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Der nächste Abend, die nächste Schicht.

Ich stehe an der Tür neben Jerry und bin entspannt. Die Nacht mit Zoe war wie ein Wirbelsturm und nur zu gerne denke ich noch einmal darüber nach wie sie unter mir lag und sich mir vollkommen hingegeben hat...
Aber als ich am Morgen aufgewacht bin, war sie fort.

Normalerweise ist es üblich das ich meinen Frauenbesuch selbst zur Tür bringe und sie nicht noch bei mir übernachten lasse aber bei Zoe war das vollkommen anders. Es fühlte sich richtig an neben ihr zu liegen.

" Erde an River. Halloooo? " mahnt mich Jerry und stupst mich an. Vor uns steht eine ellenlange Schlange die nur begierig darauf wartet hinein gelassen zu werden und ich bin mit meinen Gedanken derart ab gedriftet das ich meine Arbeit vergessen habe. Ich verkneife mir ein lächeln und winke die Leute zu mir heran.

Wenig später schaue ich auf die Uhr. Kurz vor halb zehn am Abend werde ich etwas unruhig. Ich frage mich ob Zoe heute wieder kommt und wie das zusammentreffen wohl laufen wird. Sie enttäuscht nicht, ist pünktlich und reicht mir grinsend ihren Ausweis. Jeden Abend lässt sie die Prozedur über sich ergehen - meist übellaunig und schnippisch - aber heute Abend ist sie wesentlich freundlicher. Im vorbei gehen berührt sie meinen Arm und hinterlässt an der Stelle eine Gänsehaut.

Die Reihen vor der Bar lichten sich und wir haben kaum noch etwas zutun. Vereinzelt treten Gäste an und heran, ansonsten ist es ruhig. Ich beschließe einen Rundgang in der Bar zu machen - nicht zuletzt weil ich jemanden sehen will - und bleibe hier und da stecken und werde in Gespräche verwickelt.

Endlich schaffe ich es weiter voran zu kommen, durchsuche die Menge bis ich Zoe entdecke. Sie ist nicht allein auf der Tanzfläche sondern schmiegt sich an einen groß gebauten Typen, der seine Hand verdächtig unter ihrem Rock vergräbt. Ein seltsames Gefühl beschleicht mich. Mir gefällt nicht wie er sie anfasst aber noch weniger gefällt mir, das sie es zulässt.

So etwas habe ich bisher noch nie gespürt und ich muss feststellen das meine entspannte Art mehr und mehr schwindet.
Komplett überrumpelt von meinen Gefühlen will ich einfach nur so schnell es geht weg und stoße mit jemandem zusammen, den ich in der Eile übersehen habe.

" Hey, pass doch auf! " mault die Frau mich an und reißt dann, als sie mich erkennt, die Augen auf. Es ist die Blondine, die meine Männlichkeit in Frage gestellt hat. "Oh, äh. Hi! Alles klar? "
Ich bin nicht in Stimmung für Smalltalk, nicke trotzdem höflich und gehe zur Bar.

Völlig untypisch für mich greife ich über die Theke und fische die erst beste Flasche hervor die ich greifen kann - ganz zum Unmut der Bardame. Sie nimmt mir die Flasche ab, füllt ein Glas mit dem Inhalt und reicht es mir. Ich hab keine Ahnung was es ist, doch als ich ansetze und die brennende Flüssigkeit meinen Rachen hinab läuft genieße ich es. Würziger Geschmack paart sich mit kraftvollem Aroma und so verweile ich eine Weile dort an Ort und Stelle - für alle Fälle, falls ich noch einen Drink benötige.

Die Zeit verstreicht langsam.
Irgendwann - nach dem 3. Glas glaube ich - beginnen die Lichter vor meinen Augen zu tanzen. Spätestens jetzt sollte ich aufpassen und nur noch Wasser bestellen.
Meine leichte Trunkenheit endet aber jäh als ein Tumult sich aufbaut. Mitten auf der Tanzfläche bildet sich eine Traube um zwei Menschen die offensichtlich Probleme haben.

Zwei junge Kerle streiten und schubsen sich, heizen ihre Aggressionen gegenseitig derart an, daß ich sogar Jerry anfordere um das ganze schnell und unkompliziert zu lösen. Wir kämpfen uns durch die Menge bis wir selbst in dem Kreis stehen. Noch habe ich die Lage nicht ganz verstanden doch dann tritt Zoe aus der Menge hervor. Ihre Lippe blutet und ihre Wange gleicht dem Hintern eines Pavian.

" Verdammt. " knurre ich und fokussiere meine Augen wieder auf die Streithähne. Ich weiß schon was der Grund ist für diese Auseinandersetzung, aber ich weiß nicht wieso sie zu Schaden gekommen ist. " Hey! Es reicht. Auseinander! " poltere ich los und übernehme den großen von beiden - genau den, der seine Hand unter dem Rock von Zoe hatte. Bei ihm bin ich besonders grob, obwohl ich es nicht sein sollte - schließlich hat er nichts verwerfliches getan und sie schien Gefallen daran zu haben.

Ohne sich zu wehren lässt er sich nach draußen führen, dicht gefolgt von Jerry und dem anderen Typen. Ich stoße ihn von mir und Jerry tut dasselbe, nur wählt er eine andere Richtung für seinen Täter. " Ich weiß nicht was ihr für ein Problem habt, aber es spielt keine Rolle. In dieser Bar gibt es keine Schlägereien oder ähnliches. Klärt das um die Ecke oder sucht euch ein verdammtes Zimmer. "

Als ich mich wieder zur Tür der Bar drehe steht sie da. Noch immer hält sie sich die Wange. Ich bin wütend, auch auf sie, auch wenn ich dazu weder das Recht habe. Ich will sie ignorieren, was aber nicht funktioniert.

" Können wir reden? " fragt sie und sieht mich an. Sie wirkt kleinlaut und ich schnaube.

" Dein Lover geht. Willst du nicht hinterher? " frage ich schnippisch und ignoriere auch Jerry's Blick der belustigt zwischen Zoe und mir hin und her wandert. Schließlich spürt er aber das er gerade fehl am Platz ist und nimmt Abstand.

" River, bitte... " murrt sie und wieder gebe ich nach. Sie folgt mir hinein bis sich die Lager Tür hinter ihr schließt. " Es tut mir leid,... Ich weiß nicht was in mich gefahren ist. "

" Was meinst du? Du tust was du tust. Und mich geht es weder etwas an, noch interessiert es mich. Wenn du allerdings dafür sorgst das hier in der Bar Unruhen entstehen dann muss ich dich verwarnen. Beim nächsten mal hast du Hausverbot - auf Lebenszeit. "

Ihre Lippe bebt und ihr Blick wird eisig. " Oh entschuldige, ich hatte vergessen wer vor mir steht. Der große arrogante Türsteher der sich Nacht für Nacht jemand anderes ins Bett holt und dann das Interesse verliert. "

" Hast du das in dem Schlampenforum gelesen in dem du angemeldet bist? Gibt's da auch Tipps wie man sich am besten an die Männer ran wirft? "

Jetzt ist sie definitiv wütend, aber ich kann auch nicht verleugnen das es mir genauso geht. Diese Frau treibt mich in den Wahnsinn. Sie beschimpft mich als Mistkerl, als Schwein und sticht mit ihrem Zeigefinger immer wieder auf meinen Brustkorb ein. Wie gern sie wohl jetzt ein Messer zur Hand hätte kann ich nur erraten und je mehr sie sich aufregt desto entspannter werde ich. Auch ein Lächeln liegt auf meinen Lippen weil dieser kleine Mensch, diese Frau sich mir so mutig entgegen stellt wohingegen manch Kerle schon die Flucht ergriffen haben.

" Was? Was lachst du jetzt so dumm? " knurrt sie und verstärkt den Druck in ihrem Finger und somit auf meinen Brustkorb. Meine kranke Faszination für sie ist ungebrochen und meine Hände ergreifen ihre Arme. Erschrocken sieht sie mir ins Gesicht und ehe einer von uns noch etwas sagen kann küsse ich sie.
Die Bisse in meine Lippe werden weniger, bis sie schließlich ganz aufhört sich zu wehren und mich noch näher an sich zieht.

Was auch immer das hier ist, wo auch immer diese Faszination für diesen kleinen Orkan her kommt... Ich will es. Jetzt.

Seduction ¹ ~ Tanz für mich Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt