Kapitel 4

149 13 0
                                    

Mein Blick war auf die gemütliche Couch gerichtet, auf der ich Brahms zurück gelassen hatte. Doch momentan starrte ich auf eine komplett leere Couch!

Versteinert stand ich also da und meine Gedanken begannen zu rasen. Ich hatte Brahms definitiv auf der Couch liegen gelassen!
Meine Augen huschten durch das große Wohnzimmer, auf der Suche nach der lebensgroßen Puppe, doch keine Spur.

Ich musste schwer schlucken.
"B-brahms...?", rief ich leise vor mich hin und betete zu Gott, dass ich keine Antwort bekam und gerade am träumen war.
Eine Antwort bekam ich offensichtlich nicht, doch es fehlte immernoch jegliche Spur der Porzellanpuppe.

Nachdem ich vorsichtig das komplette Wohnzimmer abgesucht hatte, ohne die Puppe zu finden, begab ich mich langsam in den Eingangsbereich. Das Haus fühlte sich plötzlich kalt und unmenschlich groß an. Alles schien noch dunkler und das trübe Wetter machte die Sache nicht besser.

Hatte ich Brahms wirklich auf der Couch gelassen?
Dieser Gedanke huschte nun durch meinen Kopf und ich musste angestrengt nachdenken. Schon oft war es vorgekommen, dass ich einige meiner Bücher verlegte und besonders in einem so großen Haus wäre das nicht undenkbar.

Mein Blick glitt in Richtung Lichtschalter, der zu einen großen Kronleuchter gehörte. Nur das Wohnzimmer war erhellt, der Rest der Residenz war in Dunkelheit getaucht.
Ich musterte erneut den Lichtschalter. Er befand sich in der Nähe der Haustür und war somit rechts von mir.

Mein Herz raste und ich setzte vorsichtig einen Fuß vor den anderen. Ich war schon fast auf halbem Weg beim Schalter angekommen und es war immernoch nichts passiert.
Meine Anspannung ließ nach und ich war mir sicher, dass ich die Puppe einfach verlegt hatte.
Etwas lockerer ging ich weiter, doch genau in diesem Moment ertönte wieder ein lautes Knarren, fast schon hinter mir und ich sprintete in Richtung Lichtschalter, als würde mein Leben davon abhängen.

Der Kronleuchter erhellte sofort den Eingangsbereich und mit Rücken gegen die Tür gepresst, suchten meine Augen sofort nach wem auch immer, der vielleicht dieses Geräusch erzeugt haben konnte.
Laut atmete ich aus und hielt meine Hand über mein Herz.
"Bor ich bin 20 und hab immernoch im Dunkeln Angst... man ey", murmelte ich vor mich hin und war froh keinen Herzinfarkt erlitten zu haben.

Natürlich befand sich, außer mir, niemand im Eingangsbereich. Meine Erleichterung stieg, als ich die Puppe auf einem Sessel wiederfand, der sich ebenfalls im Eingangsbereich befand.

Ich muss die Puppe wohl doch dort abgesetzt haben, folgerte ich aus meinem Fund und hob sie sorgfältig auf.
"Hey kleiner Mann, ich hätte schwören können, dass ich dich im Wohnzimmer sitzen gelassen habe, aber naja jetzt habe ich dich ja wieder gefunden", sagte ich zu Brahms und nahm in wieder auf den Arm.

Ich ging zurück ins Wohnzimmer, ließ das Licht im Eingangsbereich jedoch an, mit der Ausrede, dass ich da später sowieso wieder lang musste.
Ich setzte Brahms erneut auf die Couch und musterte ihn eine Weile.
Schulternzuckend schloss ich mit der ganzen Sache ab und kramte wieder nach dem Zettel des Lebensmittelladen umher.

Ich musterte die kleine Anzeige und machte mich auf zum nächst möglichen Telefon, dass sich ebenfalls im Eingangsbereich befand.
Sorgfältig gab ich die richtige Nummer ein und wartete. Zuerst war das normale Piepen eines Anrufs zu hören, doch dann ertönte plötzlich ein Rauschen.

Verwirrt starrte ich auf die Anzeige und war mir nicht sicher, was das bedeuten sollte.
"Hallo?", versuchte ich mein Glück, doch ich bekam keine Antwort.
Ich legte wieder auf und gab mich mit der Antwort zufrieden, dass die Leitung gerade wohl besetzt war.

Mein Weg führte mich also zurück ins Wohnzimmer und ich nahm Brahms wieder in den Arm, um in die Küche zu gehen. Es war schon relativ spät geworden und ich wollte mich bald ans Abendessen machen.
"Ich bin gleich wieder da Brahms, ich muss nur noch schnell was von oben holen", sagte ich zu der Puppe und marschierte auch schon los.

Don't you dare to leave me | The BoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt