11. Kapitel

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Zu allem Überfluss hatte sich Gavi natürlich auch noch ganz in die Nähe seiner engsten Freunde des Vereins gesetzt. Ich selbst hatte mich etwas abseits niedergelassen. Das mein Sitznachbar Sergi war, stellte ich erst fest, als ich bereits saß. Mir sollte es jedoch recht sein. Viel angenehmere Gesellschaft würde ich hier heute Abend vermutlich auch nicht mehr finden. Entsprechend froh war ich allerdings, als dann endlich das erste Getränk eintraf. Dass die Mische darüber hinaus auch noch ganz gut war, machte es für mich deutlich angenehmer.
Ich unterhielt mich ein wenig mit Sergi. Auch mit Robert und Marc kam ich ins Gespräch. Die beiden unterhielten sich auf Deutsch, was ich durch meine deutsche Mutter mehr oder weniger gut verstand. Gut, verstehen konnte ich beide eigentlich ganz gut, nur mit dem Sprechen tat ich mir eben schwer. Genug getrunken, dass ich einfach drauf los plapperte, hatte ich bisher auch noch nicht. Meine mäßig gute Ausdruck würde dieser alles andere als lieblichen Sprache jedoch wohl auch keinen überdimensionalen Abbruch tun.
Allein um mir die Blöße nicht geben zu müssen jetzt als einziger aufzustehen, bestellte ich mir noch ein weiteres Getränk. Fahren würde ich heute sowieso nirgends mehr hin und zumindest Marc und Robert schätzte ich als Gesellschaft. Sergi versuchte mich davon zu überzeugen mich mit ihm unter die Leute zu mischen. Zugegeben war ich es kaum anders gewohnt zu feiert und es war auch das, was mir die meiste Freude bereitete, aber in dieser Konstellation blieb ich lieber an Ort und Stelle sitzen. Mindestens einer der Anwesenden würde vermutlich sowieso einen blöden Spruch bringen oder mir mindestens im Nachhinein einen reinwürgen. Gavi war ganz sicher keine große Hilfe mehr, er schlürfte mittlerweile bereits den vierten Cocktail. Um das finanzielle brauchte er sich allerdings auch keine wirklichen Gedanken zu machen. Ich hingegen rang doch sehr mit mir noch ein weiteres Getränk zu bestellen.
,,Mach dir mal keine Gedanken, ich nehme das gern auf mich!", schmunzelte Sergi: ,,Ein guter Abend ist oftmals unbezahlbar!" Natürlich hatte er recht und ich schätzte sein Angebot sehr, aber ohne weiteren Zuspruch war ich nicht gewillt es anzunehmen. Hartnäckigkeit und ein überaus überzeugendes drittes Getränk machten dann wohl den entscheidenden Unterschied, weshalb ich schließlich einwilligte. ,,Dafür kommst du später aber mit unter die Leute!", stellte Sergi seine Bedingung und reichte mir zusätzlich einen Shot. Ich nahm das kleine Glas entgegen. Na, immerhin war es eine Bedingung, die sich tatsächlich erfüllen ließ. Mit ein wenig mehr Alkohol vermutlich auch ganz ohne Probleme. ,,Gut, wird gemacht!", schmunzelte ich, hob mein Glas gegen seins, sah kurz in die Augen meines Gegenübers und kippte dann den Schnaps. Grinsend stellte Sergi sein Glas neben meins, ich hatte mich schnell wieder der Mische zugewandt. Der Rest leerte sich schnell und wie von allein. Natürlich entging dies auch meinem Sitznachbarn nicht: ,,Wollen wir?", erkundigte er sich auch gleich und mit einem knappen Nicken deutete ich ihm an, dass ich ihm folgen würde. Zufrieden erhob er sich, ehe wir nach einem kurzen Abstecher an die Bar in der Menge verschwanden.
So schön man sich in der Lounge auch unterhalten konnte, die Stimmung war hier bedeutend besser. Allein Konversationen waren unter den Leuten noch deutlich schwieriger, wenn nicht gar unmöglich. Sergi schien sich allerdings nicht besonders daran zu stören, denn er redete scheinbar unaufhörlich auf mich ein. Ich für meinen Teil verstand kein Wort von dem, was er mir erzählte, stellte mich aber geschickt an ihn dies nicht wissen zu lassen. Gänzlich dem Rahmen der Öffentlichkeit entgingen wir nicht. Sergi wurde gelegentlich von dem ein oder anderen Besucher des Clubs erkannt, aber im Allgemeinen hielten sich die Leute dafür sehr zurück. Mich, der ich mich in seiner direkten Gegenwart aufhielt, hielten sie wohl auch für eine Person des öffentlichen Interesses. Bei vielen war ich mir ziemlich sicher, dass sie überhaupt gar nicht erst wussten, wer Teil des aktuellen Kaders war. Das sie mich in Sergis Gesellschaft für einen eben solchen hielten, war zumindest in einigerleih Hinsicht gar nicht mal so abwegig.
,,Und, wie gefällt es dir?", grinste mich Sergi an. Unter normalen Umständen hätte ich sein Schreien sicherlich als unangebracht verstanden, so aber war es lediglich Grundvoraussetzung für eine Kommunikation. ,,Besser als ich dachte!", gab ich ihm zu verstehen. Meine Antwort war weder gelogen noch beschönigt. So weit entfernt wie eben möglich vom Rest der Truppe, blühte ich förmlich auf. Es war mir nie so leicht neue Bekanntschaften zu schließen, wie jetzt gerade. Vor allem vor weiblicher Gesellschaft konnten wir uns nicht retten. Es waren durchaus attraktive und hübsche, junge Frauen dabei. Behandelte Ich sie auch freundlich, richtiges Interesse konnte ich mir nicht abgewinnen. Von Kerlen hielt ich mich grundsätzlich vorsichtshalber fern, lediglich einem näherte ich mich stetig weiter an...
,,Magst du noch was trinken?", grinste Sergi, nachdem er mich dichter zu sich herangezogen hatte, damit ich seine Worte verstand. ,,Nein danke, ich glaube mir reicht es für heute!", traf ich eine weise Entscheidung und lächelte mein Gegenüber entschuldigend an: ,,Ich sollte mich wohl auch allmählich auf den Heimweg machen!" ,,Ach was!", winkte der Ältere ab: ,,Wenn du gehen willst und magst, können wir uns auch bei mir noch einen trinken." ,,Nein danke, ich hab wirklich genug!", stellte ich klar, weiter dachte ich über Sergis Worte nicht nach: ,,Ich sage nur eben noch Gavi Bescheid!" Sergi nickte und folgte mir hinüber zu Lounge, wo wir auch gleich Zeuge eines überaus angeregten Gesprächs wurden.
Aus welchem Grund auch immer schien sich Gavi mit einem anderen Mann angelegt zu haben. Aus meiner Perspektive standen die Chancen für den doch deutlich kleineren Gavi nicht besonders gut. Pedri dahinter war ebenso kein besonders eindrucksvoller Rückhalt. Natürlich musste ich auch ausgerechnet den bestdenkbaren Moment abgepasst haben, um zurück zur Gruppe zu kehren. Ich schob mich weiter in Richtung Lounge, in welcher sich bereits einige Schaulustige versammelt hatten. Zwischen den Köpfen sah ich, wie beide Männer weiter aneinandergerieten. Der Fremde verpasste Gavi einen Stoß gegen die Brust. Ohne weiter hinzusehen, wusste ich, dass dies der fehlende Schub für Gavis sowieso recht hitziges Temperament war. Die Geräuschkulisse bestätigte meine Befürchtung lediglich.

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