Weihnachten. In anderen Ländern war dies das Fest von Besinnlichkeit. Wenn die Familie zusammenkam. Man saß am vierundzwanzigsten oder fünfundzwanzigsten Dezember zusammen, hörte Weihnachtslieder, aß leckere Sachen und tauschte dann unter einem Weihnachtsbaum Geschenke aus. Manche Haushalte hatten sogar einen Kamin, vor dem man sich kuscheln kann und an dem große Socken hingen, welche mit Geschenken befüllt wurden. Man nannte es das Fest der Liebe.
So hatte es der kleine Oikawa Tooru in der Grundschule gelernt, und so hatte er es auch in den Kinderbüchern gesehen, die er mit seiner Mutter aus der Bibliothek ausgeliehen hatte.
Genau deswegen gab es auch großes Trara, als seine Familie eben keinen Weihnachtsbaum aufstellte und bei ihnen natürlich auch kein Kamin existierte. Auf den komischen Weihnachtsbraten konnte er verzichten, denn wie sollte so ein großer Vogel in ihre Mikrowelle passen?
Aber noch mehr Trara machte er, weil er nicht verstand, warum sie in Japan überhaupt kein Weihnachten feierten? Wollte man hier nicht das Fest der Liebe feiern? Er weinte, zeterte, weinte noch mehr und stampfte mit dem Fuß auf. Er war erst in der zweiten Klasse, also durfte er das!!
Seine Eltern ließen ihn, während seine ältere Schwester sich über ihn lustig machte und meckerte, dass er aufhören sollte zu meckern. Nachdem sich Tooru wieder beruhigt hatte, erklärte ihm seine Mutter schließlich, dass dies mit Religion zu tun hatte. Es gab auch in Japan Christen, aber nun einmal nicht so viele wie Shintoisten oder Buddhisten. Und Familie Oikawa war eben nicht christlich. Das musste er hinnehmen, doch Klein-Tooru wäre nicht Klein-Tooru, wenn er sich damit nicht ein neues Ziel zu setzen wusste: „Dann werde ich eben Christ!"
Natürlich wurde daraus nichts und selbst, wenn es im nächsten Jahr noch einmal Heckmeck deswegen gab, so hatte er es im darauffolgenden wieder vergessen. Erwachsene glaubten ja auch nicht an den Weihnachtsmann, welcher in Büchern und Filmen die Geschenke auf einem Schlitten mit vorgespannten Rentieren an die Kinder auslieferte, und Tooru war schließlich mit seinen neun Jahren ziemlich erwachsen! Also brauchte er auch nicht dran zu glauben!
Trotzdem fand er die Kinderbücher, den Weihnachtszauber und die Geschichten um dieses Fest weiterhin so faszinierend, dass der Gedanke daran kurz vor dem vierundzwanzigsten nie seinen Kopf verließ. Kein Wunder also, dass er seinen besten Freund Hajime dazu ausfragte, als sie an einem frühen Dezembertag – sie waren nun in der sechsten Klasse – bei diesem zusammensaßen und sich ein bisschen den Volleyball zupritschten. Richtig spielen konnten sie hier drin natürlich nicht, aber draußen war es kalt und Hajime hatte keine Lust auf gefrorene Finger, die brannten.
„Nö, warum sollten wir das feiern?", hatte der kleine Stachelkopf zurückgefragt. „Wir sind nicht christlich. Feiert das überhaupt wer aus der Klasse?"
Tooru dachte nach und musste dem anderen zustimmten. Es feierte niemand. Sie bastelten zwar Weihnachtsdekoration oder sangen Lieder in der japanischen Variante, aber feiern tat es niemand. Doch die war eben die Grundschule und ab März würden sie auf die Mittelschule wechseln. Dass dort mit einem Mal das Fest und auch der Valentinstag an Wichtigkeit gewinnen würde, konnte sich keiner der beiden vorstellen.
*° *° *°
Sie wurden auch zwei Jahre noch damit verschont, doch im dritten und letzten Jahr an der Kitagawa Daiichi wurde es ein brandheißes Thema:
Während Hajime mit ihm in der Pause die aktuelle Monthly Volleyball Ausgabe durchblätterte, hörte er die Mädchen in der Reihe hinter ihnen kichern: Dass sich die eine mit ihrem Freund an Heiligabend treffen würde. Dass dies der Tag für Pärchen war. Man musste ein Date haben! Es war schließlich das Fest der Liebe.
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IwaOi - Flash Fictions
FanfictionHey und Herzlich Willkommen! Hier sammle ich eine Reihe von verschiedenen kurzen Texten, die sich komplett um Iwaizumi Hajime und Oikawa Tooru drehen. Viel Spaß beim Lesen!! P.S.: Am Kapiteltitel hängen die zu erwartenden Inhalte - wer also keine L...