* Lina *
Meine Gastfamilie war wirklich super. Die Mutter der Familie hieß Sara und sie war wirklich super locker. Man konnte ihr ansehen, wie sehr sie ihre Kinder liebte und dass sie alles für sie tun würde. Allerdings erkannte man auch, dass sie erschöpft und verzweifelt war, denn sie war kaum älter als ich. Sie hatte mir erzählt, dass Luka nicht geplant war und Filip und sie schon mehrmals kurz vor Trennung standen. Die Anspannung konnten auch die Kinder spüren, aber die jungen Eltern hatten bisher noch keine Lösung für das Problem, welches zwischen ihnen stand, gefunden. Sara meinte, dass es vielleicht daran lag, dass sie so früh schwanger wurde. Die beiden kannten sich zu dem Zeitpunkt gerade erst ein halbes Jahr und konnten ihre Jugend nie gemeinsam ausleben. Manchmal waren es die unausgesprochenen Worte, die einem in Weg lagen und über die man immer wieder stolperte. Wir kamen sehr gut miteinander aus, aber sahen uns unter der Woche selten, da sie immer unterwegs war.
Ihr Verlobter Filip strahlte genau die selbe Wärme aus, dennoch hatte ich großen Respekt vor ihm, denn er hatte irgendwas einnehmendes an sich. Die beiden arbeiteten viel, um ihren Kindern alles zu ermöglichen, aber an Zeit mangelte es ihnen deutlich. Filip war oft auf Geschäftreisen und selten im Haus, weshalb sie froh waren, dass ich da war. Und ich war gerne hier.
Auch die dreijährige Alma war eine kleine Strahlemaus, genau wie ihr Bruder Luka. Bereits in meinen ersten Tagen hatte ich gelernt, dass ein Großteil der Menschen hier aktiv Skispringen verfolgte. So zum Glück auch der kleine Luka und sein Vater, welcher mir zu Beginn eine Tour durch den Ort gegeben hatte. Der hatte außer seiner wunderschönen Landschaft übrigens nicht so viel zu bieten, aber es gab trotzdem überall etwas zu entdecken. Die Schönheit de Natur war unendlich und, wenn man zum ersten Mal an einem Ort war, dann fand man immer neue schöne Sachen, weil man aufmerksamer durch die Gegend zieht. In seiner Heimat kannte man jeden Weg. Zumindest glaubte man das, aber es gab immer etwas zu erforschen und immer irgendwelche Wege, die man noch nie weiter gegangen war, weil man nicht wusste, wohin sie führten. Min Weg hatte mich nach Dolenja Vas verschlagen. Trotz der Naturvielfalt war es ein ziemlich ödes Dorf, vorallem im Sommer. Aber man konnte wirklich alles binnen einer Stunde mit dem Auto erreichen. Seien es Aquaparks, jegliche Seen, andere Länder oder Zoos. Es war alles nicht weit, aber dennoch anstrengend mit zwei Kleinkindern. Ich hatte rausgefunden, dass es in der Nähe einen See gab, zu dem man nur eine Viertelstunde fahren brauchte. Obwohl ich am Wochenende meistens frei hatte, bot ich Sara und Filip an, Luka und Alma mitzunehmen, denn was sollte ich denn allein am See? Es sollte ein unglaublich warmer Tag werden und die Kinder konnten ja nicht jeden Tag im Pool der Familie baden. Auf Dauer wurde ihnen das sicher auch zu langweilig und ich würde auch etwas neues sehen.
Ich hatte ein großes Zimmer mit eigenem Bad in ihrem schönen Haus. Darin gab es einen Fernseher, einen Schreibtsich, einen Kleiderschrank, ein Bett, ein Sofa, eine Kleiderstange und ein Bücherregal. Es war wirklich nicht schwer sich hier heimisch zu fühlen.
Heute hatte ich den Vormittag allein mit Luka verbracht. Wir hatten ein Picknick veranstaltet und eine Fahrradtour damit verbunden. Danach waren wir mit den Rädern in einer Gaststätte, um Mittag zu essen und fuhren nun damit Alma abholen, welche bei einem Freund zu Besuch war. Luka hatte die Orientierung, sodass ich wohl oder übel einem fünfjährigen folgen musste.
"Ludvik ist noch so klein wie Alma.", informierte er mich. "Aber sein Papa ist der Coolste!", fügte er grinsend hinzu.Völlig durchgeschwitzt kamen wir am Haus an und stiegen von den Rädern ab.
Luka warf das Rad achtlos hin und klingelte schon an der Tür, während ich es sorgfältig abstellte und mich neben ihn stellte. Als die Haustür aufging, klappte mir beinahe die Kinnlade hinunter und ich musste kurz blinzeln, um sicher zu stellen, dass ich nicht halluzinierte. Im Türrahmen stand niemand anderes als Peter Prevc. Ludvik, na klar. Alma war mit seinem Sohn zum Spielen verabredet gewesen. Das hätte Luka mir ruhig mitteilen können. Er grinste mich schelmisch an, als würde er soeben meine Gedanken lesen können."Hi, Luka. Wen hast du denn da mitgebracht?", fragte Peter freundlich und schlug mit ihm zur Begrüßung ein.
"Das ist Lina, unser neuer Babysitter.", stellte er mich vor und Peter gab mir höflich die Hand.
"Peter.", sagte er knapp. Ich weiß, dachte ich mir. Es kostete mich große Überwindungskraft, um so zu tun, als wäre ich komplett unbeeindruckt von dieser Situation.
"Kommt rein.", sagte Peter und ließ uns ins Haus.Es war ein schönes gemütliches Haus im ländlichen Stil. Die Wände waren hell und die Decken hoch. Und überall hingen Bilder und Medaillen. Staunend blickte ich mich um und folgte den Jungs in das Wohnzimmer, in welchem Alma mit Peters Sohn spielte.
"Die beiden sind zuckersüß", kommentierte Peter als die beiden mit Lego Duplo hantieren. Ludvik sah ihm unglaublich ähnlich, sie hatten fast die selben Gesichtszüge.Als Alma mich erkannte, rannte sie auf mich zu. "Liiiiiiiinaaaa", begrüßte sie mich mit einer Umarmung und ich nahm sie auf den Arm.
"Hilfst du Ludvik noch beim Aufräumen?", bat ich Alma und sie nickte, als ich sie runterließ.
"Ach quatsch, ich mache das schon.", winkte Peter ab und ich gab mir große Mühe nicht den Pädagogen aus mir raushängen zu lassen."Ist Sara schon da?", hörte ich es von der oberen Etage rufen und Peter lächelte liebevoll. Man hörte, wie Peters Frau die Treppen hinablief.
"Es ist nicht Sara.", informierte Peter, aber da stand Mina schon im Wohnzimmer. Für einen Moment schien sie verwundert, ehe sie mich freundlich begrüßte.
"Hi, ich bin Mina. Du bist bestimmt Saras neues Au-Pair Mädchen, weil sie nie Zeit hat.", sprach sie und ich nickte.
"So ungefähr. Ich heiße Lina.", stellte ich mich vor."Ich habe Ludvik versprochen mit ihm Eis essen zu gehen, vielleicht wollt ihr ja mitkommen?", fragte Mina an uns drei gerichtet und zwei funkelnde Kinderaugenpaare sahen mich an.
"Biiiitte Lina.", bettelten sie und ich nickte einverstanden.
"Aber erst nach dem Mittagsschlaf.", zwinkerte ich. Verfluchte innere Pädagogin.
Mina lächelte und schrieb ihre Handynummer auf einen Zettel, welchen sie mir überreichte."Schreib mir einfach, wenn ihr wach seid.", sprach sie freundlich und ich nickte.
"Das mache ich.",versprach ich und verabschiedete mich. Ich sammelte die Kinder ein und setzte Alma auf ihren Sitz, welcher an dem Fahrrad von Sara, welches ich benutzen durfte, befestigt war. Zum Glück fuhren wir nur eine Viertelstunde bis zu dem Haus, in dem ich momentan lebte. Ich wohnte fünfzehn Minuten mit dem Rad von Peter Prevc entfernt. Mein lieber Schollie!Als wir angekommen waren, brachte ich Alma schnell ins Bett. Sie brauchte den Schlaf unbedingt noch, um den Resttag zu überstehen, aber Luka würde sowieso kein Auge zu machen. Trotzdem sollte er ebenfalls eine Ruhepause einlegen, um sich ein wenig runterzufahren. Wir legten uns zusammen auf die Couch und ich las ihm aus einem Buch vor, welches er sich ausgewählt hatte. Vorher schrieb ich Mina noch eine Nachricht und wir vereinbarten einen Treffpunkt.
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Bigger than the whole sky {Domen Prevc}
FanfictionLina hatte sich dazu entschlossen, nach ihrer Ausbildung einige Monate nach Slowenien zu gehen und dort zu arbeiten. Auf diese Idee kam sie durch das Skispringen, welches sie aktiv im Fernsehen verfolgte. Wie es der Zufall wollte, landete sie in K...