☆ Kapitel 03 ☆

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Toulouse, 20. August, 2022

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Da mir immer noch etwas schwummrig im Kopf war, nahm ich einen weiteren Schluck aus der Flasche, bevor ich diese zuschraubte und ins Seitenfach meines Rucksacks schob. Dabei fiel mein Blick Lea, welche ihren Plüschelefanten skeptisch betrachtete. Verwundert darüber, hockte ich mich auf Augenhöhe mit meiner Tochter, schob ihr sanft eine dunkle Haarlocke aus dem Gesicht. „Was hast Du denn?", erkundigte ich mich liebevoll. Die 4-Jährige hob ihren Kopf an und sah mich aus großen, fragenden Augen an. „Warum klingt Eli plötzlich anders?" Kaum hatte sie die Frage ausgesprochen, schob sich ihre Unterlippe nach vorne. Irritiert von ihren Worten, hob ich ratlos meine Schulter in die Höhe - bis es plötzlich ‚Klick' machte. Anscheinend hatte man, um den kleinen Lockenkopf abzulenken, mit verstellter Stimme den Elefanten sprechen lassen - so wie ich es immer tat.

„Vielleicht hat sich Eli erkältet oder ist einfach nur erschöpft und müde und klingt deswegen ein bisschen anders? Am besten drückst Du sie ganz fest an Dich heran und wärmst sie etwas. So wird sie bestimmt ganz schnell wieder gesund, sprach ich ihr aufmunternd zu. Noch bevor ich den Satz überhaupt ausgesprochen hatte, folgte sie meinem Ratschlag.

Ihre Lippen bewegten sich, doch verstand ich nicht, was sie sagte, da sie die Worte an ihr Kuscheltier richtete. Lächelnd tupfte ich ihr noch einen Kuss auf die Stirn, bevor ich mich wieder aufrichtete. Aufgrund der Vibration in meiner Hosentasche, ließ ich meine Hand in dieser verschwinden und zog mein Handy hervor. Die Benachrichtigung, dass es gleich Zeit für das erste Boarding war, wischte ich weg und tippte sanft gegen Leandras Schulter. „Nimm schon einmal Deine Sachen, es geht gleich los", informierte ich sie. Umständlich, um ihren Elefanten nicht aus der Hand geben zu müssen, drückte sie den Griff des Koffers, welcher gleichzeitig als Rucksack fungierte, nach unten und setzte diesen auf, wobei ich ihr etwas zur Hand ging. Danach schulterte ich meinen Rucksack und streckte die Hand nach ihr aus. Ohne zu zögern ergriff sie diese und lächelte zu mir hoch


***

Vor uns liefen zwei Spielerinnen des FC Barcelona, Ingrid Engen und Caroline Graham Hansen. Anscheinend hatten sie sich für die gleiche Route entschieden - die schnellste. Als ich mich um eine Verbindung von Barcelona nach Toulouse und wieder zurück gekümmert hatte, wäre ich fast verzweifelt. Erst hatte ich angenommen, dass ein Flug von Toulouse nach Madrid und von Madrid, mit dem Zug, nach Barcelona die schnellste und günstigste Verbindung war, doch hatte ich mich getäuscht. Zum einen hätte ich über 100 Euro mehr zahlen müssen, zum anderen nahm es sich absolut nichts mit der Reise - oder Wartezeit - im Gegenteil.


Nun machten wir uns also auf den Weg zu unseren Plätzen, für einen einstündigen Flug nach London. Leandra lief vor mir, meine Hand hatte ich auf ihrer Schulter platziert, um ihr zu signalisieren, dass ich immer noch da war. Bei unseren Sitzen angekommen, kletterte meine Tochter bis zum Fensterplatz durch, nahm ihren Rucksack ab und ließ sich auf den Sitz plumpsen. Wie schon auf dem Hinflug, richtete sie ihren Blick neugierig aus dem Fenster. Ihren Rucksack schob ich unter ihren Vordersitz, bevor ich mich setzte und selbiges mit meinem tat. Kurz beobachtete ich meine Tochter, wandte dann aber meinem Blick ab und widmete ich meinem Handy. Wir sitzen im Flugzeug, vermisse Dich jetzt schon. Nach dieser Nachricht an Sally, schaltete ich mein Handy auf Flugmodus und lehnte mich zurück.

So langsam merkte ich die Anspannung, welche sich in mir ausbreitete, dies geschah immer bevor ein Flugzeug startete. Mittlerweile hatten die anderen Passagiere ihre Plätze eingenommen, eine Stewardess stand im Gang und gab Sicherheitsanweisungen und wir bekamen das Zeichen uns anzuschnallen. Ich schloss meine Augen, atmete durch. Erst als Lea sanft an meiner Schütter rüttelte, öffnete ich meine Augen und sah sie fragend an. „Malen!", teilte sie mir kurz und knapp mit. Ich nickte ihr zu, schnallte mich ab und griff nach ihrem Rucksack und reichte ihn an den Lockenschopf weiter. Während sie diesen selbstständig öffnete, half ich ihr, den Tisch nach unten zu klappen. Lea holte ihr Malblock und ihr Stifte Mäppchen heraus und legte es auf den Tisch ab. Aus meinem eigenen Rucksack nahm ich ein Buch und mein Notizbuch und legte beides auf dem Tisch ab. Deutlich entspannter als noch beim Start, lehnte ich mich zurück und warf ein Blick in mein Buch, machte mir hier und da Notizen.

Green Flags | Mapi LeonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt