4 - Die Mädchentoilette

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"Scheiße, was war das?", fragte Sirius, der sich die ganze Zeit die Kehle gehalten hatte, während er auf den Knien saß und sich beinahe auf den nassen Boden der Mädchentoilette übergab.

Remus hatte nie gedacht, dass er Sirius Oregon Black jemals auf den Knien sehen würde. Doch nun war es soweit.
Dieser Moment war keiner zum feiern. Auch ihm ging es schlecht. James hatte die ganze Zeit wie ein verletztes Tier gewimmert und seinen Bauch gehalten.

Remus selbst ging es noch am besten von ihnen Drei. Er war an monatliche Verwandlungen gewöhnt.

Wenn wir schon beim Stichwort Verwandlung waren:

"FUCK!", schrie James, der nicht mehr so schwach schien. Stattdessen war er aufgesprungen und zu einem der Spiegel gerannt, der nurnoch an zwei gebrechlichen Metallaufhängungen an der Wand hang.

"Ich HASSE sie!" Er blickte verstört in den Spiegel. Anstatt seines Ebenbilds blickte ihm ein junges Mädchen mit langen, welligen dunkelbraunen bis schwarzen Haaren entgegen. Ihre Stirn wurde durch einen Pony bedeckt.

"Ich liebe sie!", feierte Sirius von der anderen Ecke des Raums. Er beobachtete sich in der Fütze auf dem Boden und strich sich durch seine kurzen schwarzen Haare.

James fuhr herum. "Was?!", fragte er entsetzt, als er das Liebesgeständnis Lily gegenüber vernahm.

"Ich bin fucking heiß!", strahlte Sirius ihn an. "Schau mich an." Er drehte sich einmal vor James Augen.
"Ich würde mich direkt daten, wenn ich könnte."

Remus schnaubte.
"Was gibt's da zu lachen?", fragte Sirius spaßeshalber und drehte sich zu Remus um, der das Treiben der beiden Anderen beobachtet hatte.

"Du bist aber auch ganz süß", meinte Sirius zu Remus und zwinkerte ihm zu. Danach schenkte er ihm das typische Sirius-Lächeln, dass Remus so liebte.
Peinlich berührt kratze er sich am Hinterkopf, bevor er zu den Spiegeln herüber schritt. Er stellte sich neben James und blickte in den Spiegel.

Remus blickte ein unscheinbares Mädchen hingegen. Sein kurzweiliges Glücksgefühl, dass auf Sirius Kommentar gefolgt war, war augenblicklich vergangen. Er sah genauso aus wie das, was er war, eine weibliche Kopie seiner selbst.
Er hatte aschbraunes bis blondes Haar, das leicht gewellt auf seine Schultern fiel. Es war unordentlich, als hätte er es einen Tag lang nicht gebürstet. Die Narbe, die mittlerweile seit 2 Jahren sein Gesicht zierte, schmückte noch immer sein Gesicht.

Zu spät bemerkte er, dass James ihn von der Seite anstarrte.
"Alles gut, Remus?", fragte dieser aus dunklen Augen.
Remus nickte. Doch wohl nicht überzeugend dazu, denn Sirius steuerte geradewegs auf ihn zu. Auch als Mädchen war er einen Kopf größer als er und genauso furchteinflößend und - attraktiv.

"Gefällst du dir nicht, Remus?", traf Sirius direkt auf den Punkt.
Bevor Remus antworten konnte, hörte er eine unbekannte Stimme giggeln.
"Hihihi", giggelte sie.
"Myrthe", sagte Sirius wütend zu den Toilettenkabinen, "halt die Klappe."

Remus hatte Myrthe schon einmal gesehen. Ein einziges Mal, als er Sirius und James dabei beobachtet hatte, wie sie die Mädchentoiletten sabotieren wollten, nur um dann zu merken, dass niemand sie jemals besuchte.

Das Geistermädchen kam aus einer der Kabinen hervor, die hölzerne Tür schlug krachend gegen die Holzwand.

"Ihr seid", sie giggelte wieder, "Mädchen."

Sie schwebte durch den Raum und setzte sich zu dem runden Fenster, durch das der Raum mit Licht geflutet wurde.

"Mädchen!", rief Myrthe einvernehmlich mit einer Person, die gerade in der Tür erschien. Professor McGonagall.

"Mr. Black?", fragte diese, verwirrt umherblickend. "Mr. Potter? Mr. Lupin?"
Sie wandte sich an letzteren. "Mr. Lupin, Sie sind der Vernünftigste Ihrer kleinen Gruppe. Bitte erklären Sie mir das und sagen sie mir, dass es sich hierbei um einen Scherz handelt?!"

Remus lächelte etwas verschwitzt. "Ich fürchte ich habe keine Erklärung dafür Professor. Aber glauben Sie mir, ich würde das genauso gerne rückgängig machen wie Sie."

Professor McGonagall schaute zwischen James und Sirius hin und her.
"Haben Sie zwei etwas damit zu tun?", fragte sie mit hochgezogener Augenbraue.

James und Sirius schüttelten schnell den Kopf.

"Wirklich nicht, Professor", sagte James, Sirius nickte zustimmend.

"Nun", Professor McGonagall warf den drei Jungen - nein, Mädchen - einen letzten skeptischen Blick zu, "werden wir einen Gegenzauber finden müssen. Aber zunächst sollten Sie zurück in den Unterricht. Treffen Sie mich und Professor Slughorn heute Abend in meinem Büro. Direkt nach dem Abendessen, bitte."

"Aber Professor, wir können doch so nicht rumlaufen", beschwerte sich James.

"Das können Sie, Mr. Potter", beendete McGonagall die Diskussionen, "und nun ab in den Unterricht."

"Aber Professor", mischte sich Sirius ein, "wir haben Sie doch gerade. In Verwandlung."

"Das ist kein Grund den Unterricht zu verpassen", sagte die Professorin streng. "Husch husch."

The girls - rumtreiber shortstoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt