6 - Die Eulerei (the end)

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"Das wüssten wir auch gerne", sagte James genervt.

"Offensichtlich sind wir Mädchen", ergänzte Sirius und warf sich auf das nächstliegende Bett.

Remus nickte nur zustimmend.

"Das ist mir schon aufgefallen", sagte Madame Pomfrey mit ihrer schnippischen Art. "Wie kamt ihr dazu?"

"Ach ich dachte mir einfach: lass mal Mädchen sein. Und dann sind die anderen einfach mit eingestiegen", meinte Sirius ironisch und blickte die Ärztin mit hochgezogenen Augenbrauen an.

Diese schüttelte nur den Kopf. "Ich bezweifle, dass ich einen Gegentrank dafür habe. Kindische Spielchen, aber ihr solltet das in Zukunft unterlassen. Es wird nicht weh tun, aber es wird ein paar Tage dauern, bis ihr wieder ihr selbst seid. Bis dahin werden euch wohl die Komplikationen des Lebens als Mädchen treffen. "

"Bedeutet?", fragte James genervt. "Mädchen und Frauen haben einen ganz anderen Zyklus als Männer. An manchen Tagen werdet ihr euch energielos und trauriger fühlen. Wenn es zu mehr kommen sollte, dann sagt mir Bescheid.", antwortete Madame Promfrey, die sich wieder an die Arbeit gemacht hatte und Tränke sortierte.

"Wie lange dauert das alles hier?", fragte Sirius, dem die Aussage von "ein paar Tagen" wohl nicht reichte.

"Zwei bis drei Tage", antwortete Madame Pomfrey desinteressiert. Das nahmen die drei Rumtreiber zum Anlass, um aus dem Krankenflügel zu verschwinden.

"Sie hat sich nicht einmal uns angeschaut", beschwerte sich James lauthals auf dem Gang, als sie etwas planlos durch die Gegend liefen. Es war klar, dass niemand von ihnen Lust auf Unterricht hatte.

"Denkt ihr Professor Sims merkt es, wenn wir heute nicht kommen?", fragte Sirius, der trotzig den Weg lang stapfte. Bei ihm schienen sich die Hormone jetzt schon bemerkbar zu machen, dachte James.

"Sicher nicht", schaltete Remus sich ein, "aber ich würde es nicht riskieren wollen."

Sirius zuckte mit den Schultern. "Man Sirius, stell dich nicht so an", sagte James, der scheinbar gefallen an seinen langen Haarsträhnen gefunden hatte und diese ständig zwischen seinen Fingern zwirbelte, bevor er die Haare hinter sein Ohr fegte.

"Lass einfach zu Geschichte der Zauberei gehen. Danach ist der Tag ja sowieso vorbei", meinte James, packte Sirius unsanft am Arm und zog ihn hinter sich her, während er und Remus den Weg zum Klassenraum einschlugen. "Dass der Tag danach vorbei war, war nicht ganz richtig. Denn nach der Mittagspause standen noch zwei Stunden Pflege magischer Geschöpfe an, die in keinster Weise nennenswert waren. Ihr Lehrer, ein alter Herr, der fast so wenig mit bekan wie Professor Bins, ließ sie meistens alleine mit ihren Bowtruckeln spielen. Die einzige "Regel" war, dass am Ende des Semesters ein Bericht über ihre Verhaltensweisen vorliegen musste. Ziemlich einfach, in den Augen der drei Rumtreiber.

Das einzig Gute an Professor Bins Unterricht war, dass man die zwei Stunden so nutzen konnte, wie man wollte. Genauso konnte man aus dem Unterricht hinausschleichen wann immer das einem geliebte. Das nutzen die Drei um sich, fast 20 Minuten zu spät, in den Unterricht zu schleichen, nur um einen bösen Blick von Lily zu riskieren.

Die Stunde verging schleichend. Nicht einmal Remus versuchte Bins langweiligen Erzählungen zu lauschen sondern hatte seinen Kopf auf dem Tisch abgelegt, wo er, mit nur einem offenen Auge, Sirius anschaute, der sich selbst in der Reflektion seines Tintenfasses zu mustern schien.

Remus gab es selten bis zu, aber ihm gefiel Sirius Aussehen, egal ob männlich oder weiblich. Tatsächlich könnte er sich an Sirius mit etwas sanfteren Gesichtszügen und kurvigem Körper gewöhnen.

Sirius musste seinen Blick wahrgenommen haben, denn er zwinkerte Remus beim nächsten Mal, als dieser ihm in die Augen schaute, zu. Etwas beschämt wandte Remus den Blick ab.

Für den Rest der Stunde strengte Remus sich bewusst an, sich nicht allzu oft in Gedanken über Sirius zu verlieren. Wie er wohl gehießen hätte, wäre er als Mädchen geboren worden?
Absurde Gedanken waren das, die Remus hatte. Es gab keinen Grund zu wollen, dass Sirius diese weibliche Form beibehielt. Schließlich fühlte dieser sich darin sichtlich unwohl.

Es klingelte zum Ende der Stunde und Remus floh regelrecht vor den anderen aus dem Saal. Er überlegte einen Ausflug über die Länderein von Hogwarts zu machen. Doch ein Knurren seines Magens verriet ihm, dass er beim Mittagessen in der großen Halle besser aufgehoben wäre.
So setzte er sich alleine an einen Platz an der Tafel der Gryffindors und bediente sich an Fleisch und Gemüsebeilagen.

"Da bist du ja", sagte Sirius Stimme von hinter ihm, kurz bevor Sirius sich auf den Platz neben Remus fallen ließ. "Ist alles okay bei dir?", fragte er besorgt. Remus nickte nur und schaufelte sich weiter Essen in den Mund, nur um eine Entschuldigung zu finden, nicht sprechen zu müssen.

Sirius gab sich nur widerwillig mit dieser Antwort zufrieden und fing selber an auf seinem Brokkoli herum zu kauen.

Remus hatte sich beeilt sein Essen so schnell es ging zu verschlingen und wollte gerade aufstehen, als Sirius ihn am Arm packte. Obwohl er in einem ihm fremden Körper war, war Sirius' Griff so fest wie eh und je.
"Lass mich mitkommen", sagte er. Ohne auf eine Antwort zu warten stand er auf und stellte sich bereit neben Remus.
"Wo geht's hin?", fragte er und hakte sich spielerisch bei ihm unter.

Remus, der lieber alleine durch die Gänge von Hogwarts gestreift wäre, schlug mit Sirius am Arm den Weg zur Eulerei ein. Sie stiegen die vielen Stufen schweigsam empor, übersprangen ganz natürlich alle Trickstufen und fielen auch nicht auf die, sich bewegenden Treppen herein.

In der Eulerei vermiet Remus geschickt die kleinen Häufchen Eulenkot und ließ sich auf der Fensterbank des leicht geöffneten Rundfensters wieder.
Sirius war nicht so kleinlich, sondern stapfte geradewegs auf Remus zu.

"Magst du mir erzählen was los ist?", fragte Sirius und stützte sich mit beiden Armen neben Remus Beinen ab, die nur wenige Zentimeter über dem Boden baumelten.

Remus schüttelte den Kopf. Sirius zog eine Augenbraue hoch. "Du kannst mir vertrauen, wir sind Freunde", begann er, doch Remus schüttelte nur mit dem Kopf.

"Sind wir nicht?", fragte Sirius besorgt, vielleicht besorgter, als er hätte sein sollen.

"Nein nein", meinte Remus, "sind wir."

"Was ist dann los?", fragte Sirius und zwang Remus ihm in die Augen zu schauen. Remus versuchte sich abzuwenden, doch Sirius Hand fand ihren Weg zu seinem Kinn und blickte ihm in die braunen Augen.

"Remus", sagte er sanft, "es ist alles okay."

Remus war nie jemand, der vor anderen weinte, niemals. Er war häufig gebrechlich, vor allem nach den Vollmondnächten. Doch niemals hätte er voraussehen können, dass er Sirius schluchzend in die Arme fiel, jedoch nicht, ohne ihm einen Kuss auf die Wange zu geben - verdächtig nah an dessen Mund.

The girls - rumtreiber shortstoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt