Rot sein

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"War trotzdem noch ein schöner Abend, oder?", sagt Sarah zu Elisa als sie zu dritt nebeneinander zur U-Bahnstation Heinrich-Heine-Straße schlendern, in die Niklas und Sarah einsteigen müssen. Und Elisa muss sowieso in diese Richtung und hat sich ihnen selbstverständlich angeschlossen. Marius musste in die nähere gelegene U-Bahn Schlesisches Tor und hatte sich demnach schon verabschiedet. Er hatte Elisa umständlich umarmt und ihr zugezwinkert. Sarah hatte dahingehend gekichert und Elisa entkam nur ein leichtes Schnaufen, da sie ihre abwehrenden Signale wohl noch klarer zeigen musste.

Es ist spät geworden. Die anderen haben sich noch ein Gläschen Weißwein gegönnt, wobei Elisa aber bei Wasser blieb. Sicher ist sicher. Sie konnte sich nicht nochmal einen Filmriss genehmigen. Sie hatten über alberne Themen gelacht und unverbindliche Gespräche geführt, worüber vor allem Elisa froh war. Wie Weihnachten bei ihnen allen ablief, wurde nur kurz angeschnitten. So erzählten Sarah und Niklas, dass sie Lammkoteletts zusammen gekocht haben und danach mit einem Glas Wein eine alte Liebeskomödie auf dem Fernseher ansahen. Als Niklas jedoch im Restaurant auf die Toilette musste, musste Sarah natürlich lästern, dass sie gestern keinen Sex hatten, weil Niklas angab zu müde zu sein. Für Sarah wäre es aber mal wieder wichtig gewesen miteinander zu schlafen, da für sie auch die Zweisamkeit und die Kuschelkomponente in einer Beziehungsweise eine große Rolle spielen. Doch das Thema der Flaute im Bett von Sarah und Niklas konnte nicht weiter vertieft werden, da Marius auf sich aufmerksam machte, dass er auch noch am Tisch sitzt und nichts über das Sexlebens seines Bruders wissen wollte. Somit kamen Elisa und Sarah zu dem Schluss, dass sie am 2.Januar in der Arbeit darüber sprechen müssten. Marius hatte nur den Kopf geschüttelt und Elisa mit tiefen Blicken beobachtet. Elisa ging jedoch nicht weiter darauf ein.

Elisa blickt auf die Straße um sich. Die Köpenickerstraße ist in dumpfes Licht gedeckt und einige Gestalten sind noch auf der Straße unterwegs. Der Vollmond am Himmel beleuchtet ein wenig die dreckige Spree zu ihrer rechten.

Elisa richtet ihren Blick zu Sarah und erwidert: "Ja, definitiv. Aber ich sags dir, nächstes Mal, wenn du der Meinung bist, dass Marius und ich süß zusammen wären und einen weiteren erbärmlichen Verkupplungsversuch startest, steh ich auf und geh."

"Komm, so schlimm wars nicht, ok? Ich will doch nur, dass du dich wieder auf jemanden einlässt."

"Ich bin glücklich alleine, Sarah. Ich brauch niemanden, ok?", erwidert Elisa und versucht überzeugend zu klingen.

"Und uns?", wirft Niklas vorsichtig ein. Er hat sich in dem Gespräch bisher sehr zurückhaltend verhalten.

"Natürlich sind mir Freunde wichtig.", lächelt Elisa Niklas zu, "Jedoch hatte ich die Aussage auf was zwischenmenschliches bezogen. Ich kann es außerdem gar nicht ab, wenn man mich so krampfhaft versucht mit jemandem zusammenzubringen. Das müsstest du wissen, Sarah." Sarah hebt nur kurz ihren Blick, der sonst auf der Straße haftet und murmelt: "Ja ich weiß es eh. Dacht nur, dass es passen könnte."

Elisa schüttelt vehement den Kopf: "Hast ja gemerkt, dass es nicht passt, oder? Also Ende - Gelände. Ist ja schon peinlich. Wir sind keine zwölf mehr."

Niklas nickt zustimmend: "Ja, hab ich ihr auch schon gesagt. Und man merkt ja auch von außen, dass ihr null auf einer romantischen Ebene harmonieren würdet. Elisa, du hast einfach zu viel PS für ihn. Du bist zu selbstbewusst." Elisa und Niklas müssen lachen. Das stimmt wohl.

"Ganz ehrlich Schatz, toll, dass du mir jetzt so in den Rücken fällst, hm. Du bist heute noch zuhause gesessen und hast mir gesagt, dass ich Marius an ne Frau bringen soll und dann den Vorschlag mit dem Essen gehen der beiden gebracht. Und jetzt laberst du vor Elisa so ne Scheiße, ej.". Sarah schaut ihren Freund auffordernd an.

Elisa ist froh, dass sie gerade beim Eingang in die U-Bahn angelangt sind. Sie will jetzt nicht inmitten eines Beziehungsstreites gelangen und so wie Sarahs aktuelle Stimmung gegenüber Niklas einschätzt auch keine Zeugin eines Mordes werden. Somit erwidert Elisa schnell: "Na, lasst jetzt mal gut sein. War ja ein schöner Abend, danke für die Einladung und ganz ehrlich Mausis: Bumst mal wieder richtig ok?." Mit diesen Worten winkt Elisa ihnen noch kurz zu und macht sich die restlichen Minuten noch alleine auf den Weg. Sie will gar nicht umblicken.
Sie freut sich jetzt richtig auf das Abschminken und auf ihr Bett. Und noch mehr freut sie sich, dass sie jetzt alleine ist und mit niemanden jetzt irgendetwas ausdiskutieren muss. Wie schön das Leben doch sein kann, wenn die Gedanken mal nur positiv sind.





"Hey Elisa, cool, dass du am 2. Weihnachtsfeiertag trainierst. Was steht an?", begrüßt Jakob, der Fitnesstrainer hinter der Theke, sie sofort, als sie die Tür geöffnet hat. Elisa war heute morgen früh aufgestanden und hatte sich gleich in ihre Sportklamotten geschmissen und war zur U-Bahn gegangen. Die Trainer im AllStarGym am Potsdamer Platz kannten sie schon. Sie ging nun regelmäßig seit 3 Jahren hierhin. Und vor allem Jakob kannte sie. Sie hatten ein paar Dates und ein paar Mal Sex. Dann wurde es Elisa zu ernst und sie hatte ihm elegant einen Korb gegeben.

"Na, was wohl? Beine und unterer Rücken. Bisschen hintere Kette halt." "Löblich, wirst dich sowieso gleich freuen." Elisa wirft ihm einen verdutzten Blick zu:"Warum? Hast ein Geschenk für mich?" Jakob lacht sie an: "Ne, leider nicht. Einen Kuss könntest haben oder ich könnt heute als Spotter für dich fungieren, aber ne quatsch. Fabienne ist vor circa einer halben Stunde hier auch eingeflogen." "Boah, was für ein Zufall, wollt ihr gestern noch schreiben, aber voll vergessen", freut sich Elisa, "und wegen des Spottens, ich meld mich." Elisa wendet sich zum Gehen, da sie zu ihren Lieblingsspind will.

Jakob ruft ihr hinterher:"Und wegen des Kusses?" Elisa dreht sich um und wirft ihm ein verschmitztes Lächeln zu: "Träum weiter mein Lieber, dein Kontinent an Küssen mit mir hast du aufgebraucht." Jakob zwinkert und sagt ironisch: "Gibts ein Abosystem, dass ich verlängern kann?" Doch Elisa streckt ihm nur kurz den Mittelfinger zu und begibt sich zur Umkleidekabine.


Elisa kommt mit ihrer Trinkflasche, ihrem Handtuch und einer Schlaufe für die Kickbacks zu Fabienne, die gerade angestrengt Bulgarian Split Squats ausführt. Elisa muss schmunzeln. Diese Übung kommt aus der Hölle.

"Hallo Fabi.," beginnt Elisa ein Gespräch als Fabienne mit ihrem Satz fertig ist. Diese schaut mit ihrem hochroten Kopf von der Anstrengung zu Elisa und lächelt:"Hi Eli. Wieder nüchtern, du alte Rauschkugel?" "Ja, klar. Wo wir eh schon beim Thema sind: Warst du meine Rettung und hast mich heimgebracht?" Fabienne setzt sich auf die Bank, nimmt einen Schluck aus ihrer Flasche und spuckt durch das Lachen fast das Wasser auf den Boden. "Hast du ernsthaft einen Filmriss Eli?" Elisa schaut betreten zu Boden und murmelt ein unverständliches Ja.

"Also ja, hab dich heimgebracht. Bis vor deine Tür, war ja nur ein kleiner Umweg. Du warst lustig drauf. Sonst noch irgendwelche Lücken?"

"War ich peinlich? Ich hab nur an der Bar gesessen und hab Gin Tonics getrunken oder?" Fabienne überlegt kurz und antwortet dann:"Ja so ziemlich, hast dir davor noch elegant ne Nummer für Sexdates von einem ziemlich heißen Typen geklärt, aber..."

"Was hab ich?", fällt Elisa ihr ins Wort.

"Naja, du hast mir erzählt, dass du ne Nummer bekommen hast, bei der du dich melden kannst, wenn du Sex willst."

Verschwommene Bilder kommen Elisa in den Sinn. Der blonde Typ. Eine Szene vor der Tür. Danach zu zweit an der Bar. Was hatte der Alkohol nur mit ihr angestellt? Und ohne es zu wollen, wurde sie peinlich berührt. Und sie wurde fast so rot im Gesicht wie Fabienne. Fuck.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jan 11, 2023 ⏰

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Zigarettenpause [Felix Lobrecht FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt