THE LAST GRAND PRIX // 🪐

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[august]

.ೃ࿐ 📍 new york city, usa

the call. / ☎️
accept dismiss

ELENA gähnte leise und hob das Handy an ihr Ohr. Sie war dabei, sich ein Avocado Toast zu belegen, um zumindest halbwegs gut in den Tag zu starten. Ganz gelang das um diese Uhrzeit ohnehin nicht, dafür hätte sie mehr Schlaf gebraucht als nur die provisorischen vier Stunden.

In NEW YORK war es gerade nicht einmal sieben Uhr, in PARIS war es bereits mittags. Und normalerweise war ELEANOR LEFEVRE um diese Zeit damit beschäftigt, in Meetings für das Modeimperium der Familie Lefevre zu sitzen. Nicht damit, ihre Tochter anzurufen, die sich um diese Zeit noch im Halbschlaf befand.

„Hallo, maman", begrüßte Elena ihre Mutter. „Guten Morgen, ma chérie. Hast du gut geschlafen?" Elena blinzelte, während sie die Hälfte ihres Toasts umklappte und versuchte den ekligen, morgendlichen Geschmack im Mund mit etwas Wasser herunterzuschlucken. „Ja. Zu kurz allerdings", murmelte sie. „Gibt es einen bestimmten Grund, weshalb du anrufst? Nicht, dass ich nicht wahnsinnig gerne mit dir rede, aber ist eine ungewöhnliche Zeit für dich."

Sie hörte ihre Mutter, die sie meistens mit ihrem Vornamen ansprach, seufzen und machte sich bereits für das Schlimmstmögliche bereit — was auch immer das sein könnte. „Elena, hör zu", begann Eleanor nun mit starker Stimme. Ihre Chefinnen-Stimme. Elena hörte zu. Und sie setzte sich auf den Stuhl, der neben dem Tisch in ihrer kleinen Küche stand, denn wenn ihre Mutter so begann, konnte das eigentlich nichts Gutes bedeuten.

„Die letzten Wochen waren wahnsinnig anstrengend und ich will es ganz kurz und schmerzlos machen. Dr. Mathieu sagt, ich habe vermutlich ein Burnout und ich befürchte, er hat recht." Das würde zumindest ihre zunehmende Gereiztheit erklären. „Ich habe gestern Abend beschlossen, für ein paar Wochen in ein Wellness Resort nach Alicante zu gehen. Ich weiß nicht, wie lange ich Zeit für mich brauche, oder ob ich überhaupt wieder das gleiche Pensum an Arbeit annehmen werde, dass ich jetzt gerade habe. Aber das heißt mindestens für einige Wochen musst du LEFEVRE führen. Als CEO. Michel weiß schon Bescheid und hat alles vorbereitet, nur die Papiere müssen noch von dir unterzeichnet werden. Du bekommst vorübergehend alle Rechte zugesichert, die ich bis jetzt hatte. Es ist ohnehin deine Bestimmung, Lefevre irgendwann zu übernehmen. Nun passiert das eben ein bisschen früher." Sie sagte das so nonchalant, als handle es sich nur darum, für einen Tag auf die Siamkatze ihrer Mutter aufzupassen.

Gott sei Dank hatte sie sich hingesetzt. Das Avocado Toast starrte ihr hämisch entgegen. Die Worte ihrer Mutter kamen nur langsam bei ihr an. Plätschernd, wie bei einem Wasserhahn, aus dem Hin und Wieder ein Tropfen in das Spülbecken platschte. Das konnte doch nicht Eleanors Ernst sein? Hypnotisch sah sie weiter auf das Toast, dass ihr gerade wie die einzige Sache vorkam, die Sinn ergab.

„Ich— Ich bin in New York", stammelte sie hilflos und schaute kurz aus dem kleinen Fenster über dem Herd, das auf die Fassaden der Hochhäuser blicken ließ. Sie liebte die Stadt. Das Leben in ihr. Das niemals schlafen. „Ich habe bereits einige Telefonate getätigt, du kannst problemlos das Semester als Fernstudium abschließen und das Studium danach in Paris fortführen. Die Wohnung behältst du trotzdem, immerhin wirst du nicht allzu selten in New York sein. Die Fashion Week steht ja auch bald an — aber das weißt du ja. Dieses Mal läufst du eben nicht, sondern bist dort um Lefevre zu vertreten — auch mal eine Abwechslung."

Elena war sprachlos. Alles an diesem Telefonat war absurd. Alles. Ihre Mutter, die beschloss, als CEO zurückzutreten — und wenn Eleanor Lefevre eines tat, dann war es, ihre Fashion Brand und das Familienunternehmen bedingungslos zu lieben — und sie an ihre Stelle zu setzen. Etwas, das Elena zwar erwartet hatte, aber ungefähr in fünfzehn Jahren, frühestens. Es war absurd, dass sie ihr all das erklärte, indem sie Elena vor vollendete Tatsachen stellte. Sie fragte nicht. Es war einfach so. Sie entschied über ihren Kopf hinweg über ihr Leben. So war Eleanor.