5 - Wiedersehen

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And if the sky falls from Heaven above
Oh, I know I had the best time fallin' into love


Das Wiedersehen. Jemanden, etwas nach kürzerer oder längerer Trennung, Abwesenheit wieder treffen, aufsuchen.

Noya POV - 2 Monate später


Heute ist also der Tag gekommen. Für die meisten Menschen in meinem nahen Umfeld, ist der Tag meines Abschluss wahrscheinlich eines der schönsten Ereignisse in diesem Jahr. Nicht allerdings für mich.Ich wünsche mir gerade nichts sehnlicher als zu Hause bleiben zu dürfen. Es fühlt sich an wie einer dieser tage zu meiner Schulzeit, an denen man einfach keine Lust hat zu gehen. Der Kopf tut weh und die Beine zu schwer zum Aufstehen. Stattdessen jedoch ziehe ich mir meine Schuluniform an und mache mich bereit für die dazugehörige Feier. Ich schnüre gerade meinen Gürtel fest, als meine Mutter hereinkommt. Sie schaut mich erst ein wenig ungläubig an aber lächelt nach ein paar Sekunden. So formell sah ich seit Jahren nicht mehr aus, wahrscheinlich war sie einfach verwundert über den Anblick, der sich ihr bietet. Es ist schwierig für mich, mich fertig zu machen. ich betrachte meine Haare im Spiegel, checke ob mein Hemd sitzt. Und immer wieder schweifen meine Gedanken in Asahi's Richtung ab. Verdammt, wie oft kann man an einem Vormittag an eine einzelne Person denken? Es ist nicht mehr daran zu zweifeln, dass ich ihn liebe. Das ist eindeutig. Daran war auch nie zu zweifeln. Und irgendwo tief in mir gibt es auch noch einen kleinen Hoffnungsschimmer, dass er mich eines Tages wieder kontaktieren wird. Von sich aus, weil ich es nicht tun werde. Irgendwo besteht diese Hoffnung, dass ihm doch noch etwas an mir liegt und er mich nicht aufgegeben hat. Meine Mutter sagt mit Tränen in den Augen und einem stolzen Lächeln auf den Lippen: „Yuu, ich kann einfach nicht glauben, dass es schon soweit ist. Du bist viel zu schnell gewachsen, aber naja, so groß bist du ja nicht geworden". Ich muss mir ein Schmunzeln verkneifen. Selbst heute schafft sie es selbst mich mit ihrer sonnigen Atmosphäre zu umgeben. Auch sie hat sich fein gemacht. Ihr Körper wird von einem schwarzen enganliegenden Kleid umspielt, jedoch ohne dabei zu aufreizend, für den Anlass, zu sein. Darüber trägt sie ein dunkelblaues Jackett. Ihre dunkelbraunen langen Haare hat sie zu einem ordentlich hergerichteten Dutt zusammengebunden. In ihren Augen liegt der liebende Stolz einer Mutter, ohne jegliche Zweifel. Unsere Ähnlichkeit ist bei einem Blick in den Spiegel unverkennbar. „Nach all den Jahren hackst du immer noch auf meiner Größe rum. Ich bin doch seit mehr als einem Jahr größer als du.", gebe ich neckisch zurück. Nun lächele ich doch ein ehrliches Lächeln. Sie gibt mir ein wenig von der Freude zurück, die eigentlich zu einem Abschluss dazugehört. Schließlich ist sie auch mein größter Unterstützer und Beschützer, heute sowie früher. Sie gibt mir Kraft. Sie hat schon immer eine sehr bedeutende Rolle in meinem Leben gespielt, nicht nur als Mutter, aber auch darüber hinaus. All diese Jahre, nur um jetzt endlich abzuschließen. Nicht auf Asahi bezogen, aber auf die Schule. Ihn habe ich schließlich das letzte Mal „erst" vor einem Jahr gesehen. Ich fühle mich plötzlich wieder schwer und träge und schneller als ich versuchen kann mein Lächeln zu halten, übermannt mich meine Trauer. Meine Mutter bemerkt es, wie aus einem Instinkt heraus. Sie sieht mich besorgt an und fragt lediglich: „Azumane, nicht wahr?". Ich nicke nur und sie zieht mich in ihre Arme. Es ist eine zärtliche, unaufdringliche Umarmung, man spürt die Liebe und Fürsorge dahinter. Sie scheint in dieser Situation die Einzige zu sein, die mich wirklich versteht. Weil sie dasselbe durchgemacht hat. Eine Träne läuft meine Wange herunter. Herrgott im Himmel, jetzt bloß nicht weinen. Nicht schon wieder. Allmählich ermüdet mich dieses ständige Geheule selbst.„Ich kann dich so gut nachvollziehen. Ich weiß, wie du dich fühlst, glaub mir. Aber du schaffst das, mein Engel. Du bist stark. So unglaublich stark.", versucht sie mich zu beruhigen. Mein Herz fühlt sich zerstört an, als hätte es mir jemand herausgerissen und 1000 Kugeln hindurchgejagt. Sie lässt wieder von mir ab und lächelt mich traurig an. Sanft nimmt sie meine Wange in ihre Hand und streicht mit ihren Daumen über meine Haut.Flüsternd bittet sie mich: „Lass uns nach unten gehen. Papa wartet bestimmt schon auf uns". Schließlich steigen wir ins Auto zu Papa und machen uns auf den Weg zur Schule. Ich wünschte, ich könnte heute die Freude aufbringen, die ich früher verspürt habe bei dem Gedanken an das Ende meiner Schulzeit. Ich wünschte, ich hätte diese Leichtigkeit von früher zurück. Irgendwie mangelt es mir sit einiger Zeit nicht nur an Selbstbewusstsein, sondern auch an Emotionen.Die ganze Fahrt über bete ich, dass das hier so schnell wie möglich vorbei ist und ich wieder nach Hause kann. Allein der Anblick der vielen Menschen, als wir in die Nähe des Schulgebäudes kommen, behagt mir überhaupt nicht. Mir wird übel und als wir durch das Tor der Karasuno High treten wünsche ich wirklich, ich wäre tot. Meine Mutter nimmt meine Hand und stärkt mich mit den Worten: „Desto schneller dahin, desto schneller davon.". Aus der Ferne erspähe ich nach kurzer Zeit eine mir sehr vertraute Silhouette, die sich lächelnd mit einer meiner Mitschülerinnen unterhält. Eine zu vertraute Silhouette. Ich stutze und möchte glauben, ich träume. Doch so sehr, wie ich auch versuche meine Augen vom Gegenteil zu überzeugen, das Bild vor ihnen verändert sich nicht. Plötzlich dreht sich die Gestalt um und hält mit dem Blick auf meiner Höhe inne. Ein kalter Schauer durchfährt mich und auch er sieht so aus, als würde ihn der Blitz getroffen haben. Am liebsten würde ich rennen, doch mein Körper scheint sich nicht bewegen zu können. Die Panik ergreift mich, als er jetzt auch noch näher kommt. Ich bin wie paralysiert. Dann kommt er mir so nahe, dass ich sein Gesicht deutlich erkenne.

till forever falls apart//asanoyaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt