Kapitel 12

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Oikawa PoV
By Unspoken0702

Nervosität, aber auch unendliche Vorfreude rannten Kopf an Kopf in einem Sprint durch mein Nervensystem und ich konnte mich nicht entscheiden, wer von ihnen die Oberhand auf dem Weg zurück in meine Wohnung gewann.

So gerne ich auch meinen Bodyguard sofort in eine dunkle Gasse gezerrt und für ihn auf meine Knie gefallen wäre, um ihn mit meinem Mund zu verwöhnen, wusste ich ganz genau, dass wir nun vorsichtig sein mussten, um nicht wieder erwischt zu werden.

Und so hatte ich mich, nachdem Hanamaki-san uns abgesetzt hatte, von Iwaizumi verabschiedet und war in den Aufzug gestiegen, der mich in die sechste Etage brachte.

Obwohl ich schon unzählige Male auf diesem Weg zu meiner Wohnung zurückgekehrt war, fühlte es sich heute irgendwie ganz anders an, wusste ich doch, dass Iwaizumi unten auf mich wartete. Matsukawa sollte keinen Verdacht schöpfen und glauben, dass ich nach dem Date mit Aoki alleine nach Hause zurückgekommen war.

Der Lift hielt an und ich trat in den Flur hinaus. Mit zittrigen Fingern suchte ich die Schlüsselkarte aus meinem Portmonee heraus und überlegte kurz der Überwachungskamera über meinem Eingang den Finger zu zeigen, doch ich entschied mich dagegen, denn ich wollte keine unnötige Aufmerksamkeit auf mich ziehen und trat in die dunkle Wohnung ein.

Seit meinem Debut als Idol-Star war es mein Zuhause, doch nach Matuskawas groben Eingriff in meine Privatsphäre fühlte ich mich in meinen eigenen vier Wänden nicht mehr sicher und hatte ständig das Gefühl beobachtet zu werden.

So unauffällig wie möglich bewegte ich mich durch den Raum und betrat das dunkle Schlafzimmer. Ich hoffte sehr, dass mein Manager noch etwas Anstand besaß und mir wenigstens hier nicht heimlich nachspionierte.

Ich schaltete das Licht nicht ein, orientierte mich problemlos im dunklen Raum, in dem die einzige Lichtquelle die unzähligen Lichter der Stadt waren, die von draußen hinein leuchteten.

Eilig tauschte ich mein Designer Outfit gegen eine schwarze Jogginghose und einen übergroßen grauen Hoodie, bevor ich an mein Fenster trat, an dem eine Feuertreppe ins Erdgeschoss führte.

Bedrohlich heftig peitschte mir der Wind um die Ohren, als ich das Fenster öffnete und zunächst nur meinen Kopf rausstreckte. Wohlwissend, dass mich nur das glänzende Metallgitter davon abhielt, viele Meter in die Tiefe zu stürzen, kletterte ich hinaus. Nichts konnte mich aufhalten.

Das metallische Geräusch unter meinen Turnschuhen klang laut in meinen Ohren und wurde von dem Wind in die Nacht hinausgetragen, als ich mit dem Abstieg begann.

Ich zog meine Kapuze tiefer ins Gesicht und hoffte sehr, dass keiner meiner Nachbarn mich bemerkte. Aufgeregt stieg ich immer weiter hinab und eine schon lang vergessene Euphorie machte sich in mir breit, die das beklemmende Gefühl, das ich den ganzen Abend verspürt hatte, vollständig auslöschte.

Wie ein Tier im Zoo eingesperrt hinter dickem Glas, zum Vergnügen der anderen, hatte ich Aoki gegenüber gesessen. Ausgeliefert und mit einem festen Knoten im Magen war ich mir der vielen Menschen vor dem Lokal mehr als bewusst gewesen, die jede Geste, jeden Blick und jede Berührung beobachteten.

Und während ich Aokis medienwirksame Zärtlichkeiten ertrug, hatte es mich meine ganze Kraft gekostet, nicht zum Fenster zu gucken. Denn dort stand alles, was ich wollte, direkt vor meiner Nase und doch unerreichbar. Wie eine Festung hatte Iwaizumi die aufgeregte Menge draußen in Schach gehalten, während ich drinnen nicht damit aufhören konnte, an sein Versprechen zu denken: dass er für mich da war und mich beschützen würde.

Beyond the Lights || Iwaizumi x OikawaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt