Juzo - Zahnfee

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Offenbar starrte Rezo zu lange einfach dumm auf den Pool, denn er bemerkte nicht wie Ju sich von hinten anschlich und sie beide in das kühle Nass stieß. 

Kaum aufgetaucht rächte sich der Blauhaarige direkt dafür und tauchte Ju erneut unter. Derartige Kämpfe gingen noch ein paar Minuten weiter, bis beide erschöpft nach Luft rangen und sich an der Poolmauer abstützten.

"Ey du bist so ein Bastard.", kam es fast synchron von beiden. Ju sagte hingegen nur "Bastard" als Rezo bereits mittig in seiner Aussage war.

"Zwei Doofe, ein Gedanke.", lachte Ju. Ebenso lachend schwamm Rezo zu ihm rüber.

"Es hat schon einen Grund weshalb wir einen Podcast haben." grinste der Gitarrist.

"EY IHR ZWEI!" rief es plötzlich von oben. Beide Augenpaare wanderten in Richtung des Rufes und erblickten Thomas, welcher aus dem ersten Stock herunter sah und ein Handy schwenkte.

"Bild für Insta im Pool?", rief er fragend.

"Klar.", riefen beide zurück und dachten sich eine Pose aus, die man von oben gut sehen konnte. Die Wahl fiel auf ein Bild, was sie beide auf dem Rücken schwimmend und mit ausgebreiteten Arme und Beinen im Pool zeigte. Nachdem Thomas das Bild geschossen und das Fenster wieder geschlossen hatte, kletterte Rezo aus dem Pool, setzte sich an die Kante und fuhr mit einer Hand durch seine nassen und zerzausten Haare. Seine Beine blieben knieabwärts im Wasser baumeln. 

Ju blieb auf dem Rücken schwimmend zurück und ließ sich entspannt treiben. Nun war Rezo an der Reihe seinen Kumpel abzuchecken. Natürlich nicht bewusst, sowas wäre ja whack, aber nun hatte er einen guten Ausblick auf Ju's Körper.

Ju war schon ein hübscher Mann und seine Tattoos machten schon echt was her. Doch das war nicht alles was Rezo betrachtete. Er beneidete den anderen auch um seinen Teint. Ju war selbst im Winter irgendwo sonnengeküsst und Rezo selber sah immer aus wie ein Sack Mehl.

So wie er da mit geschlossenen Augen im Wasser trieb, hätte man meinen können Ju wäre 'ne Wasserleiche. Doch das war ok so. Also nicht, dass er wie eine Leiche aussah. Seine Haut war ja auch gar nicht aufgedunsen wie bei einer Wasserleiche. Er lebte ja auch offensichtlich noch. Uiuiui, stressig.
Nein, Rezo machte sich einfach häufig Sorgen um ihn. Ju arbeitete immer so viel. Selbst seinen Geburtstag nahm er sich nie frei.

Ihn so friedlich zu sehen brachte Rezo ebenso Zufriedenheit, was ihn leicht lächeln ließ.

"Bro, hast du gerade 'nen Dicken?", hörte er Ju plötzlich sprechen. Ertappt sah Rezo, dass Ju ihn von der Seite aus ansah und grinste. Dann fiel sein Blick sofort panisch in seinen Schritt.

"Ha ha.", meinte der Blauhaarige sarkastisch. Nichts war da zu sehen. Schwein gehabt. Kurz hatte er wirklich Angst, dass sich dort etwas geregt hat, als er Ju eben angestarrt hatte.
Der Braunhaarige hatte die Blicke auf sich gespürt.
Den Augenkontakt nicht unterbrechend drehte sich der Halbasiate und schwamm zu seinem Kumpel. Typisch für Männer saß Rezo mit leicht geöffneten Beinen auf der Kante, zwischen diese nun Ju seinen Körper platzierte und sich mit den Armen neben Rezos Beinen hochdrückte, um mit ihm einigermaßen auf einer Höhe zu sein.

Gott, waren sie sich jetzt nah. Rezo musste leicht schlucken und lehnte sich automatisch ein Stück zurück.

Musste ihm Ju jetzt unbedingt auf diese Art so nahe kommen? Er war sich nach wie vor nicht so ganz einig, was das nun zwischen ihnen war, da machten es ihm solche Situationen nicht leichter. Schon gar nicht, nachdem er seinen Freund gedanklich als hübsch betitelt hatte und er ausgerechnet seit heute, mit nassen Haaren, in Rezo's Augen ziemlich gut aussah.

"Alles gut bei dir? Du hast gerade echt lange auf eine Stelle gestarrt.", stellte Ju fest.
Und das konnte er ihm nicht von weiter weg erzählen? Warum machte er das? Oder war Rezo einfach zu empfindlich mittlerweile?

"Mhm, alles gut. Musste nur gerade an was denken."

"Jetzt mach's nicht so spannend. Hau raus.", meinte Ju spielerisch genervt.

Kurz überlegte Rezo ob er das Thema ansprechen sollte, doch wenn nicht jetzt, wann dann?

"Letzte Woche, als du als Zahnfee rein kamst, da warst du mir auch so nahe.", lächelte Rezo. Er wollte nicht, das Ju diese Aussage als Vorwurf sah, deswegen versuchte er es so neutral wie möglich zu formulieren. Irgendwas änderte sich plötzlich in Ju's Augen. Sein Gesicht verriet gerade alles und nichts. Doch er änderte seine Position noch nicht.

"Sorry nochmal dafür? Ich hab dich gar nicht nochmal gefragt ob das ok für dich war.", sprach Ju jetzt etwas ernster und sah unsicher zur Seite.

"Diggi, ernsthaft? Das fragst du nachdem ICH dich ungefragt einfach rangezogen, geküsst UND dir ein zweideutiges Angebot unterbreitet hatte?", lachte Rezo befreit. Das war so typisch für Ju. Erstmal an was anderes denken ohne vorher eins und eins zusammen zu zählen.

"Ach naja, ich war ja auch nicht unbeteiligt. Aber wo wir gerade dabei sind, warum hast du das eigentlich gemacht?"

Da war sie. Die Frage aller Fragen.

Ja warum eigentlich?

"Weil ich dich in letzter Zeit ziemlich hot finde? Weil ich es wollte? Weil ich keine Ahnung habe, ob du mich auf magische Weise gay gezaubert hast?", schoss es Rezo gedanklich durch den Kopf.

"Ich...kann's dir ehrlich gesagt nicht erklären. Ich wollte einfach.", sagte der Blauäugige ruhig. Die Stimmung war gerade sehr komisch. Mit Ju ernste Gespräche zu führen war gar nicht so einfach, da er vieles immer in's Lächerliche zog. Doch dieses Mal schien er vollkommen ehrlich zu sein.

"Ok.", kam es plump von Ju.

"Wie jetzt? Mehr hast du nicht dazu zu sagen?", fragte Rezo leicht irritiert.

"Ne."

Sein Ernst?

"Gegenfrage: War es denn für dich ok, dass ich dich in deinem eigenen Szenario so überfallen habe?" Kurz überlegte Ju, bevor er ihm antwortete.

"Ähm... Jein. Ich bin mir nicht sicher. Ich hab echt oft drüber nachgedacht aber bin zu keiner klaren Antwort gekommen.", gab Ju leicht beschämt von sich.

"Hm.", murmelte Rezo. War Ju also ebenso verwirrt wir er? Eigentlich gab es jetzt nur eine Möglichkeit das rauszufinden und das wussten beide.

Rezo rutschte ein Stück nach vorn und ließ sich, gemeinsam mit Ju, zurück in's Wasser gleiten, darauf bedacht sich an dessen Schultern festzuhalten. Er hätte es auch ohne Festhalten machen können, doch er wollte wissen ob Ju flüchten würde. Tat er nicht. Als wären sie festgeklebt, ruhten Ju's Hände noch auf der Poolkante und umarmten Rezo nun indirekt.

Ju's Herz klopfte wie verrückt. Er konnte in Rezo's Augen sehen, was er vorhatte. Wie in Geschichten oder Filmen, klisheemäßiger hätte ihre Situation nicht sein können, sahen sich beide nervös an.
Noch konnte er dieses Konfrontation entfliehen, doch sein Körper fühlte sich an als wäre er aus Beton. Er spürte wieder dieses Kribbeln in seinem Bauch, was angenehm und unangenehm zugleich war.

"Bevor ich es wieder vergesse, darf ich dich nochmal küssen Ju?", fragte Rezo, mit der Unschuld eines Lämmchens und lächelte ihn hoffnungsvoll an.