Celeste und mich der Spaß erst an.

,,Lass uns tanzen!"

Meine Hand hält ihre Hand, während sie den Kopf in den Nacken gelegt hat und mit dem freien Arm wellenartige Bewegungen macht. Sie fühlt die Musik, die auch durch meinen Körper rauscht, trotzdem muss ich meinen Blick immer wieder von ihr lösen, weil ich sonst der Anziehung erliege und sie küssen würde. Doch kaum ist der Gedanke beendet, verliere ich mich doch in dem Anblick. Wir schauen uns an, jedenfalls nehme ich das an, denn ihre Augen sind durch die Brille nicht zu erkennen. Wir nähern uns an. Ich ziehe sie an der Hüfte näher an mich und erst als wenige Zentimeter zwischen unseren Lippen fehlen, wird der Raum dunkel, ehe helle Lichtblitze und der Rhythmus alle um uns herum ausrasten lassen. Wir werden angerempelt und ich komme nicht in das Gefühl, das einen solchen Moment ausmacht. Stattdessen schaue ich Celeste an, die ihren Kopf in den Nacken gelegt hat, um mich anzusehen. Sie steht ganz still, genau wie ich. Dann ganz plötzlich reißt sich die junge Frau von mir los. Celeste stolpert ein paar Schritte nach hinten. Ein junger Mann, den sie aus Versehen angerempelt hatte, als sie Distanz zu mir schuf, fährt nun herum und lässt seinen Blick lüstern über sie wandern.

,,Lass mich beenden, was dieser Waschlappen nicht konnte."

Noch ehe ich reagieren kann, hat er ihr schmales Gesicht zwischen seine Hände genommen und seinen Mund auf ihre Lippen gepresst. Ein animalisches Knurren entkommt mir, doch bevor ich auf den Kerl losgehen kann, hat Celeste sich losgerissen, meine Hand genommen und mich durch die tanzende Menge gezogen. Ich versuche, mich von ihr zu lösen, doch viel zu schnell verliere ich den Übeltäter aus den Augen.

CelesteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt